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Duft des Mörders

Duft des Mörders

Titel: Duft des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Heggan
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an. „Und erzähl mir nicht, du hättest Geheimnisse an den Feind verraten. Das würde ich dir nämlich nicht abnehmen.“
    Er nahm das letzte Stück Huhn und kaute schweigend. „Erinnerst du dich an meinen Onkel Vinnie?“ fragte er schließlich.
    Vor Jennas geistigem Auge entstand sofort das Bild eines kleinen, drahtigen Mannes mit Händen, die kraftvoll zupacken konnten, eines Mannes mit einem wunderbaren Sinn für Humor und einer Vorliebe für italienisches Essen. „Du meinst den Automechaniker?“
    „Ja. Aber er hat die Werkstatt an seinen Sohn Marty übergeben.“
    „Vinnie im Ruhestand? Tut mir Leid, aber
das
kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Ihm ging es ganz genauso. Als vor ein paar Jahren sein Freund Johnny Caruso krank wurde, bat er Vinnie, ihm bei seinem Abfallunternehmen zu helfen. Meinem Onkel war da längst klar, dass der Ruhestand nichts für ihn ist, also sagte er sofort zu. Inzwischen ist er wieder so glücklich wie damals, als er noch die Garage führte.“
    „Und was hat das damit zu tun, dass das FBI dich feuern wollte?“
    „Vor Jahren hatte Johnny geschäftlich mit einem Mann zu schaffen, der zur Mafia gehörte. Jemand kam dahinter, dass mein Onkel jetzt in einem Unternehmen arbeitet, das früher mal Verbindung zum organisierten Verbrechen hatte, und man stellte mich vor die Wahl: Vinnie sollte aus dem Betrieb wieder aussteigen oder ich kündigen.“
    „Weiß Vinnie davon?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der zähe kleine Mann tatenlos zugesehen hätte, wie man seinen Neffen ungerecht behandelte, denn er liebte Frank wie einen Sohn.
    „Ich habe es ihm nie erzählt. Er würde sich nur Vorwürfe machen, und das möchte ich nicht.“
    Jenna beobachtete Frank, während er einen Schluck Wein trank. Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt. Er war noch immer der umsichtige, seine Familie über alles liebende Mann, der er damals schon gewesen war. Dass er ihr diese Seite so offen zeigte, die er normalerweise verborgen hielt, berührte sie. „Und damit warst du dann arbeitslos.“
    „Ja. Und allein erziehender Vater eines Zwölfjährigen.“
    Sie stellte ihr Glas ab. „Du hast einen Sohn?“
    Er grinste sie breit an. „Das hast du mir auch nicht zugetraut, wie?“
    „Familienvater zu sein, stand nie ganz oben auf deiner Liste, wenn ich mich recht entsinne.“
    „Menschen ändern sich.“
    Sie starrte ihn an, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Frank als Vater eines Sohnes. Es fiel ihr schwer, sich das vorzustellen. Aber er hatte es selbst gesagt: Menschen ändern sich. „Erzähl mir von deinem Sohn.“
    „Er heißt Danny“, sagte Frank voller Stolz. „Er ist jetzt vierzehn, ein hervorragender Schüler und ein verdammt guter Eishockeyspieler.“
    „Ganz wie der Papa.“
    „Ein ganzes Stück besser als der Papa.“
    „Und seine Mutter?“
    „Die ist in Mailand, zusammen mit ihrem neuen Mann. Einem italienischen Radprofi, den sie kennen lernte, kurz bevor ich das FBI verließ.“
    Jenna überschlug die Jahreszahlen. Wenn Danny jetzt vierzehn war, dann war Frank seiner Frau begegnet, kurz nachdem er New York verließ. Wie konnte er Jenna wirklich geliebt haben, wenn er sich so schnell mit einer anderen tröstete? Sie konnte nicht anders und fragte ihn geradeheraus: „Hast du sie geliebt?“
    Die Frage schien ihn zu überraschen, doch das hielt nur für einen Moment an. „Zu der Zeit dachte ich das. Allerdings – ich hätte sie wohl nicht geheiratet, wenn sie nicht mit Danny schwanger gewesen wäre.“ Er hatte aufgegessen und schob den Teller von sich. „Nach etwa einem Jahr wurde mir klar, dass wir kaum Gemeinsamkeiten hatten. Nicht mal das Baby konnte den Spalt kitten, der zwischen uns klaffte. Versteh mich nicht falsch“, sagte er schnell, „ich bedauere nicht meine Ehe mit Denise. Ohne sie hätte ich heute nicht Danny. Und dafür werde ich ihr immer dankbar sein.“
    Jenna fragte sich, was Denise für eine Mutter sein musste, wenn ihr ein Geliebter wichtiger war als das eigene Kind. Doch sie verkniff sich eine entsprechende Bemerkung. „Wie oft sieht Danny seine Mutter?“
    „Alle paar Wochen ruft sie an, und einmal im Jahr besucht sie ihn. Es könnte sein, dass er den nächsten Sommer bei ihr in Italien verbringt.“
    „Und wie denkst du darüber?“ Sie machte die Schachtel auf, holte einen Berliner heraus und biss hinein. Frank hatte nicht übertrieben, sie schmeckten exakt so wie die aus Deutschland.
    „Ich habe gewisse Vorbehalte, doch die sind

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