Duft des Mörders
weiß, dass dir Adam durch eine schwierige Zeit half, als deine Mutter starb. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Adams Ermordung und dem, was Adam über Faxel zu wissen glaubte.“
„Wie kommst du darauf?“
„Weil eine obdachlose Frau, die im Central Park schläft, einen Mann weglaufen sah, unmittelbar nachdem Adam ermordet wurde.“
„Und?“
„Der Mann, den sie sah, entspricht der Beschreibung unseres Räubers vom Central Park und auch der Beschreibung des Obdachlosen, dem ihr gestern Abend begegnet seid.“
Für einen Moment war Jenna sprachlos, dann hatte sie sich wieder gefasst. „Wenn dieser Obdachlose Adam umbringen wollte, warum hat er es nicht beim Parkhaus getan?“
Marcie legte den Stift hin. „Vielleicht waren zu viele Leute unterwegs, und er fürchtete, jemand könnte Adam zu Hilfe eilen oder ihn schnappen, bevor er entkommen konnte.“
Für Jenna war das keine überzeugende Erklärung. „Du willst mir weismachen, dass ein gewöhnlicher Räuber, ein Mann, der wahrscheinlich noch nie den Namen Adam Lear gehört hat, ihn verfolgt und dann in den Central Park lockt, um ihn dort auszurauben?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht glauben.“
Marcie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Jenna an. „Und
was
kannst du glauben?“
„Das sagte ich doch bereits: Adam wusste etwas über Faxel, vielleicht etwas, das für das Unternehmen das Ende bedeutet hätte. Das ist doch sicher eine Spur, der man nachgehen sollte.“
„Das werden wir auch“, sagte Marcie entschlossen. „Du kannst mir glauben, wir werden nichts unversucht lassen. Ich kann mir ja mal die Fotos ansehen, die du erwähnt hast.“
Jenna zog den großen Umschlag aus ihrer Handtasche und legte ihn auf den Schreibtisch.
Marcie holte die Fotos heraus, betrachtete sie aufmerksam und fing noch einmal von vorn an, als sie die Aufnahmen durchgesehen hatte.
„Und?“ fragte Jenna ein wenig ungeduldig. „Erkennst du jemanden?“
„Ich kann dir bestimmt zwei Dutzend Namen nennen, aber keinen, der in irgendeiner Weise verdächtig wäre.“ Marcie sah auf. „Kann ich die behalten?“
„Was wird mit den Fotos geschehen?“
„Ich werde sie meinen Mitarbeitern zeigen und auch im Police Department herumreichen. Du solltest dir bloß keine allzu großen Hoffnungen machen. Adam war zwar ein hervorragender Anwalt, aber er neigte auch dazu, Schlussfolgerungen zu ziehen, ehe er alle Fakten kannte.“
„Hat ihn sein Instinkt je getäuscht?“ fragte Jenna. „Hast du nicht selbst gesagt, dass er all deinen anderen Assistenten immer eine Nasenlänge voraus war?“
„Gehen wir mal die Fakten durch, Jenna. Erstens“, sie tippte mit dem Zeigefinger der linken Hand gegen ihren rechten Daumen, „haben wir eine Augenzeugin. Ihr Name ist Estelle Gold, sie hält sich fast immer im Central Park auf. Detective Stavos hat sie eindringlich befragt, und er hat ihre Schlafstelle durchsucht. Sie war sauber.“ Marcie musste lächeln. „Jedenfalls im übertragenen Sinne.“
„Und sie hat denselben Mann beschrieben, den wir gesehen haben?“
„Bis ins kleinste Detail – also auch, dass er hinkt. Zweitens“, fuhr Marcie fort, „war Adams Brieftasche leer, von seinem Führerschein abgesehen, und am linken Handgelenk befanden sich rote Striemen, weil man ihm die Armbanduhr abgerissen hat. Von seiner Frau wissen wir, dass er gestern Morgen eine goldene Rolex trug.“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg. „Weißt du, ob er die Uhr am Abend noch getragen hat?“
Jenna nickte. Sie konnte sich an das goldene Aufblitzen unter der Manschette seines Hemdsärmels erinnern, als Adam auf seine Uhr schaute. „Das beweist noch gar nichts. Der Mann, der Adam ermordete, und der, der ihn ausraubte, müssen nicht identisch sein.“
„Das werden wir bald wissen. Ich glaube nicht, dass sich der Räuber vom Central Park allzu lange verstecken kann. Erst recht jetzt nicht, da wir so intensiv nach ihm suchen.“ Marcie notierte noch etwas, dann klappte sie ihren Notizblock zu. „Vielen Dank, Jenna. Ich werde alle Informationen an Detective Stavos weitergeben. Er wird sich bestimmt noch persönlich mit dir unterhalten wollen.“
„Vielleicht solltest du auch mit Adams Sekretärin sprechen. Adam und sie standen sich sehr nahe – rein beruflich, meine ich. Möglicherweise weiß sie etwas.“
Marcie wirkte amüsiert. „Willst du mir erzählen, wie ich meine Arbeit zu machen habe, Jenna?“
„Nein,
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