Duft des Mörders
Kerle zu verjagen, oder?“ fragte Danny.
Frank bemühte sich um einen lockeren Tonfall. „Im Augenblick nicht, Kumpel. Und das ist auch der Grund, weshalb ich euch vorerst alle wegschicken muss.“
Jeder bekundete sofort seinen persönlichen Protest. Alle redeten durcheinander. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, man hätte der Situation durchaus etwas Komisches abgewinnen können.
Geduldig wartete Frank, bis sich die Unruhe von selbst wieder legte, dann sagte er: „Es ist nur für kurze Zeit. Bis der Fall gelöst und die Gefahr vorbei ist. Ihr werdet alle an einem sicheren Ort untergebracht, über den ich jetzt noch nichts erzählen werde. Ein Freund von Johnny Caruso wird euch hinfahren und die ganze Zeit bei euch bleiben.“
„Daraus wird nichts, Frank!“ erklärte Lydia und sprang auf. „Ich muss übermorgen für eine Rolle bei der
Springfield-Story
vorsprechen, und diesen für meine Karriere ungemein wichtigen Termin werde ich nicht verpassen!“
„Und ich habe am Samstag ein wichtiges Spiel“, warf Danny ein. „Wir treten gegen die Camps aus dem letzten Jahr an.“
„Das Team wird ohne dich spielen müssen, Danny. Und du, Lydia, wirst deinen Termin verschieben.“
„Nicht
diesen
Termin! Das wirst du mir nicht verderben, das lasse ich nicht zu!“
„Du hast keine Wahl“, fuhr er sie gereizt an. „Ich mache das nicht, um euch zu ärgern, sondern um euer Leben zu schützen!“
Sein Blick blieb wieder bei Jenna hängen, und damit war für sie klar, dass er sie in seinen Plan einbezog. „Ihr vier“, fuhr er fort, „werdet morgen früh aufbrechen. Und zwar sehr früh. Ich schlage vor, ihr packt noch heute Abend. Nehmt genug mit, um eine Woche zurechtzukommen. Falls die Sache länger dauert, werde ich dafür sorgen, dass es euch an nichts fehlt.“
„Und was ist mit der Schule?“ fragte Danny.
„Ich habe schon mit deiner Lehrerin telefoniert. Sie ist daraufhin kurz vorbeigekommen und hat eine Liste mit Übungsaufgaben abgegeben, damit du den Anschluss nicht verlierst.“
Daraufhin fügte sich Danny in sein Schicksal, doch Lydia war noch längst nicht so weit. „Ich bin vierundzwanzig, Frank. Du kannst mich nicht mehr herumkommandieren wie früher. Ich komme nicht mit, und dabei bleibt’s!“
Ein wenig schwankend erhob sich Frank. Jeder im Raum war auf einmal still, während er zu seiner Schwester trat. „Sieh mich an, Lydia. Sieh mich ganz genau an. Findest du schlimm, was du siehst? Ja? Das ist nichts im Vergleich zu dem, was diese Kerle mit dir anstellen werden. Willst du das wirklich? Willst du, dass man dich noch brutaler zusammenschlägt als mich? Oder dass man dich vielleicht sogar umbringt? Denn du kannst mir eines glauben: Diese Kerle schrecken vor nichts zurück!“
Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie schüttelte heftig den Kopf.
„Gut, dann hör auf, dich gegen mich aufzulehnen. Seit Dads Tod hast du immer darauf vertraut, dass ich mache, was für die Familie am besten ist. Vertrau mir auch diesmal.“
Lydia ließ die Schultern sinken und flüsterte mit erstickter Stimme: „Okay.“
Mia ging zu ihrer Tochter, murmelte etwas Tröstendes und tupfte ihr die Tränen ab, wobei sie Lydias Mascara verwischte. Einen Moment lang rechnete Jenna fest damit, dass Mia ihrer Tochter jetzt etwas zu essen bringen würde, wie es ihre Art war. Doch dann drehte sich Mia zu Vinnie um. „Du warst von Anfang an eingeweiht, nicht wahr? Darum hast du kein Wort gesagt.“
Vinnie zuckte mit den Schultern. „Es ist Franks Entscheidung.“
„Du hättest es mir trotzdem sagen sollen.“
„Auch das war Franks Sache.“
Auf einmal stellte sich Danny zwischen sie, und Jenna hatte ganz den Eindruck, als müsse er öfter mal einen Streit zwischen seinem Großonkel und seiner Großmutter schlichten. „Kommst du nicht mit, Onkel Vinnie?“ fragte er.
„Nein“, antwortete Frank für den älteren Mann. „Ich brauche ihn hier.“ Bevor irgendjemand eine weitere Frage stellen konnte, fügte er an: „Mehr ist dazu nicht zu sagen, außer dass Vinnie deine Großmutter nach Hause fahren wird, damit sie packen kann, und dann mit ihr hierher zurückkommt.“
„Und was ist mit Jenna?“ wollte Mia wissen.
„Sie nimmt meinen Wagen und fährt auch nur kurz nach Hause, um zu packen. Es macht dir doch nichts aus, dir mit meiner Mutter ein Zimmer zu teilen, Jenna?“
Was sollte sie darauf antworten? Wenn sie etwas dagegen sagte, gab sie Lydia und Danny nur einen Anlass, sich erneut gegen
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