Duft des Mörders
Polizei und Krankenwagen sind unterwegs.“ Er sah zu dem brennenden Fahrzeug. „Aber für den armen Kerl im Wagen werden sie zu spät kommen.“
Jenna starrte noch immer in die Flammenhölle. Dutzende Menschen waren aus den umliegenden Gebäuden gelaufen oder standen an den Fenstern und sahen entsetzt und ungläubig auf den brennenden Wagen.
Jackson Biddle wandte sich wieder Jenna zu. „Da haben Sie verdammtes Glück gehabt, Lady. Wenn Sie ein paar Sekunden früher gekommen wären, hätte wahrscheinlich nicht der Dieb, sondern
Sie
im Auto gesessen.“
Nur langsam und widerstrebend wollte sie verstehen, was diese Worte bedeuteten. Im ersten Moment hatte sie noch gedacht, die Explosion sei ein Unglück gewesen, eine tragische Verkettung von Umständen, die zu einer Katastrophe geführt hatte. Doch diesen Gedanken hatte sie verworfen, als Biddle am Handy von einer Autobombe gesprochen hatte. Nur – warum wollte sie jemand umbringen? Schließlich war sie nicht im Besitz von wirklichen Beweisen gegen
Bratstvo
, sonst hätte sie diese längst der Polizei übergeben.
Dann aber kam ihr J.B. Collins’ Besuch vor ein paar Tagen in Erinnerung, der Geländewagen, der sie möglicherweise verfolgt hatte, der Mann, der aus dem Haus gestürmt war, in dem sie lebte, als sei er auf der Flucht gewesen. Alle diese Vorfälle fügten sich zu einem Bild zusammen und führten zu einem erschreckenden Gedanken: Jemand wollte sie aus dem Weg räumen!
Ihre Blicke suchten die Menge der Gaffer ab. Womöglich stand der Bombenleger irgendwo zwischen diesen Menschen und ärgerte sich darüber, dass er den Falschen erwischt hatte. Vielleicht überlegte er bereits, wie er diesen Fehler wieder gutmachen konnte.
Ein Taxi näherte sich der Unglücksstelle. Am leuchtenden Schild erkannte Jenna, dass es frei war. Der Fahrer wurde langsamer, und als er sah, dass die Straße blockiert war, setzte er zum Wenden an.
Jenna rannte los.
„Hey, Lady!“ rief Jackson Biddle ihr nach. „Warten Sie! Die Polizei wird …“
Sie sprang bereits in das Taxi. „Zum Freemont Hotel“, sagte sie zu dem verblüfften Fahrer. „Und beeilen Sie sich!“ Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie, wie ein Rettungswagen, zwei Feuerwehr- und mehrere Polizeifahrzeuge eintrafen.
Der Taxifahrer bog in den Columbus Circle ein, und das flammende Inferno verschwand aus Jennas Blickfeld.
Der Duft des in der Pfanne brutzelnden Specks verlieh der Küche im Renaldi-Haus die Illusion, alles sei in bester Ordnung. Eine durchschnittliche Familie, die gemeinsam frühstückte – kann man sich etwas Normaleres vorstellen? fragte sich Frank, während er den frisch gemahlenen Kaffee in den Filter gab. Und doch war dieser Morgen alles andere als normal. Schließlich waren drei Mitglieder der Familie auf der Flucht vor der Russen-Mafia, während die anderen zwei einen Plan ausarbeiteten, um die Organisation zu sprengen.
Vor zwei Stunden hatte im Haus hektisches Treiben geherrscht; alle waren umhergerannt wie aufgescheuchte Hühner, hatten durcheinander geschnattert, und ständig hatte sich noch etwas gefunden, das man mitnehmen wollte, wenn man untertauchte.
Lydia war nicht davon abzubringen, Vinnies tragbaren Fernseher mitzunehmen, weil sie keine Lust hatte, sich dumme Eishockeyspiele mit Danny oder langweilige Kochshows mit Mia anzusehen. Sie wollte sich ihren Soaps widmen, vor allem der
Springfield-Story
, damit sie sich auf die Schauspieler einstellen konnte, mit denen sie vorsprechen würde. Vorausgesetzt, sie war rechtzeitig für ihr Vorsprechen zurück.
„Wenn ich den Termin nicht einhalte, kann ich meine Schauspielkarriere vergessen“, erklärte sie mit solcher Dramatik, dass sie dafür einen Oscar verdient hätte. „Es wird sich herumsprechen, dass ich unzuverlässig bin, und dann krieg ich nie wieder eine Chance.“
Frank legte seinen Arm um ihre Schultern. „Wenn du nicht zeitig zurück bist, gehe ich zu Warren Lear und bitte ihn, seine Beziehungen spielen zu lassen, damit du einen neuen Termin bekommst. Seine Frau war eine berühmte Broadway-Schauspielerin. Er kennt jeden in der Branche.“
Seine Worte beruhigten Lydia ein wenig. Sogar Danny war deutlich gelassener als am Abend zuvor, auch wenn sich Frank das kaum erklären konnte, denn das bevorstehende Spiel war Danny sehr wichtig. Frank würde Janice, der Freundin seines Sohnes, erzählen, in der Familie habe es einen Notfall gegeben und Danny würde sich so schnell wie möglich bei ihr
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