Duft des Mörders
wäre.
Die fünf Männer im Raum nebenan wandten sich der Einwegspiegelwand zu und blickten finster drein. Jenna betrachtete jeden von ihnen genau und versuchte, Ähnlichkeiten zu dem Gesicht des Mannes herzustellen, der sie und Adam am Montagabend angerempelt hatte. Vier der Männer blickten stur geradeaus, nur die Augen des dritten wanderten unablässig hin und her. Im grellen Licht schimmerte Schweiß auf seiner Stirn.
„Jenna?“
„Ich weiß nicht, Marcie.“ Wieder sah Jenna die Männer der Reihe nach an. Ihr Blick blieb abermals auf dem nervös wirkenden Kerl haften. „Es könnte jeder von ihnen gewesen sein.“
„Du hast doch gesagt, du hättest beide Male sein Gesicht gesehen.“
„Das ja, aber es war dunkel, und das Schaufenster im Lokal war beschlagen.“
„Sieht wenigstens einer dem Täter ähnlicher als die anderen?“
„Vielleicht die Nummer drei, aber …“
„Aber was?“
„Irgendwie kommt er mir nicht wie der Mann vor, der Adam und mich angerempelt und beobachtet hat.“
„Würde es helfen, wenn er nach vorn tritt?“
„Vielleicht.“
Detective Stavos sprach in das Wandmikrofon. „Nummer drei, treten Sie zwei Schritte vor.“
Der Mann mit dem verschwitzten Gesicht kam nach vorn und wirkte noch stärker verunsichert. Er zog das linke Bein nach, was Jenna zwar auffiel, sie aber nicht überzeugen konnte. Außerdem war er zu nervös. Würde jemand bei einer Gegenüberstellung derart nervös sein, wenn er kaltblütig genug war, einen Menschen zu erstechen?
„So besser?“ fragte Marcie.
„Ich weiß nicht“, antwortete Jenna nach einigen Sekunden. „Die Augen passen nicht.“
Stavos, der weit weniger Geduld hatte als Marcie, seufzte gereizt. „Was stimmt denn nicht mit den Augen? Sie haben doch eben gesagt, es war dunkel und Sie konnten ihn nicht deutlich erkennen. Und jetzt wollen Sie uns erzählen, Sie hätten sich seine Augen ansehen können?“
„Irgendetwas ließ mich auf seine Augen aufmerksam werden.“
„Und was?“
„Ich weiß es nicht!“ herrschte sie Stavos an. „Ich habe ihn nur ein oder zwei Sekunden lang gesehen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich ihn zwei Tage später in einer Gegenüberstellung identifizieren soll!“
„Sie müssen bloß …“
Marcie warf dem Detective einen warnenden Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ. Sie legte ihre Hand auf Jennas Arm. „Sieh ihn dir noch mal in Ruhe an, solange er hier vorne steht.“
Jenna schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob er’s ist oder nicht, Marcie. Es tut mir Leid. Er sieht so aus wie der Mann, dem wir begegnet sind, aber die vier anderen sehen auch so aus. Es tut mir Leid“, wiederholte sie.
Marcie zog ihre Hand zurück. „Ist schon gut. Eine positive Identifizierung hätte uns geholfen, ihm nachzuweisen, dass er Adam verfolgt hat, dass er also vorsätzlich gehandelt hat. Aber es ist nicht zwingend notwendig. Wir haben genug Beweise, um ihn wegen Mordes anzuklagen.“
Jenna sah von Marcie zu Stavos. „Welche Beweise?“
Diesmal warf Stavos der Staatsanwältin einen warnenden Blick zu. „Das ist vertraulich“, sagte er in einem Tonfall, der Jenna sofort daran erinnerte, warum sie diesen überheblichen Mann noch nie ausstehen konnte.
Die drei verließen den Raum. Und gleichzeitig führten zwei uniformierte Cops den Mann mit der Nummer drei ab, bei dem es sich um Roy Ballard handelte. Sie traten mit ihm aus dem Nebenraum, zeitgleich mit Stavos, Marcie und Jenna, sodass sich beide Gruppen auf dem Flur begegneten.
Ballard blieb vor Stavos stehen und starrte ihn und Marcie an, ehe seine Glupschaugen Jenna erfassten.
„Ich war’s nich, hörense, Lady? Mir egal, was Se gesehen habn. Ich hab niemanden nich umgebracht. Ich bin auch nich der Räuber, den ihr sucht.“
Instinktiv wich Jenna vor ihm zurück, doch der Kerl schien das nicht zu bemerken. „Ich bin nich der Killer. Se könn jedn fragen. Meine Freunde, Estelle …“
„Schafft ihn weg!“ befahl Stavos.
„Mich schickt ihr nich nach Sing-Sing, mich nich!“ Er beteuerte noch immer seine Unschuld, als die beiden Polizisten ihn wegführten.
Jenna sah ihm nach, da fasste sie Marcie auf einmal am Arm.
Die Anwältin kniff die Augen zusammen. „Was ist? Willst du deine Meinung ändern?“
„Ja“, sagte Jenna. „Er ist es nicht, da bin ich jetzt ganz sicher.“
Stavos machte ganz den Eindruck, als würde er jeden Augenblick in die Luft gehen. „Was soll das jetzt heißen? Auf einmal
Weitere Kostenlose Bücher