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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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erstarb.
    Schmerz floss durch meinen Körper, als hätte mir jemand mehrere glühend heiße Speere in den Leib gerammt. Vermutlich blutete ich, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen! Ich musste Zac finden.
    „Dad!“, wimmerte ich und kroch, getrieben von Sorge und grenzenloser Panik, endlich los.
    Sirenen, Blaulicht, es wurde nach der tödlichen Stille, die der Detonation gefolgt war, wieder sehr laut. In meinem Kopf schwirrte alles und ich brach immer wieder auf dem flauschigen, dunkelblauen Teppich zusammen. Wieso kam ich nur so langsam voran?! Ich musste doch zu Zachary!
    Als ich es schließlich geschafft hatte, mich aus den Möbeltrümmern zu befreien, waren Sanitäter bei mir, tasteten mich ab, brachten mich fort. Ich schrie wie am Spieß nach Zachary und wollte nicht glauben, was ich beim Blick in Richtung Waschräume sah. Es gab keine Waschräume mehr. Die Theke, die Küche, alles war einfach weg. Greller Sonnenschein fiel auf die blutigen Trümmer.
    Ich schloss die Augen, schluckte hart und wollte aufhören zu atmen.

    ~*~

    Gerüche in Krankenhäusern gehörten für mich zu den am wenigsten bekannten. Ich wurde nie krank, meine Familie nutzte das Blut meiner Brüder und dann meines, nein, Krankenhäuser waren zu allen Zeiten weit entfernt von mir gewesen. Bis jetzt.
    Ich öffnete die Augen und fühlte mich total zerschlagen. Es dauerte, bis ich klare Bilder sehen konnte, während die Gerüche meiner Umgebung schon voll zur Geltung kamen und in meine Nase stachen.
    Desinfektionsmittel, Krankheit und Tod lagen in der Luft und dazu kamen die Aromen zahlreicher Menschen, vieler Medikamente und Putzmittel.
    Ich stöhnte und versuchte, die Hand an die Stirn zu heben. Zu meinem Erstaunen ging es und ich blickte verwundert auf meine Handfläche, die eigentlich vollkommen zerschnitten sein müsste.
    Sie hatte nicht einmal einen Verband!
    Ein ungutes, kribbelnd heißes Gefühl kroch auf vielen kleinen Beinchen mein Rückgrat hinauf und breitete sich in meinem Nacken aus. Ich hatte geblutet, hatte jede Menge von meiner Lebenszeit verloren, und doch war meine Haut makellos und heil.
    Ob das Blut mich selbst auch heilen konnte? Also, ob es äußere Wunden gleich verschloss und … verschwinden ließ? Ich wusste es nicht, aber neben dieser echt wüsten Erklärung tummelten sich noch viele andere in meinem zermatschten Kopf.
    Ein Gedanke, der Fetzen einer Erinnerung verdrängte alle anderen und ließ mich hilflos aufkeuchen.
    Zachary!
    Zachary, der mir so wahnsinnig ans Herz gewachsen war, war tot. Ich sah wieder die vollkommen zertrümmerten Wände des Restaurants, den hellen Sonnenschein, der hereinfiel, wo sonst nur die Theke und die Türen zu Waschräumen und Küche gewesen waren.
    Eine helle Stimme sprach mich an, als ich mich mit verkrampfendem Herzen auf dem Krankenhausbett zusammenrollte. Ich wollte nicht aufsehen, außerdem verstand ich kein Wort!
    Wo war ich hier? Ach ja, Brasilien. Die sprachen hier genug Englisch, aber die Frau, die neben mir am Bett stand und meine Schulter berührte, konnte nicht wissen, dass ich kein Portugiesisch verstand oder sprach.
    Ich hob zitternd den Kopf. Welche Namen hatten wir benutzt? Ich wusste es nicht mehr. Zu viele Namen in zu kurzer Zeit, vermutlich blockierte irgendetwas in mir die Erinnerungen.
    Nein, nicht irgendetwas, es war Zac, der den Anschlag ganz sicher nicht überlebt haben konnte. Trauer hatte mein Herz erfasst und ich kam einfach nicht dagegen an.
    Ich erklärte ihr auf Englisch und mit einer Stimme, die ich niemals mir selbst zugeordnet hätte, so fiepend und atemlos klang sie, dass es mir gut ginge und ich gehen wollte.
    Was für ein Blödsinn! Ich musste doch zuerst herausfinden, was aus Zachary geworden war!
    Sie sah mich so mitleidig an, als ich nach meinem Dad fragte. Verstand sie mich nicht? Oder wollte sie mir einen weiteren Schock ersparen? Egal, da gab es nichts mehr zu ersparen!
    Zachary war tot und es war meine Schuld.
    Ich hätte niemals flüchten dürfen!
    Ich versuchte, mich zusammenzureißen, hier zu liegen und zu heulen brachte gar nichts. Wenn der Bomber ein Sucher war, dann ein extrem dummer, denn er hätte mich ebenfalls erwischen können.
    Sacrebleu was dachte ich denn hier?!
    Die Schwester, nichts anderes konnte die Frau sein, hatte sich abgewandt und verließ den Raum mit kleinen, schnellen Schritten.
    Ein Reflex ließ mich plötzlich ganz klar werden. Ich konnte mich problemlos bewegen, weshalb sollte ich hier

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