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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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aufseufzte.
    „Danke.“
    Wir tranken einen Schluck, dann stellte ich das Glas ab und zog ihn wieder an mich. Die Sucht war wieder da, die unwiderstehliche Anziehungskraft, die er auf mich ausübte. Und nichts anderes als der Kontakt zu ihm würde diese Sucht befriedigen.
    „Wirst du mit mir nach Tennington kommen?“, fragte ich später.
    „Hm-hm, ist so geplant …“
    Zum Dank für diese positive Antwort drückte ich ihn kurz fester an mich, dann sagte er: „Aber es kann sein, dass ein paar Testergebnisse noch mal meine Anwesenheit im Labor erfordern.“
    „Wie geht es dir?“
    Er hob erstaunt den Kopf von meiner Brust, als ich das fragte. Sein Blick bohrte sich tief in meinen. Ich sah es, sah, wie miserabel es ihm ging, wie sehr er mich vermisste, brauchte und liebte.
    „Es tut mir so leid!“, brachte ich hervor und küsste seine Stirn. „So wahnsinnig leid!“
    „Das muss es nicht. Es ist nicht deine Schuld, dass meine Familie so ist, wie sie nun mal ist.“ Er klang fest und ernst, ließ sich seine Trauer nicht anmerken, aber ich spürte sie trotzdem.
    Da lag etwas in seinen Augen, das vielleicht jedem anderen Menschen auf der Welt entgehen konnte – aber nicht mir.
    Er litt Höllenqualen, in jeder Sekunde. Wie hatte ich auch nur einen Augenblick lang denken können, dass er die Attentate, die vielen Verletzten und Toten vergessen könnte?
    Fest drückte ich ihn an mich und streichelte über seinen Rücken. „Ich passe jetzt wieder auf dich auf“, quetschte ich an einem dicken Kloß in meiner Kehle vorbei.
    Ich wusste, er würde nicht darüber sprechen. Nicht heute, nicht morgen, vielleicht niemals. Er würde die vermeintliche Schuld am Tod dieser Menschen mit sich herumtragen, bis sein eigenes Leben endete. Und diese Erkenntnis machte mir Angst. Da war sie wieder, die grenzenlose Hilflosigkeit, die mich nur dann heimsuchen konnte, wenn es um Etienne ging. Ich wusste, ich konnte ihn mit keinem Wort davon überzeugen, dass all das nicht seine Schuld war.
    Alles, was mir blieb, war, bei ihm zu sein und ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn liebte. Ihn und nicht das, was durch seine Adern rann. Ihn und nicht das, was seine Familie von ihm wollte. Ihn und nicht das, was andere sehen oder denken mochten.
    Etienne hielt die Tränen und seine Mutlosigkeit tief in sich verborgen. Seine Angst und seine Machtlosigkeit gegenüber den Taten seiner Familie ebenso.
    Ich wollte ihn am liebsten mit meinem Körper einwickeln. Ihn wie ein lebendiger, warmer und liebevoller Schild vor allen Widrigkeiten beschützen.
    Und genau das konnte ich doch auch! Wenn nicht ich, wer dann?
    Meine Finger fuhren gedankenverloren durch sein Haar. Es schimmerte so wunderschön und war weich. Es roch frisch gewaschen, so sauber wie er selbst. Ich ließ meine Nase sacht hindurchstreichen und sog seinen klaren, so unvergleichlichen Geruch in mich ein.
    „Ich liebe dich, Etienne.“
    Er hob den Kopf und sah mich an. Seine Mundwinkel zuckten ein paarmal, dann stützte er sich auf meiner Brust ab und küsste mich.
    „Ich dich auch, Yves.“ Er atmete tief durch, dann setzte er hinzu: „Wäre es anders, wäre ich zu ihnen zurückgegangen.“
    Ich wusste das, hatte es die ganze Zeit befürchtet, aber jetzt, in dem Moment, in welchem er es aussprach, zog sich alles in mir zusammen. Mir wurde kalt, so eiskalt, dass ich schlotterte. Es dauerte ein paar tiefe Atemzüge lang, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte und natürlich entging ihm meine heftige Reaktion nicht.
    Er rutsche neben mich und legte seine Hände um mein Gesicht. „Ich würde dich nie allein lassen, Yves. Niemals freiwillig. Sie können die ganze Welt in die Luft sprengen, solange du lebst, kriegen sie mich nicht, das verspreche ich dir.“
    Meine Zähne klapperten nicht mehr aufeinander und ich spürte, wie seine Worte mich endgültig beruhigten. Zumindest hörte ich auf zu zittern und erwiderte seinen sanften Kuss. In meinem Kopf aber begann eine wahre Maschinerie von Gedankengängen zu rotieren.
    Was, wenn ich starb? Bedeutete mein Tod, dass er sich ergeben würde?
    Ich schüttelte kurz den Kopf und zwang mich zur Ruhe. Es war nicht besonders leicht, ausgerechnet mich aus dem Weg zu räumen.
    „Ich muss dir noch etwas erzählen …“, murmelte er und das Lächeln ließ sein Gesicht strahlen. „Doktor Kehl hat herausgefunden, dass irgendetwas den Alterungsprozess meines Innenlebens umgekehrt hat. Meine Organe sind wieder genauso alt wie ich.“
    „ Sacrebleu !“,

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