Duft des Mörders
beschäftigt, einen Polizisten zu beschwichtigen. Der drohte ihm, den Wagen abschleppen zu lassen. Marty sprang in seinem dunkelblauen Overall aus dem Wagen und machte sich sogleich daran, den Thunderbird an den Haken zu nehmen.
„Keine Sorge, Officer“, rief er und strahlte den Cop lächelnd an. „Das Baby wird schneller von hier verschwunden sein, als Sie
Strafzettel
sagen können.“
Der Cop erwiderte nur knapp: „Sie haben zwei Minuten.“
Frank, der ohnehin zu spät war für seinen ersten Termin, drückte Marty die Wagenschlüssel in die Hand. „Um fünf Uhr ist der Wagen fertig – kostenlos. Und waschen und wachsen darfst du ihn auch noch – natürlich auch kostenlos!“
Marty ließ sich von der schlechten Stimmung, in der sich sein Cousin befand, nicht beeindrucken. Er überprüfte noch einmal, ob der Wagen auch wirklich fest am Haken hing. „Alles, was du willst. Du kennst ja mein Motto: Ich will es meinen Kunden recht machen.“
Frank nickte dem Polizisten zu, dann ging er die Bowery entlang und rief unterwegs mit dem Handy in seinem Büro an. Seine Sekretärin meldete sich sofort.
„Renaldi Investigations.“
„Tanya, ich bin’s. Sag Mr. Sanford bitte, dass ich noch mal aufgehalten wurde. Ich werde in …“
„Dein Klient ist gegangen, Boss.“
Frank machte eine Lücke im Verkehrsstrom aus und überquerte die Hester Street, wobei er fast von einem Bus aus der anderen Richtung erwischt worden wäre. „Was soll das heißen, er ist gegangen? Als ich dich von zu Hause aus anrief, hast du doch gesagt, er würde warten.“
„Das war vor einer Dreiviertelstunde, Boss. Der Mann wollte nicht noch länger hier rumsitzen.“
Frank stieß einen Fluch aus und unterbrach die Verbindung. Na, großartig. Damit belief sich die Anzahl seiner Klienten in diesem Monat auf stolze drei: einer, der die Stadt verlassen hatte, ohne seine Rechnung zu bezahlen – einer, der mit ihm Verstecken spielte, um nicht zahlen zu müssen – und ein dritter, der tot war.
Er fragte sich, was heute wohl noch schief gehen konnte.
Renaldi Investigations in der Sixth Street in East Village entsprach nicht ganz Jennas Erwartungen. Andererseits wusste niemand so recht, was man bei Frank Renaldi erwarten durfte. Fünf verschiedene Firmen, von einem Physiotherapeuten bis hin zu einer Wahrsagerin, waren in dem zweistöckigen Gebäude untergebracht. Die Detektei befand sich auf der ersten Etage gleich gegenüber einem Präparator, an dessen Eingang ein Schild hing mit der Aufschrift „Wir stopfen aus, was Sie uns bringen“.
Das Empfangszimmer war geradezu winzig. Vom einzigen Fenster aus konnte man auf die Straße blicken. Am überladenen Schreibtisch saß eine hübsche Brünette. Als Jenna eintrat, sah die junge Frau auf und lächelte sie an.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Name ist Jenna Meyerson. Ich möchte zu Mr. Renaldi.“
„Er ist auf dem Weg hierher. Möchten Sie warten?“ Sie deutete auf die drei Stühle an der gegenüberliegenden Wand.
„Ja, danke.“
Während sich die Sekretärin wieder ihrer Schreibarbeit widmete, sah sich Jenna um. An den Wänden hingen ein paar signierte und Frank gewidmete Fotos berühmter Eishockeyspieler. Sie erinnerten Jenna an Franks damaliges Apartment abseits des Campus, in dem man sich vor Erinnerungsstücken aus der Welt des Eishockeys und einer stattlichen, über Jahre hinweg zusammengetragenen Trophäensammlung kaum hatte bewegen können. Ansonsten waren die Wände leer. Kein Zertifikat, keine Diplome, nicht mal eine gerahmte Lizenz, die das Büro als das eines Privatdetektivs identifizierte – nichts in dieser Art konnte Jenna entdecken.
Auf dem Korridor draußen waren nun schnelle, schwere Schritte zu hören, und gleich darauf stürmte Frank in die Detektei. Er warf die Tür hinter sich zu, knallte die Aktentasche auf den Schreibtisch und sah wutschnaubend die eingegangenen Nachrichten durch. „Tanya, tu mir einen Gefallen! Wenn mein Wagen nächstes Mal in die Werkstatt muss, erinnere mich daran, dass ich ihn
nicht
zu meinem Cousin bringe!“
Tanya räusperte sich diskret und deutete mit einer Kopfbewegung auf Jenna. „Äh, Boss … Du hast eine Klientin.“
Irritiert drehte sich Frank um, und Jenna konnte ihn jetzt genauer in Augenschein nehmen, den Mann, der vor langer Zeit einmal erklärte, eines Tages werde er der Vater ihrer Kinder sein. Es kam ihr so vor, als sei die Zeit um fünfzehn Jahre zurückgedreht. Sein Haar war noch so voll und schwarz und auch
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