Duft des Mörders
natürlich nicht“, erwiderte Jenna und wurde sofort rot im Gesicht.
„Gut“, meinte Marcie und lächelte sanft. „Es gibt nämlich nichts Schlimmeres als Bürger, die sich in Ermittlungen einmischen, auch wenn sie es noch so gut meinen.“
Sam Meyerson fand nahe dem Foley Square in Downtown Manhattan einen Parkplatz und ging zu Fuß zum One Hogan Place weiter, wo das Büro der Staatsanwaltschaft lag.
Bevor er das Gerichtsgebäude betrat, blieb er vor dem imposanten Bauwerk stehen und schaute die Fassade empor. Es war für ihn viele Jahre wie eine zweite Heimat gewesen. Hier begann er seine Karriere als Assistent, hier arbeitete er sich bis zum Bezirksstaatsanwalt hoch, und als er sich gerade mit dem Gedanken an den Ruhestand beschäftigte, bot man ihm einen Posten beim Manhattan Supreme Court an.
Nach 27 Jahren in der Strafverfolgung kannte er wie kein zweiter die Probleme, mit denen ein Bezirksstaatsanwalt Tag für Tag zu kämpfen hatte. Angesichts von über 130.000 Strafverfahren jährlich und 550 Assistenten, die einem unterstellt waren, hatte man auf diesem Posten mehr als alle Hände voll zu tun. Doch Sam bereute nicht eine Minute seines Dienstes an der Gesellschaft, allen Überstunden, allem Frust und allen gelegentlichen Morddrohungen zum Trotz. Diese Arbeit hatte ihm einfach im Blut gelegen. Jetzt, da er im Ruhestand war, fehlte ihm das aufputschende Gefühl, die Fakten und Beweise für einen Fall zusammenzutragen und die Anklage vorzubereiten. Doch da Marcie ihn des Öfteren immer noch um Rat bat, war es ihm nach wie vor möglich, sein Gehirn anzustrengen, um Vorschläge zu unterbreiten, wenn die Staatsanwältin nicht mehr weiterwusste.
Ihr Anruf erreichte ihn, als er gerade aus der Dusche kam. Sie hörte sich bestürzt an, und nach wenigen Worten kannte er den Grund dafür: Adam Lear, ihr ehemaliger Kollege und sein Exschwiegersohn, war ermordet worden. Die Details würde sie ihm mitteilen, sobald er bei ihr eintraf, versprach sie ihm.
Dass Adam tot sein sollte, konnte er kaum glauben. Dieser Mann war so voller Energie, voller Leben. Zumindest war er es, als Sam Meyerson ihn das letzte Mal sah, was jedoch inzwischen drei Jahre zurücklag.
Er betrat das Büro der Staatsanwältin.
„Sam.“ Marcies Lächeln wirkte aufgesetzt. „Ich bin froh, dass du so schnell herkommen konntest. Nimm doch bitte Platz.“
„Wie ist es passiert, Marcie?“
Sie antwortete mit einer Gegenfrage. „Wusstest du, dass Adam gestern Abend bei Jennas Ausstellung in der Galerie war?“
Er war überrascht. „Nein. Ich war selbst da, aber ich habe ihn nicht gesehen.“
„Offenbar kam er erst später.“ Sie stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte das Kinn auf ihre Handrücken. „Danach waren Jenna und er noch einen Kaffee trinken. Und da hat er ihr dann von dem wahren Grund seines Besuches erzählt.“
„Und der war?“
„Vor ein paar Jahren, als sie und Adam noch zusammen waren, machte Jenna für Faxel Fotos von einer großen Veranstaltung. Du erinnerst dich bestimmt, auch wir beide waren auf der Veranstaltung.“
„Ja, natürlich. Da wurde doch dieser bahnbrechende kleine Computer vorgestellt.“
Marcie nickte. „Adam wollte diese Fotos sehen. Erst wollte er Jenna den Grund nicht nennen, aber du weißt ja, wie sie ist.“
„Stur“, sagte er lächelnd.
„Ganz so wie ein gewisser ehemaliger Bezirksstaatsanwalt, den ich kenne. Jedenfalls machte Adam Andeutungen, er habe etwas über Faxel und J.B. Collins, den Chef des Unternehmens, herausgefunden.“
„Und was?“
„An dem Punkt wird es leider schwammig. Er hat sich nicht präzise geäußert. Jenna konnte nur aus ihm herausholen, Collins
könnte
in irgendeine dubiose Sache verwickelt sein, und er wollte ihre Fotos sehen, um den Beweis dafür zu finden.“ Marcie reichte ihm einen Stapel Farbfotos. „Du kannst sie dir gern ansehen, vielleicht fällt dir ja was auf.“
Sam betrachtete eingehend jedes der Fotos, auf denen er etliche Personen wiedererkannte. Mit vielen von ihnen hatte er sich an jenem Abend auch unterhalten. „Was sollen diese Fotos denn beweisen?“
„Das wissen wir nicht. Und Jenna konnte nicht noch mal mit Adam darüber reden oder ihm die Bilder zeigen. Damit haben wir nichts, was seinen Verdacht in irgendeiner Weise stützt.“ Sie seufzte. „Weißt du, Sam, auf diesen Fotos könnte sogar Al Capone zu sehen sein, selbst das würde nicht beweisen, dass J.B. Collins irgendwas Illegales getan hat. Du kannst dich ja
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