Duft des Mörders
Klingeln hob er ab. „Kravitz.“
„Am üblichen Ort“, sagte der Anrufer.
Pincho beendete das Gespräch, legte die
Times
zur Seite und erklärte seinem Geschäftsführer, er müsse etwas erledigen und sei in einer Stunde wieder zurück. Fröhlich pfeifend verließ er das Café und begab sich zum Bryant Park, um das restliche Geld abzuholen.
6. KAPITEL
A ls Jenna das Büro betrat, telefonierte Marcie gerade. Die Staatsanwältin winkte sie herein und zeigte ihr mit zwei erhobenen Fingern an, wie viele Minuten ihr Telefonat wahrscheinlich noch dauern würde.
Jenna konnte ihr ansehen, wie tief Adams Tod sie getroffen hatte. Trotz des Make-ups war die Staatsanwältin blass, und sie hatte dunkle Ringe unter ihren großen nussbraunen Augen. Man konnte sie nicht als atemberaubende Schönheit bezeichnen, aber sie war eine attraktive Frau, was umso mehr galt, seit sie ihr mattbraunes Haar rötlich färbte und sich modischer kleidete.
Mit gerade mal achtundvierzig Jahren war sie eine der einflussreichsten Frauen der Stadt. Sie war mit dem Chefkardiologen des Roosevelt Hospital glücklich verheiratet und Mutter von zwei wohlgeratenen Teenagern. Marcie gehörte zu dem seltenen Typ Frau, der Familie und große Karriere mühelos unter einen Hut brachte. Ihr Erfolg bei der Strafverfolgung war kaum zu überbieten, was viele ihrer unerbittlichen Art zuschrieben. Ihren Assistenten bläute sie vom ersten Tag an ein, niemals zaghaft zu sein. Adam hatte sie mal als besessen bezeichnet. „Fast so besessen wie ich“, hatte er dann angefügt – was erklärte, warum die beiden so gut miteinander ausgekommen waren.
Nach einem klipp und klaren „So sieht der Deal aus, Raymond. Entweder Sie sind einverstanden oder Sie lassen es bleiben!“ legte Marcie auf. Dann kam sie um ihren Schreibtisch herum und nahm Jenna in die Arme. „Es tut mir so Leid, Honey.“
Jenna ließ sich von ihr zu einem der Stühle führen, die vor dem ausladenden Schreibtisch standen, und fragte: „Wann hast du davon erfahren, Marcie?“
„Um vier Uhr heute Morgen. Detective Stavos rief mich zu Hause an. Du kennst Paul noch, nicht wahr?“
Jenna konnte sich vage an den Mann erinnern. Er war mittleren Alters, hatte einen müden Blick und legte ein mürrisches Auftreten an den Tag. „Adam hat ihn mir vor ein paar Jahren vorgestellt.“
Marcie setzte sich zu ihr. „Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte dir die schreckliche Nachricht selbst überbringen können. Aber ich musste warten, bis Adams Familie benachrichtigt war.“ Sie hielt einen Moment inne. „Wir werden ihn finden, Jenna. Ich verspreche dir, wir finden diesen Bastard, der ihn umgebracht hat.“
„Deshalb bin ich hier. Adam kam gestern Abend in die Galerie, um mir zu meiner Ausstellung zu gratulieren.“
Marcie hob die Augenbrauen. „Ich habe ihn gar nicht gesehen.“
„Er traf erst spät ein, kurz vor Schluss. Er wollte mit mir reden.“
„Ich wusste nicht, dass ihr beide immer noch Kontakt hattet.“
„Hatten wir auch nicht. Das letzte Mal sah ich ihn bei der Scheidung.“
Jenna erzählte von Adams Besuch und den Fotos, und sie versuchte sich an so viel wie möglich von dem Gespräch zwischen ihr und Adam zu erinnern. Sie vergaß auch nicht, den Stadtstreicher zu erwähnen.
Als sie geendet hatte, setzte sich Marcie wieder an ihren Schreibtisch und griff nach dem Telefonhörer. „Paul“, sagte sie, „Jenna Meyerson ist gerade bei mir. Sie sagt, Adams Wagen stehe in einem Parkhaus am Central Park, dem Essex House. Schicken Sie ein Spurensicherungsteam hin. Es ist ein schwarzer Cadillac Seville. Ich glaube, seine Frau hat Ihnen das Kennzeichen schon mitgeteilt, oder?“ Sie nickte. „Gut.“
Sie legte auf und wandte sich wieder Jenna zu. „Kannst du mir den Mann beschreiben, der vor dem Lokal gestanden hat?“
„Mittelgroß, vielleicht 1,75 Meter. Aber bei der dicken Kleidung ist das nicht so leicht zu sagen.“
„Hast du sein Gesicht sehen können?“
„Es war ein durchschnittliches Gesicht, ziemlich schmutzig, keine auffallenden Merkmale.“
„Und seine Haare?“
„Er trug eine Strickmütze, die er bis zu den Augenbrauen heruntergezogen hatte. Ach ja, er hat gehinkt.“
Während Marcie alles notierte, beugte sich Jenna vor. „Adam schien zu glauben, dass Faxel …“
„Jenna“, unterbrach Marcie sie sanft, aber bestimmt. „Ich kann verstehen, warum du dich … na ja, sagen wir: verpflichtet fühlst, mitzuhelfen, Adams Mörder dingfest zu machen. Ich
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