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Duft des Mörders

Duft des Mörders

Titel: Duft des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Heggan
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sind Sie
ganz sicher
? Wollen Sie uns ver…“
    „Paul!“ stoppte Marcie ihn.
    „Verdammt, Marcie! Sie hat doch gerade eben noch gesagt, sie sei
nicht
sicher!“
    „Das war, bevor …“ Jenna holte tief Luft, da sie ahnte, dass Stavos sie nach ihrer Erklärung für völlig verrückt halten würde. „Das war, bevor ich ihn gerochen habe.“
    Marcie und Stavos sahen sich lange an. Jenna brauchte nicht Gedanken lesen zu können, um zu ahnen, was den beiden durch den Kopf ging. „Bevor Sie ihn
gerochen
haben?“ wiederholte Stavos. „Sie identifizieren einen Mordverdächtigen anhand seines
Geruchs
?“
    „Ja. Der Mann am Montagabend roch anders. Sehr eindringlich, so wie … wie Müll. Sie wissen schon – säuerlich. Dieser Mann hier riecht mehr nach … Schimmel.“
    Stavos wollte etwas entgegnen, und es wäre sicherlich nicht freundlich ausgefallen, doch abermals wurde er von Marcie daran gehindert. „Wir sehen uns später in meinem Büro“, sagte sie zu ihm, dann wandte sie sich an Jenna. „Danke, Jenna. Du hast dein Möglichstes getan. Ich weiß das zu schätzen.“
    „Du bist wütend auf mich.“
    Marcie lächelte sie schwach an. „Ich bin nicht auf
dich
wütend. Ich könnte nur manchmal meinen Beruf verfluchen, das ist alles.“
    Der Central Park war für jeden abgehetzten New Yorker so etwas wie ein Naherholungsgebiet, eine fast 350 Hektar große Oase inmitten der Stadt. Der Park hatte einen Zoo, ein Theater, eine Eisbahn, einen See, ein erstklassiges Restaurant und noch vieles mehr zu bieten. Ohne den Central Park wäre das Leben in der Stadt für viele unerträglich gewesen.
    Obwohl es ein kalter Oktobernachmittag war, herrschte im Park reges Treiben. Radfahrer fuhren gemächlich auf den breiten Wegen, Hundesitter versuchten, ihre Meuten unter Kontrolle zu halten, Musiker unterhielten die Passanten.
    Unter anderen Umständen hätte Jenna die Gelegenheit zu einem Spaziergang genutzt oder sich auf eine Bank gesetzt und die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres genossen. Doch heute nicht. Roy Ballards Beteuerungen hatten Wirkung auf sie. Was, wenn er die Wahrheit sprach und nicht der Mörder war, für den die Polizei ihn hielt?
    Auf dem Parkplatz an der West 86th Street hatte sie ihren Wagen abgestellt. Doch sie ging nicht gleich dorthin, sondern blieb zunächst für einige Augenblicke vor dem Revier stehen. Sie sah sich um und überlegte, wo sie in dem riesigen Park wohl eine Frau namens Estelle Gold finden konnte. So hieß die Obdachlose, die angeblich mit Roy Ballard befreundet war und den Täter in der Mordnacht gesehen hatte. Doch selbst, wenn Jenna die Frau fand, würde Estelle überhaupt mit ihr reden wollen? Obdachlose waren von Natur aus misstrauisch. Aber wenn Roy so überzeugt davon war, dass diese Frau ihn entlasten konnte, dann musste Jenna einfach mit ihr sprechen. Sie durfte nicht zulassen, dass ein Unschuldiger ins Gefängnis gesteckt wurde.
    Sie entschied sich dafür, es zunächst im südlichen Teil des Parks zu versuchen, wo sich das Karussell befand. Es war nicht gerade ein kurzer Weg, aber sie hatte Zeit.
    Nach einer Viertelstunde erreichte sie Strawberry Fields, eine kleine Anlage im Park, die im Gedenken an John Lennon angelegt worden war. Ein Mann mit langem grauen Bart saß auf dem Rasen und beobachtete sie. Seine Augen waren stark gerötet, seine Kleidung war zerlumpt. Neben ihm stand ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt, in dem sich offenbar seine sämtlichen Habseligkeiten befanden.
    Als sie sich ihm näherte, umfasste er mit einer knochigen Hand den Griff des Einkaufswagens, damit sie ihm den Wagen nicht wegnehmen konnte. „Hi“, sagte sie und gab sich alle Mühe, keinen bedrohlichen Eindruck auf ihn zu machen.
    Er reagierte nicht.
    Sie setzte sich ein Stück weit von ihm entfernt ins Gras. „Ich frage mich, ob Sie mir vielleicht behilflich sein könnten. Ich suche eine Frau namens Estelle Gold.“
    Der Mann starrte sie nur weiterhin an. Es war ihm nicht anzumerken, ob ihm der Name etwas sagte. Jenna zog fünf Dollarscheine aus der Tasche und hielt sie hoch, damit er sie deutlich sehen konnte, dann unternahm sie einen weiteren Versuch.
    „Ich bin bereit, für die Information zu zahlen.“
    Sein Blick war nicht länger auf sie gerichtet, sondern auf die Scheine in ihrer Hand.
    „Kennen Sie Estelle?“ bohrte sie weiter. „Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?“
    Langsam streckte er die Hand aus. Jenna zögerte, weil sie fürchtete, er könnte einfach mit

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