Duft des Mörders
ging.
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Wie hältst du dich?“
„Einigermaßen“, antwortete er schulterzuckend. „Richard ist am Dienstag aus Chicago gekommen und weicht nicht von meiner Seite. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um die Beerdigung zu planen, Anrufe entgegenzunehmen und Besucher zu empfangen, die uns persönlich ihr Beileid aussprechen wollten. Ich weiß nicht, wie es nach dem heutigen Tag sein wird, wenn ich Zeit habe, um mir über alles klar zu werden.“ Er nahm die Brille ab und putzte mit einem Taschentuch die Gläser. „Der Gedanke, meinen Sohn niemals wiederzusehen, ist schrecklich.“ Die Tränen standen ihm in den Augen.
Jenna fühlte sich angesichts dieser Trauer völlig hilflos. In all den Jahren hatte sie Warren noch nie so niedergeschlagen erlebt. „Gib dir etwas Zeit, um damit fertig zu werden.“ Das war alles, was ihr einfiel.
„Ich bin nur froh, dass du der letzte Mensch warst, mit dem Adam vor seinem Tod sprach“, sagte er völlig unerwartet. „So hat er seine letzten Worte wenigstens mit einem netten, freundlichen Wesen wechseln können.“
„Ich wünschte nur, ich hätte mehr tun können – nämlich seinen Tod verhindern.“
Er setzte seine Brille wieder auf. „Du und Adam, ihr hättet euch nie scheiden lassen dürfen.“
Der leicht vorwurfsvolle Ton erinnerte Jenna daran, dass sie in seinen Augen nach wie vor für die Trennung verantwortlich war. „Es war eine Entscheidung, die wir beide getroffen haben, Warren. Und sie fiel uns nicht leicht.“
Er winkte ab. „Ich weiß, ich weiß. Verzeih mir. Es sollte nicht so klingen, als würde ich dir die alleinige Schuld an allem geben. Aber du fehlst mir. Du warst gut für ihn – für uns alle.“
Jenna spürte ein Gefühl der Schuld. Seine Frau, mit der Warren fast fünfzig Jahre lang zusammen war, war tot, und sein verbliebener Sohn Richard lebte weit weg in Chicago. Sie nahm sich vor, Warren zukünftig öfters zu besuchen.
„Wie lange wird Richard bleiben?“
„Noch ein paar Tage, um alles zu regeln. Und um Amber vor die Tür zu setzen“, fügte er bitter hinzu.
Jenna ging darauf nicht ein. „Wie wäre es, wenn wir in zwei oder drei Wochen zusammen zu Mittag essen? Du kannst mich ja in irgendein unverschämt teures Lokal einladen.“
Wie erhofft, lächelte er über ihre Bemerkung. „Sehr gern, Jenna.“ Er drohte mit ausgestrecktem Finger. „Ich werde dich an dein Versprechen erinnern.“
„Das will ich hoffen.“
Warren sah auf seine Armbanduhr. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich muss nach Hause, um nach dem Partyservice zu schauen. Du kommst doch auch, oder? Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen.“
„Ich würde gern, Warren, aber ich habe um zwei Uhr einen Fototermin. Mein Dad kommt vorbei, und Frank wohl auch.“
„Sorg bitte dafür, dass Frank kommt“, sagte er. „Ich muss mit ihm über den Fall reden.“
Sie verabschiedeten sich, und Warren ging. Als sich Jenna umdrehte, um zurück zu Frank zu gehen, sah sie, dass Amber bereits mit finsterer Miene auf ihn zustöckelte.
Jenna blieb stehen, weil sie die beiden nicht belauschen wollte, doch Amber sprach so laut, dass sie jedes Wort mitbekam.
„Wie ich höre, haben Sie über mich Erkundigungen eingeholt, Mr. Renaldi!“
Ihr spitzer Tonfall schien Frank nicht zu beeindrucken. „Wer sagt das?“
„Ich habe meine Quellen.“
„Ich glaube, das hier ist nicht der richtige Ort, um …“
„Ich bin die Witwe Ihres besten Freundes“, fiel sie ihm ins Wort. „Bedeutet Ihnen das gar nichts? Glauben Sie, es würde Adam gefallen, wenn er wüsste, was Sie mir anhängen wollen?“
„Was genau stört Sie, Mrs. Lear?“
„Dass Sie meine Mutter verhört haben.“
„Ich habe sie nicht
verhört
, wir haben uns unterhalten … Teresa.“
Ambers Gesicht lief rot an, als er sie mit ihrem richtigen Namen ansprach. „Sie arroganter Mistkerl“, grollte sie. „Ich bin in gutem Glauben zu Ihnen gekommen. Ich habe mich Ihnen anvertraut. Ich habe Sie gebeten, den Mörder meines Mannes zu finden. Und was tun Sie? Sie fallen mir in den Rücken! Ihretwegen war Detective Stavos noch einmal bei mir. Nur war er diesmal nicht mehr so freundlich, sondern hat mich wie eine Kriminelle behandelt.“
„Ich bin sicher, das ist eine Übertreibung.“
„Ist es nicht. Er wollte wissen, ob ich ein Alibi für die Mordnacht habe. Können Sie sich das vorstellen? Er verdächtigt
mich
, ich hätte Adam erstochen!“
„Das läuft
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