Duft des Mörders
deiner Familie nichts sagen. Aber jetzt sind wir allein, und da gibt es keinen Grund, weiterhin so zu tun als ob.“
„Als ob was?“
„Als ob ich mit deiner Familie die Stadt verlassen würde. Die Idee, sie alle von hier wegzubringen, ist absolut richtig. Ich bin ganz deiner Meinung, dass es für sie die sicherste Lösung ist. Nur kannst du nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich mit ihnen gehe. Ich gehe nirgendwohin, ich bleibe hier. Natürlich nicht hier im Haus, aber in New York, damit ich auf dich aufpassen kann.“
„Du kannst nicht in New York bleiben, das ist zu gefährlich.“
„Aber nicht so gefährlich wie für dich. Immerhin haben sie
dich
zusammengeschlagen und bedroht.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde dafür sorgen, dass das nicht noch mal passiert.“
„Und wie willst du das bewerkstelligen?“
„Nicht ich, sondern du.“ Sie sah ihn lange an, um seine Reaktion einzuschätzen. „Die Angelegenheit ist viel zu gefährlich geworden, als dass ein Mann das allein durchziehen könnte. Stell deine Ermittlungen ein, Frank. Morgen früh rufen wir Stavos an und erzählen ihm alles, was wir wissen. Wenn er erst mal Adams Datei über diese Geldwäschegeschäfte sieht, wenn er von der Tätowierung erfährt und wir ihn davon überzeugen, dass es diesen Columbo-Doppelgänger wirklich gibt, dann wird er den Fall neu angehen, und zwar diesmal von der richtigen Seite.“
„Ich dachte, du kannst Stavos nicht ausstehen.“
„Ich habe mich vielleicht in ihm geirrt.“
Er verzog die Mundwinkel. „Du meinst das wirklich ernst, oder?“
„Völlig ernst.“
„Warum ist es dir so wichtig, dass ich nicht weiterermittle?“
Jenna richtete den Blick auf ein Buch, das auf dem Tisch lag, damit ihre Augen sie nicht verrieten. „Deine Mutter hat es doch gesagt: Keiner von uns will, dass dir noch etwas zustößt.“
„Die Motive meiner Mutter sind mir klar. Aber warum willst du es?“
„Mein Gott! Was ist das hier? Ein Verhör?“
„Ich will ja nur eines wissen: Warum ist es dir so wichtig?“
„Es ist mir eben wichtig. Ich bin ein mitfühlender Mensch.“
„Sag es, Jenna.“
Ihr Puls beschleunigte sich. „Was soll ich sagen?“
„Ich werde dir die Worte nicht in den Mund legen.“ Diesmal ließ er nicht zu, dass sie wieder in eine andere Richtung sah. Er legte zwei Finger unter ihr Kinn, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als in seine blauen Augen zu blicken. „Sag es“, wiederholte er leise.
„Ist ja gut!
Ich liebe dich!“
platzte es aus ihr heraus. „Das wolltest du doch hören, oder?“
Jetzt, da sie es ausgesprochen hatte, kam es ihr vor, als wäre eine gewaltige Last von ihr genommen. Sie fühlte sich mit einem Mal ungemein erleichtert, fast schon übermütig.
Frank sah sie eindringlich an. „Ich habe lange darauf gewartet, von dir diese drei Worte zu hören. Würdest du sie noch einmal sagen?“
„Ich liebe dich.“ Diesmal sprach sie mit leiser, vor Emotionen bebender Stimme. „Ein Teil von mir hat dich immer geliebt, und ich glaube, ein Teil von dir hat das auch schon immer gewusst.“
Bevor sie noch ein Wort sagen konnte, nahm er sie in die Arme und küsste sie. Diesmal zögerte sie nicht, und sie fühlte sich weder überrumpelt noch schuldig. Sie legte ihre Hände um sein Gesicht und erwiderte den Kuss mit all der Leidenschaft, die sie eigentlich schon in ihren letzten Kuss legen wollte.
Plötzlich wich sie erschrocken zurück. „Deine Lippe! Habe ich dir wehgetan?“
„Ich hätte nicht gedacht, dass Schmerz so süß sein kann.“
„Ich
habe
dir wehgetan.“ Sie betrachtete seine Lippe, stellte aber erleichtert fest, dass die Wunde nicht wieder aufgeplatzt war. „Ich war zu grob. Es tut mir Leid.“
„Eine so leidenschaftliche Frau ist ganz nach meinem Geschmack.“
„Die Wunde hätte aufplatzen können.“
„Es ist aber nicht passiert.“ In seinen Augen blitzte es. „Und? Laufe ich heute auch wie ein aufgescheuchtes Kaninchen davon?“
Jenna brauchte einen Moment, ehe sie verstand, dass er auf ihre Unterhaltung im Bombay Palace anspielte. „Wie viel von dem, was gerade passiert ist, war geplant“, fragte sie grinsend, „damit du die Wette gewinnst?“
„Würde ich denn gegen dich falsch spielen, Jenna?“
„Oh ja, das würdest du. Du warst schon immer ein schlechter Verlierer.“
„Wenn du wegen der zwanzig Dollar besorgt bist, kann ich dich beruhigen. Von einer Frau nehme ich nie Geld, es sei denn, sie ist meine
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