Duett der Liebe
eine Erklärung, also fuhr sie fort: „Ich übe lieber im stillen Kämmerlein, um dann später das Ergebnis vorzuführen, wenn es denn eins gibt.“
„Ich wollte Sie nicht einschüchtern“, sagte er.
Es erschien ihr ungerecht, dass er sich verantwortlich fühlte, zumal ihre Unsicherheit nicht so sehr mit dem Klavierspiel als mit der Nähe seines Körpers zu tun hatte. „Es liegt nicht an Ihnen“, log sie, „sondern an mir.“
„Mit einem Lehrer ist es leichter“, versicherte er ihr.
Nachdenklich betrachtete sie die Mädchen, die ungewöhnlich still waren. Wenn sie ablehnte, waren sie vielleicht von ihr enttäuscht.
Brooke versuchte, eine andere Ausrede zu finden. „Sie haben sicherlich Recht, aber auch viel Wichtigeres zu tun, als mir die richtige Fingerhaltung beizubringen, damit ich Greensleeves spielen kann.“
„Nicht wirklich.“ Es war deutlich zu sehen, dass seine Antwort sie überraschte.
„Das Einzige, was ich im Moment wirklich dringend erledigen müsste, ist das Auspacken der Umzugskisten. Ihnen stattdessen Unterricht zu geben ist eine wunderbare Gelegenheit, das noch ein wenig hinauszuschieben.“
„Na, wenn das so ist…“ Brooke hob die Hände und machte in der Luft ein paar Fingerübungen. „Ich bin bereit.“
Das Kichern der Mädchen und ein breites Lächeln von Tyler belohnten sie.
Vierzig Minuten später saß Tyler immer noch dicht neben ihr auf der Klavierbank, und Brooke musste zugeben, dass Heather und Granny mit ihren Anspielungen vielleicht doch nicht so falsch lagen. Wenn der erste Mann, mit dem sie sich nach jahrelanger Enthaltsamkeit wieder abgab, Ähnlichkeit mit Tyler Breckinridge hatte, würde es vielleicht sogar eine angenehme Erfahrung werden.
Mit unglaublicher Geduld arbeitete er darauf hin, dass sie zumindest dieses eine Stück ähnlich ergreifend zu spielen lernte wie er.
Nach mehreren Versuchen lehnte Tyler sich zurück und betrachtete Brooke nachdenklich. Sie gab sich einfach zu viel Mühe und war zu befangen. „Noch einmal“, sagte er freundlich. „Aber diesmal stehen Sie sich nicht selbst im Weg.
Niemand wird Sie benoten. Das hier ist nur zu Ihrem eigenen Vergnügen.“
Einladend deutete er auf das Klavier.
Na gut, vielleicht hatte er Recht. „Halten Sie sich die Ohren zu“, verlangte sie.
Wieder lehnte er sich zurück. „Vergessen Sie mich einfach. Ich bin gar nicht hier.“
Du hast gut reden, dachte sie.
„Bist du doch, Daddy. Ich seh dich genau“, sagte Tiffany.
Treffer, dachte Brooke grinsend.
Dennoch legte sie die Hände auf die Tasten. Sie empfand es als Ehrensache, nicht aufzugeben, bevor sie so spielte, wie er es sich vorstellte. Zumindest dieses eine Stück wollte sie richtig beherrschen.
Sie schloss die Augen, sammelte sich und begann zu spielen. Als sie sie am Ende des Stücks wieder aufmachte, sah sie, dass er anerkennend nickte.
Es bedeutete ihr unglaublich viel, auch wenn sie nicht erklären konnte, warum.
Das Erfolgserlebnis hatte dieselbe Wirkung auf sie wie Champagner.
Nach ein paar Sekunden begann er zu klatschen. „Na, wie fühlte sich das an?“
Euphorisch blickte Brooke auf ihre Hände. Natürlich gebührte ihm die Ehre dafür, nicht ihr. Sie hatte ihn nur nachgeahmt. „Als ob ich mit den Händen eines anderen gespielt hätte.“
Er nahm ihre Hand in seine und tat so, als betrachte er sie eingehend. „Nein, sieht so aus, als wäre es noch immer Ihre. Sie haben das geschafft.“
Auch ihm war die Freude deutlich anzusehen, als er ihr in die Augen blickte. „Es gibt in der Musik nichts, was Sie nicht schaffen könnten, wenn Sie wirklich wollen.“
Auf einmal wurde ihm klar, dass er nicht nur die Hand einer Schülerin hielt, sondern ihre. Brookes Hand. Und dass es einen Unterschied machte.
Schnell ließ er sie los. „Das war ein wunderbarer Start für die erste Stunde.“
Überrascht blickte sie ihn an. „Die erste? Gibt es denn noch mehr?“
Er hatte nicht geplant, ihr Unterricht zu geben, doch die Vorstellung hatte ihre Reize. Sie war eine gelehrige Schülerin, und es gefiel ihm, wie sehr ihr Erfolg sie freute. „Wenn Sie mögen.“
Die Drillinge hatten jetzt offenbar das Gefühl, dass sie lange genug geduldig gewesen waren, denn sie drängten sich nun um die Klavierbank.
„Jetzt spielt etwas zusammen“, schlug Bethany vor.
„Nur nicht Greensleeves“, fügte Tiffany hinzu.
Lachend schüttelte Brooke den Kopf und blickte Tyler fragend an. Er nickte. Also gut, wenn er bereit war, würde sie nicht
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