Duft des Mörders
sich die ganze Zeit direkt vor meiner Nase aufgehalten, aber ich Idiot hab ihn nicht mal verdächtigt. Wie konnte ich nur so blöde sein?“
„Du warst nicht blöde. Er hat sich einfach nur gut verstellt. Wichtig ist, dass du ihn dir jetzt schnappen kannst.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Noch habe ich leider keine Beweise gegen ihn. Das Foto sagt nichts aus. Sergei ist ein erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann. Warum hätte man ihn nicht zu der Party einladen sollen?“
„Dann wirst du also nichts unternehmen?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich werde Sergei Chekhov von seinen blonden Haarspitzen bis zu den Sohlen seiner polierten Bruno Maglis durchleuchten. Und wenn ich damit fertig bin, habe ich bestimmt genug gegen ihn in der Hand. Bloß wird das eine Weile dauern.“ Er nahm Vinnies leere Tasse und stellte sie ins Spülbecken. „Wo willst du eigentlich hin?“
„Nach Brooklyn. Ich will mit ein paar Kumpels von den Docks reden. Sie streiken immer noch. Sie sind sauer, und sie sind geschwätzig. Irgendjemand wird Raul oder Slim gesehen haben. Solche Typen übersieht man nicht.“ Er knöpfte sich die Jacke zu. „Jenna hat sich noch nicht gemeldet?“
„Nein, und sie geht auch nicht ans Telefon.“
„Sie steckt bestimmt im Stau. Sicher wird sie bald hier sein.“
Frank sah Vinnie nach, als dieser in seinem uralten, aber zuverlässigen GMC davonfuhr. Sein Onkel war noch keine Minute weg, da fuhr Stavos in seinem grauen Buick vor. Der Detective stieg aus und ging auf das Haus zu, blieb aber erschrocken an der Treppe zur Veranda stehen, als er Frank sah.
„Was ist denn mit Ihnen passiert?“ fragte er. „Haben Sie sechs Runden gegen Mike Tyson geboxt?“
„Ich bin gegen eine Tür gelaufen, sonst nichts.“
„Hat die Tür auch einen Namen?“
„Hab nicht gefragt.“ Frank wartete, bis sich Paul wieder in Bewegung setzte und die Stufen zur Veranda hochkam. „Was treibt Sie her? Schon alle Doughnuts aufgefuttert?“
„Ich wollte nur mal vorbeischauen.“ Paul folgte Franks Blick, der auf die Straße gerichtet war. „Warten Sie auf jemanden?“
„Jenna.“ Er wandte sich zu dem Detective um. „Und Sie?“
„Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass das, was Sie mir neulich erzählt haben, zu einigen bemerkenswerten Erkenntnissen geführt hat.“
„Und dann kommen Sie mit leeren Händen zu mir? Nicht mal einen Doughnut haben Sie mitgebracht? Ein schöner Freund sind Sie.“ Dann wurde er ernst. „Was haben Sie herausgefunden?“
„Eine ganze Menge. Der Detective, der vor vier Jahren Billy Ray festgenommen hat, entschied sich, wegen der neuen Informationen den Fall noch einmal aufzurollen. Er war mit dem Ausgang seiner Ermittlungen ohnehin nie zufrieden und war immer der Ansicht, irgendetwas stimme da nicht.“
„Warum hat er Billy Ray dann überhaupt festgenommen?“
„Weil der Kerl ein Geständnis unterschrieben hatte, und daran ließ sich nun mal nicht rütteln. Außerdem hasst er Billy Ray, deshalb war es ihm eine Freude, den Jungen hinter Gitter zu bringen.“
„Wieso denn das?“
„Oh, habe ich das nicht erwähnt? Der besagte Detective ist Anthony Delano – Angies Vater. Er war stinksauer, dass Billy Ray seine Tochter nackt fotografierte und sie so um den Titel der Miss Jersey City brachte.“
„Und jetzt will Delano plötzlich Amber überführen und Billy Ray rehabilitieren? Das ergibt keinen Sinn.“
„Doch. Seine Tochter macht nämlich Druck. Auch wenn sie Ihnen etwas anderes erzählt hat, ist sie immer noch in Billy Ray verliebt, und sie will, dass die wahre Schuldige bestraft wird.“
„Schön und gut, aber es gibt ein Problem. Billy Ray
will
überhaupt nicht rehabilitiert werden.“
„Na ja, ich bin nicht sicher, wie lange er oder Amber durchhalten, wenn Delano sie noch einmal in die Mangel nimmt. Der Mann hat den Ruf, sehr hartnäckig zu sein.“
„Und Ambers Kontoauszüge?“
„Sie hat im Verlauf von zwei Monaten viermal je zehntausend Dollar abgehoben. Ich wette um ein Monatsgehalt, dass die beiden alles gestehen, wenn Delano sie sich noch mal vorknöpft.“
„Weiß Amber, dass er den Fall noch einmal aufrollt?“
„Ich hatte das Vergnügen, ihr die Neuigkeit persönlich mitteilen zu dürfen, ehe ich herkam.“ Er lachte amüsiert. „Sie sollten wissen, dass die Lady Sie für alles verantwortlich macht. An Ihrer Stelle würde ich untertauchen. Sie glauben vielleicht, dass Sie im Moment ziemlich mitgenommen aussehen, aber
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