Duft des Mörders
melden.
Doch die Gedanken seines Sohnes drehten sich weder um das Spiel noch um seine Freundin. Er hatte ganz andere Sorgen. „Bist du sicher, dass dir nichts zustoßen wird, Dad?“
„Traust du deinem alten Herrn denn gar nichts zu?“ erwiderte er scherzhaft.
„Ich mache keine Witze, Dad.“
„Das weiß ich, Kumpel.“ Frank drückte ihn an sich. „Ich werde auf mich Acht geben, versprochen. Aber du musst auch deinen Teil dazu beitragen, und das heißt, dass du tun musst, was Ricco sagt, und dass du auf deine Tante und deine Großmutter aufpasst.“
„Das werde ich.“ Dann kam die Frage, mit der Frank schon den ganzen Morgen über rechnete. „Warum darf Jenna hier bleiben? Machst du dir um sie keine Sorgen?“
„Aber natürlich! Bloß ist Jenna weder meine Schwester noch meine Mutter. Ich kann sie zu nichts zwingen, auch wenn ihr Verhalten noch so unvernünftig ist. Ich kann nur darauf achten, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten bringt.“
Wenige Minuten darauf traf Johnnys Freund Ricco Benini ein und half mit, den schwarzen Lincoln Navigator zu beladen. Bis jetzt kannten nur er, Johnny, Frank und Vinnie das Ziel der Fahrt: Johnnys Jagdhütte nördlich von New York.
Zwei andere Männer, die Johnny ebenfalls zur Verfügung stellte, befanden sich bereits in der Hütte und hatten für Lebensmittel und Brennholz gesorgt. Außerdem hatten sie so viel Waffen und Munition beschafft, dass man von einem Arsenal sprechen konnte.
Johnny versicherte zwar, die Schusswaffen würden nicht zum Einsatz kommen, weil nur der Makler in Prattsville und eine Hand voll enger Freunde von der Hütte in den Catskills wussten. Dennoch hatte er die Waffen beschafft, angeblich rein zur Vorsicht.
Die beiden Männer, die auf die Renaldis aufpassen würden, waren Kerle, die mit jeder Situation fertig wurden. „Bessere Leute kannst du nicht finden“, erklärte Johnny voller Stolz. „Sie haben früher für meinen guten Freund Sonny den Fisch gearbeitet.“ Der war eine bekannte Mafiagröße gewesen.
Frank lachte leise, während er den Speck auf ein Küchentuch legte, das das Fett aufsaugte. Was würde man wohl beim FBI sagen, wenn man dort erfuhr, dass er seine Familie ausgerechnet von der Mafia schützen ließ? Doch was kümmerte es ihn. Jetzt zählte nur seine Familie, alles andere war zweitrangig.
Er sah auf die Uhr. Halb zehn. Wo, zum Teufel, blieb Jenna?
Das Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Hallo?“
Es war Carlos, sein Freund aus dem Tätowierstudio. „Gute Neuigkeiten, Mann“, verkündete er. „Ich weiß, von wem die Tätowierung stammt.“
Frank verspürte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. „Gut gemacht, Carlos. Wo finde ich den Mann?“
„Er arbeitet in seiner Wohnung in der Bronx. Sein Name ist Rudy Seigel. Ich geb dir die Nummer.“
Seigel meldete sich gleich nach dem ersten Klingeln. „Normalerweise gebe ich solche Informationen nicht heraus“, erklärte er auf Franks Bitte hin. „Aber Carlos hat ein gutes Wort für Sie eingelegt, also mach ich ’ne Ausnahme.“ Frank hörte, wie der Mann auf einer Computertastatur tippte. „Ich hab hier alles, was Sie brauchen. Mein Kunde hatte sehr präzise Vorstellungen von dem, was er wollte. Er brachte sogar eine Zeichnung mit und erklärte sie mir. Der Bär steht für Stärke, der Smaragd für Reichtum. Gemeinsam bedeutet es Macht.“
„Interessante Logik. Und wer war Ihr Kunde?“
„Ein Mann namens Sergei Chekhov.“
Frank brachte vor Erstaunen kaum ein Dankeschön über die Lippen, bevor er auflegte. Sergei, der so tat, als wäre er ein mustergültiger Geschäftsmann. Der hoch dekorierte Ex-Soldat und Hotelgeschäftsführer. Verdammt!
Vinnie kam in die Küche und sah noch, wie Frank den Hörer auflegte. „Mit wem hast du gesprochen?“
„Mit dem Mann, der unserem Unbekannten auf dem Foto die Tätowierung verpasst hat.“
Vinnie, der bereits fertig angezogen war und robuste Schuhe und die Holzfällerjacke trug, schenkte sich Kaffee ein. „Deinem Gesicht nach zu schließen, waren es interessante Neuigkeiten. Wirst du sie mir verraten, oder willst du die Spannung noch ein wenig aufrechterhalten?“
„Der Mann auf dem Foto ist Sergei Chekhov.“
Nun war es Vinnie, der ein verblüfftes Gesicht machte. „Alekseis Bruder? Er war an dem Abend auf der Party bei Faxel?“
„Niemand sonst hat diese Tätowierung. Sergei hat das Motiv selbst entworfen.“ Frank wiederholte, was Rudy ihm berichtet hatte. „Dieser Bastard hat
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