Duft des Mörders
ein Bier und quatschen.“
„Hat er jemals versucht, Sie zurückzugewinnen?“
Angie lachte. „Jedes Mal versucht er’s.“
„Und? Kein Interesse?“
„Er ist jetzt sozusagen zweite Wahl“, sagte sie schulterzuckend.
„Das ist nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage.“
Ihre Augen funkelten amüsiert. „Für einen Schnüffler sind Sie okay, wissen Sie das? Und ziemlich helle.“
„Danke.“ Er zog den Wagenschlüssel aus der Tasche. „Mit wem sollte ich am besten reden, wenn ich mehr über diesen Unfall erfahren will?“
„Mit Billy Ray. Aber er bleibt eisern bei seiner Version. Das ist reine Zeitverschwendung.“
„Noch eine letzte Frage: Was glauben Sie, was an jenem Abend wirklich passiert ist?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
„Ich würde es gern von Ihnen hören.“
Sie wirkte fast trotzig, während sie sprach, so als erwartete sie, dass er ihr gleich vehement widersprechen würde. „Ich glaube, dass dieses Miststück an diesem Abend am Steuer saß. Teresa war sauer auf Billy Ray, weil er sie vor allen Leuten zurechtgewiesen hat. Also nahm sie ihm den Schlüssel ab, stieg ein und fuhr los, obwohl sie stockbetrunken war. Sie hat den Mann überfahren, aber sie hat Billy Ray dazu gebracht, die Schuld auf sich zu nehmen.“
12. KAPITEL
„U nd?“ Tanya sah Frank neugierig an, als er das Vorzimmer betrat. „Hast du in Jersey City etwas erreicht?“
Er lehnte sich gegen die Kante ihres Schreibtischs. Sein Ausflug nach Jersey City hatte bei ihm einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. „Eines ist sicher: Amber hat zwar einen Titel als Schönheitskönigin, aber den als Tochter des Jahres kriegt sie garantiert nicht.“
„So schlimm?“
„Noch schlimmer. Diese Frau ist widerwärtig. Ich weiß nicht, wie sich Adam in sie verlieben konnte. Es war eine große Ausnahme, denn sonst gibt es keinen Menschen, der für diese Frau positive Gefühle empfindet.“ Er erzählte ihr von seiner Unterhaltung mit Angie Delano.
Tanya nahm sich währenddessen den Stapel Eingangspost vor und begann, die Umschläge zu öffnen. „Denkst du, Amber könnte Adam getötet haben?“
Diese Frage war ihm bereits mehr als einmal durch den Kopf gegangen. „Schwer zu sagen. Nach allem, was ich gehört habe, dürfte sie skrupellos genug sein, um so ziemlich alles zu tun, wenn für sie was dabei herausspringt. Und das gilt umso mehr, falls es stimmen sollte, dass sie in jener Nacht den Mann überfuhr und Billy Ray dazu brachte, für sie den Kopf hinzuhalten. Allerdings dürfte es für sie nicht so leicht gewesen sein, einen Killer zu finden, der den Job für sie erledigte.“
„Vielleicht hat das ihr Freund übernommen“, überlegte Tanya. „Vielleicht war dafür das Geld bestimmt, das sie ihm damals in einem Umschlag in Ruby’s Café gab.“
„Tja, es wäre wirklich interessant, das herauszufinden.“ Frank stieß sich von ihrem Schreibtisch ab und begab sich in sein Büro.
Jenna verließ gerade den Friedhof Carmel Hill, als ihr Mobiltelefon klingelte. Auf dem Display sah sie den Namen Marcie Hollander, und sie nahm das Gespräch an. „Hallo.“
„Wir haben ihn, Jenna.“ Marcie, die sonst immer so beherrscht war, machte keinen Hehl aus ihrer Begeisterung.
„Wen?“
„Den Räuber vom Central Park. Er heißt Roy Ballard. Detective Stavos hat ihn aufs Revier gebracht. Wie schnell kannst du hinkommen?“
„Was soll ich denn da?“
„Stavos will eine Gegenüberstellung, damit du den Mann identifizieren kannst.“
Der Gedanke gefiel Jenna nicht, doch wenn Marcie und Stavos Recht hatten und es sich bei Roy Ballard wirklich um Adams Mörder handelte, dann wollte sie natürlich, dass er ins Gefängnis wanderte. „Wohin soll ich kommen?“
„Zum Revier Central Park an der Ecke 86th Street und Transverse Road. Direkt am Park.“
Sie wusste, wo das Revier lag; sie war oft genug daran vorbeigefahren. „Ich war gerade auf dem Friedhof. In einer Dreiviertelstunde müsste ich es schaffen.“
„Lass dir Zeit“, sagte Marcie, während fünf Männer in dunkler, schmutziger Kleidung hereingeführt wurden. Sie hielten Karten mit Nummern vor sich. Es war nicht üblich, dass die Bezirksstaatsanwältin bei einer Gegenüberstellung anwesend war. Marcie war von ihrem Büro hergekommen, um Jenna moralische Unterstützung zu leisten. Jenna wusste die Geste zu schätzen. Stavos war so mürrisch wie immer, und es hätte sie über alle Maßen nervös gemacht, wenn sie mit ihm allein hier gewesen
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