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Duft des Mörders

Duft des Mörders

Titel: Duft des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Heggan
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liebte.
    Kurz vor Mitternacht unterdrückte Sam nur mühsam ein Gähnen. „Ich schätze, es wird Zeit für mich.“ Er stand auf. „Gehst du auch schlafen?“
    „Noch nicht“, antwortete sie und mied seinen Blick. „Ich glaube, ich trinke noch eine Tasse Schokolade.“
    „Wie du willst.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Honey. Bis morgen.“
    Sie wartete, bis sie hörte, wie sich die Tür zu seinem Schlafzimmer schloss. Erst dann stand sie auf. Sie kam sich vor wie ein Dieb, als sie daran dachte, dass sie sich nun in sein Arbeitszimmer schleichen und heimlich seine Akten durchsehen würde. Sie hatte gehofft, es nicht tun zu müssen, doch da Frank den Fall weiterbearbeiten wollte, blieb ihr keine Wahl.
    Während sie durch den langen Flur ging, horchte sie immer wieder auf Geräusche aus dem ersten Stock. Vermutlich war ihr Vater schon eingeschlafen. Sie betrat das Arbeitszimmer, das mit seinen dunklen Holzregalen, den abgewetzten Büchern und dem Geruch der speziellen Seife, mit der die Putzfrau die Ledermöbel reinigte, auf sie wirkte, als sei es hundert Jahre alt.
    Ihre Schuldgefühle steigerten sich, als sie daran dachte, wie sie hier als kleines Kind viele Stunden mit ihrem Malbuch zubrachte, während ihr Vater an seinem Schreibtisch saß und arbeitete. Spät am Tag kam immer ihre Mutter dazu und brachte ihr eine Tasse heiße Schokolade und ein paar Kekse. Wäre es nicht um Franks Leben gegangen, ihre Gewissensbisse hätten sie längst in die Flucht geschlagen.
    So aber begab sie sich dorthin, wo sie die wichtigsten Papiere vermutete – zu Sams Schreibtisch, ein antikes Stück, das er in England erstanden hatte. In der obersten Schublade fanden sich die verschiedensten Büroutensilien, in der Lade darunter entdeckte Jenna eine stattliche Sammlung von Straßenkarten, weiter jedoch nichts. Sie durchsuchte den Schrank hinter dem Tisch und wurde abermals enttäuscht; hier fand sie nur einige Dokumente, Darlehensunterlagen und das Scheidungsurteil ihrer Eltern.
    Nach einer Viertelstunde hatte ihre Suche noch immer nichts ergeben. Inzwischen beschäftigte sie sich mit dem Inhalt des Bücherschranks, in dem Sam seine Gesetzestexte, Biographien berühmter Politiker und verschiedene Erinnerungsstücke aufbewahrte. In den beiden Schubladen lagen etliche alte Fotoalben, die Jenna als Kind wieder und wieder durchgeblättert hatte. Dazwischen fanden sich verschiedene, nicht eingeklebte Fotos – die Hochzeit ihrer Eltern, Flitterwochen auf Hawaii, Jenna im Alter von drei Jahren auf der Schaukel im Garten.
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Was war bloß in letzter Zeit mit ihr los? Jede Kleinigkeit brachte sie zum Heulen.
    Sie suchte weiter unten in der Schublade und ertastete etwas, das sich nicht wie ein Fotoalbum anfühlte – ein großer, brauner Umschlag, der mit einer Büroklammer verschlossen war.
    Jenna wagte kaum zu atmen, als sie den Umschlag öffnete und hineingriff. Er enthielt eine dünne Mappe mit einem vierseitigen Bericht, der sich mit den ersten Aktivitäten von
Bratstvo
in Brighton Beach befasste, und eine Liste jener Leute, die Sam über die Jahre hinweg vor Gericht gebracht hatte – Namen wie Mikhail Krychkov, Yuri Shokhin oder Lev Mogilny. Bei allen handelte es sich um bekannte Kriminelle, deren Vergehen von Erpressung über Drogenhandel bis hin zum Mord reichten.
    Unten auf der dritten Seite standen zwei Namen: A. Plushenko und V. Orloff. Keine Adresse, keine Telefonnummer, kein Hinweis darauf, in welchem Verhältnis diese Männer – oder Frauen – zu den Fällen standen, die ihr Vater zur Anklage gebracht hatte. Es mochte sich bei ihnen um die Informanten handeln, nach denen sie suchte, doch wissen konnte sie das nicht.
    Sie prägte sich die Namen ein und schlug die Akte zu. Dabei rutschte etwas heraus – ein Foto.
    Jenna hob es auf, drehte es um. Und sie erstarrte!
    Eine der beiden Personen auf dem Bild war ihr Vater, die andere eine gut aussehende junge Frau mit langem, glänzend schwarzem Haar und einem verträumten Lächeln. Sie und Sam lagen sich in den Armen – in einem Bett.

37. KAPITEL
    J enna starrte auf das Foto in ihrer Hand. Ihr Vater im Bett mit einer fremden Frau. Sie war geschockt und fassungslos zugleich. Das war unmöglich. Es musste sich um eine Fotomontage handeln. Jemand mit einem äußerst schmutzigen Sinn für Humor musste Sam einen Streich gespielt haben, vielleicht auf einer von diesen albernen Junggesellenpartys oder auf einem Klassentreffen des

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