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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Mutter und deinen Vater und … alles. Ich weiß, dass ich dir fehle. Aber ich tue mein Bestes, glaub mir. Ich werde mich ändern.«
    Niklas verschränkte die Arme und funkelte ihn wütend an.
    »Du sagst also, du weißt, wie das für mich ist?«, meinte er. »Du hast doch gar keine Ahnung. Aber den dicken Macker machen, das kannst du. Woher willst du wissen, was bei mir los ist? Dafür müsstest du mal mit mir reden. Aber wann hast du schon mal Zeit für mich?«
    »Ich weiß ja. Pass auf, die Mordermittlung …«
    »Ja, ja. Irgendwas ist immer. Nie bist du da, nie ist auf dich Verlass.«
    »Niklas, bitte …«
    »Dieter ist immer für mich da. Ganz egal, was bei ihm in der Kanzlei los ist. Zu dem kann ich immer kommen.«
    Keller glaubte sich verhört zu haben. Doch Niklas war noch nicht fertig.
    »Kein Wunder, dass Mama dich nicht mehr haben wollte«, sagte er. »Was hat man denn von dir? Sprüche klopfen, das kannst du, und einem die Hütte vollstinken mit deinen ekligen Zigaretten. Aber wenn man dich braucht, bist du Lichtjahre entfernt.«
    Jedes Wort war wie ein Faustschlag in den Magen. Keller wurde übel. Er war unfähig, etwas zu sagen.
    »Weißt du was, Papa? Ich brauche dich nicht mehr. Das habe ich mir längst abgewöhnt.«
    Hinter ihnen erklang plötzlich ein ohrenbetäubendes Hupen. Ein Bus der Stadtwerke wollte an das Bushäuschen heran. Kellers Wagen versperrte den Weg. Im totalen Halteverbot.
    »Mein Zug fährt gleich. Ich muss los.«
    »Aber das Spiel …«
    »Ach, weißt du, Papa, ich wollte es dir nicht sagen, aber ich steh schon lange nicht mehr auf Schalke. Ich bin jetzt Dortmund-Fan. Wie Dieter.«
    Damit drehte er sich um und ließ Keller an der Haltestelle zurück, mit einem wild hupenden und gestikulierenden Busfahrer, der kurz davor war, durchzudrehen.
    Guido Gratczek brauchte eine Weile, bis seine Wut verflogen war. Ein strammer Marsch über das angrenzende Universitätsgelände, ein paar tiefe Atemzüge und schließlich die Treppenstufen ins oberste Stockwerk des Krankenhauses. Oben angekommen, stellte er sich zunächst ans Fenster und blickte hinaus. Unter ihm der Grüngürtel, die Innenstadt und mittendrin der Kölner Dom. Alles bei klarer Luft und in blasses Winterlicht getaucht. Jetzt endlich beruhigte er sich wieder. Sollte Keller doch machen, was er wollte. Er würde sich schon etwas einfallen lassen, ihm das heimzuzahlen.
    Dann hielt er nach dem Schwesternzimmer Ausschau. Es herrschte Betriebsamkeit auf dem Flur. Überall Familien mit Kindern, Rollstühle und Verpflegungswagen, ältere Menschen mit Blumengebinden und Kranke, die ihre Infusionsständer spazieren fuhren. Schließlich entdeckte er das Schwesternzimmer. Die Tür stand offen, im Innern war jedoch keiner zu sehen. Er klopfte gegen den Türrahmen.
    »Hallo? Ist hier jemand?«
    Zögerlich trat er ein, doch im Zimmer war niemand.
    Plötzlich erklang eine laute und durchdringende Stimme hinter ihm: »Sie dürfen hier nicht rein! Was fällt Ihnen ein?«
    Eine Schwester war aufgetaucht. Groß und schlank, mit einem hageren, abgekämpften Gesicht und streng zurückgebundenen Haaren. Sie stellte sich ihm in den Weg und drängte ihn zurück zum Ausgang.
    »Jetzt warten Sie doch!«, rief er. »Ich bin von der Polizei. Mein Name ist Guido Gratczek.«
    Er zog seinen Ausweis hervor und hielt ihn ihr unter die Nase. Sie kniff misstrauisch die Augen zusammen.
    »Wir machen hier nur unseren Job«, sagte sie dann. »Was konkret werfen Sie uns vor?«
    »Gar nichts. Ich möchte nur ein paar Fragen stellen. Vor einem halben Jahr hatten Sie hier einen Patienten namens Fritz Schulte-Stein. Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Können Sie sich an ihn erinnern?«
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem Kittel. »Wir dürfen keine Auskünfte über unsere Patienten geben. Sie müssten das eigentlich wissen.«
    Du liebe Güte, was für eine Wetterhexe, dachte Gratczek.
    »Ich will ja gar keine Auskünfte über den Patienten und seinen Krankheitsverlauf. Ich will nur wissen, ob Sie sich an ihn erinnern. Ich habe hier ein Foto von Herrn Schulte-Stein. Erkennen Sie ihn?«
    Er zog das Bild hervor, das die Töchter von Fritz Schulte-Stein ihm gegeben hatten, und zeigte es ihr. Sie warf einen flüchtigen Blick darauf und fixierte ihn dann wieder misstrauisch.
    In diesem Moment kam ein junger Pfleger herein. Er bemerkte die beiden, zwinkerte Gratczek zu, nahm eine Akte vom Schreibtisch und verschwand wieder.
    »Wissen Sie eigentlich, wie viele

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