Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Farbkontrast. Ich bemerkte das und fragte mich gleich, wieso. War ich so erledigt und erleichtert, dass ich mich nur noch auf solche Nichtigkeiten konzentrieren konnte?
Yves Vater schob mich sacht in eine große Wohnküche und deutete auf eine gewaltige Eckbank. Ich sank darauf und legte die Unterarme auf die Tischplatte, den Kopf darauf, ohne auch nur den Rucksack abzunehmen.
Das holte ich nach ein paar tiefen Atemzügen nach und ließ ihn neben der Bank zu Boden gleiten. Meine dicke Jacke landete neben mir auf der Sitzfläche. Ich hörte die Kühlschranktür klappern, Flaschen klirrten in einem Fach darin.
„Du kannst mich übrigens einfach Connor nennen.“
„Connor?“, fragte ich erstaunt. Weder Connor noch MacMillan gehörten zu seinem Namen, der auf Filmplakaten rund um die Welt zu finden war.
„Mein richtiger Name. Connor MacMillan.“ Er lächelte und stellte ein Glas und eine Flasche Orangensaft vor mir ab, dann holte er Käse, Wurst, Brotaufstriche, zwei große Frühstücksbretter, Besteck und Brötchen zum Tisch. Letztere förderte er gerade erst aus dem Ofen zutage.
„Nimm dir. Magst du Tee?“, fragte er. Ich nickte und Connor ging zur Tür. „Ich hole dir das Telefon.“
Als er mir ein Mobilteil hinlegte, kümmerte er sich um den Tee und setzte sich dann mir gegenüber hin.
„Die Nummer der Schule kennst du?“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. Zumindest jetzt fiel sie mir nicht ein. Wann hatte ich auch bisher im Sekretariat oder beim Dekan anrufen müssen?
Er lächelte, ergriff das Telefon und wählte, dann reichte er es mir. „Möchtest du allein mit ihm sprechen?“
Ich staunte über diese Umsicht, schüttelte aber den Kopf. Mir war furchtbar egal, ob irgendjemand mithören würde. Ich sehnte mich einfach wahnsinnig nach dem Klang seiner Stimme.
Meine Finger spielten wieder mit dem Kettenanhänger, während ich dem Tuten in der Leitung lauschte. Ich war nervös, spürte, wie das Adrenalin mit Vorfreude und Aufgeregtheit durch meine Adern rauschte und mich wieder wacher werden ließ. Endlich hörte ich, wie jemand den Hörer am anderen Ende abhob.
„Tennington Castle, Dekan Miles. Was kann ich für Sie tun?“, hörte ich und keuchte erleichtert auf.
„Stephen! Ich bin’s, Etienne! Kannst du mi…“
„Ich hole ihn, warte kurz“, fiel er mir ins Wort und legte den Hörer zur Seite. Ich wartete, zappelte schon auf der Bank herum und atmete erleichtert durch, als ich Yves’ „Etienne?!“ hörte.
„Ja, ich bin’s! Bist du okay? Wie geht es dir?“, haspelte ich.
Er lachte fröhlich auf. „Hey, das müsste ich wohl dich fragen!“
„Mir geht’s gut, dein Dad sitzt mir gegenüber und ich bin … wo du wohl auch schon warst.“
„Ich vermisse dich, ansonsten geht’s mir auch gut. Wann kommst du wieder her? Waren sie dir noch auf den Fersen?“, fragte er.
„Ich dich auch, Yves. Höllisch. Ich bin froh, wenn ich wieder …“, ich brach ab und warf Connor einen Blick zu, dann beschloss ich, dass er doch denken sollte, was er wollte. Ich hatte Yves seit Wochen nicht gehört und nun hatte ich ihm so vieles zu sagen! „… wenn ich dich wieder in den Arm nehmen und mit dir einschlafen kann. Ich habe die Sucher abgehängt, mach dir keine Sorgen, ja?“
Ich sah wieder zu Connor und bemerkte, dass er zufrieden lächelte. Offenbar gefiel es ihm wirklich, dass Yves und ich …
„Wenn du sie abgehängt hast, kannst du doch bald hier sein, oder?“ Die Hoffnung in seiner Stimme tat mir beinahe körperlich weh. Ich wusste nicht, ob ich wirklich nach Tennington gehen konnte. Einer Eingebung folgend sagte ich: „Warte, ich mach mal laut, dein Vater wird wissen, wann und ob ich zu euch kann …“
Der nickte. „Yves? Hörst du mich?“
„Ja, Dad. Also? Wann kann Etienne hier sein? Schickst du ihn mit ’ner Limou?“
„Nein, Yves, tut mir leid. Zuerst soll Etienne sich ausschlafen und zu Kräften kommen. Dein Freund sieht nämlich leider nicht halb so fit aus, wie er sich gerade anhört. Und ganz nebenbei gab es ja einen Grund, wieso Zachary und er hierher kommen sollten.“
Ich musterte ihn erstaunt, dann fiel es mir wieder ein. Sie wollten ein paar Tests machen und ich hatte bereits zugestimmt. Wenn jemand herausfinden konnte, was es mit meinem Blut und meinem Sperma auf molekularer Ebene auf sich hatte, dann wohl ein Genlabor, in dem man einem Jungen wahrhaft unfassbare Gehirnfunktionen schenken konnte.
„Yves, hör zu, ich will diese Tests machen. Ich
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