Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Körperlänge ist er das – noch. Aber in jeder anderen Hinsicht ist er größer, als ich es jemals sein will oder kann.“
Connor lächelte in sich hinein. Anscheinend gefiel ihm meine Sichtweise über seinen Sohn. Kein Wunder, mir gefiel sie ja auch.
„Aber ich denke nicht, dass er schon ausgewachsen ist. Eines Tages wird er mich ganz sicher einholen. Zumindest, wenn ich bedenke, wie groß sein Vater ist!“
Nun lachte Connor. „Seine Eltern sind beide nicht klein, von daher könntest du recht behalten.“
~*~
Die Vollnarkose war okay, ich schlief friedlich ein, wachte irgendwann wieder auf und fühlte mich ganze fünf Minuten lang benommen, danach ging es mir so gut, als hätte ich ein Jahr lang geschlafen. Ich war kein bisschen k.o. und wollte gleich in die Trainingshalle, die Kehl mir gestern Abend noch gezeigt hatte.
„Nein, Etienne, zuerst müssen wir reden“, sagte der Forschungsleiter und setzte sich mit ernstem Gesicht neben mich.
„Aha? Gibt es etwa schon Ergebnisse?“
Kehl nickte. „Wir haben dein Blut bereits analysiert, soweit es uns möglich war. Insgesamt wurden, wie versprochen, nur vier Milliliter entnommen, um dir möglichst geringe Schäden zuzufügen …“
Gespannt sah ich ihn an. „Ja, das weiß ich doch. Was haben Sie herausgefunden?“
„Nun ja, natürlich laufen gerade noch einige Tests. Die PCR braucht noch, danach lassen wir Gele laufen, gleichzeitig sitzen drei Leute daran, dein Blut nach seinen Bestandteilen zu trennen und analysieren.“
„Aber?“
Er lächelte jetzt, als er meine besorgte Miene sah. „Keine Sorge, es ist nur verwirrend für uns … Deine gesamten Organe, das haben die Auswertungen der Magnetresonanztomographie gezeigt, sind in bestem Zustand. Keinerlei krankhafte Veränderungen, keine Ablagerungen in deinen Adern, keine in deinen Nieren … dein Körper ist frei von jeglichen altersbedingten Einflüssen. Wenn deine Organe also mal gealtert sein sollten, wurde dieser Prozess umgekehrt.“
„Umgekehrt?“, echote ich.
Wieder nickte er. „Du bist kerngesund, Etienne! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass du komplett in einem Genlabor designt wurdest.“
Ich war sprachlos. Ich hatte doch jeden einzelnen verlorenen Blutstropfen als Qual gespürt! Hatte gefühlt, wie meine Organe reagierten, mein Herz an Kraft verlor und ich alterte!
„Es muss einen Grund dafür geben, denn wenn dein Blut die Alterung bei anderen aufheben kann, ist es genauso gut möglich, dass irgendetwas diesen Prozess bei dir umkehrt. Unsere Aufgabe ist es jetzt, ebendiese Substanz zu finden.“
„Das … klingt doch gar nicht so schlecht“, murmelte ich.
„Nein, das klingt tatsächlich sogar sehr gut! Denn es bedeutet, dass du nicht, wie von Yves befürchtet, einfach so wegen eines Blutverlusts an Altersschwäche sterben wirst.“
Ich grinste ihn an. „Danke, das ist echt cool! Auch wenn ich keine Ahnung habe, wer oder was daran beteiligt sein könnte …“
Das stimmte nicht ganz, denn eine total kindische Hoffnung oder Idee erwachte in mir. In dieser war Yves der Grund. Irgendetwas, das mit der Verbindung zu tun hatte. Die Vorstellung war romantisch und albern, das wusste ich durchaus, aber wenn Kehls Messergebnisse stimmten, war diese Fantasie so gut wie jede andere.
Nein, sie war die beste!
„Willst du dich dann jetzt erst ausruhen?“
„Wieso?“
„Du hattest eine mehrstündige Vollnarkose, da wäre es durchaus ratsam, heute nichts Gewaltiges mehr anzustellen.“
„Ich fühle mich super, Doktor Kehl, ehrlich! Es ist, als hätte mein Körper während der Narkose ein Bodybuilding absolviert …“
„Hm, jedenfalls siehst du deutlich fitter aus als gestern …“ Nachdenklich musterte er mich, während ich neben ihm herumzappelte. Ich hatte so viel Energie in mir, die musste ich jetzt irgendwie loswerden. Am besten mit den anstehenden Tests im Trainingslabor.
„Dann kann ich jetzt rübergehen?“
Kehl nickte nach einem weiteren Zögern. „In Ordnung, aber sobald du auch nur das leiseste Anzeichen von Unwohlsein spürst – Schwindel, Sternchen vor den Augen – wirst du es den Leuten dort sagen und aufhören, versprochen?“
„Ja, versprochen.“ Ich hatte nun wirklich kein Interesse daran, meine gerade zurückgewonnene Energie aufs Spiel zu setzen!
Er entließ mich und ich machte mich auf den Weg durch die Flure des Labors. Die Klinikabteilung lag im ersten Stock, deshalb musste ich über die Treppe zurück nach unten
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