Duft des Mörders
lächelte. „Selbst wenn ich es wüsste, ich würde es Ihnen nicht sagen, Special Agent Renaldi. Sogar in einem so zivilisierten Land wie den Vereinigten Staaten würde einem eine solche Indiskretion eine einfache Fahrt zum Meeresgrund einbringen. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.“
Die drei Männer lachten so amüsiert, dass ein unbeteiligter Beobachter glauben konnte, einer von ihnen habe einen guten Witz erzählt.
„Nun, in dem Fall werde ich Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Sie haben beide genug zu tun, und ich muss noch zu einer Beerdigung.“ Als sie die Treppe hinuntergingen, wandte sich Frank an Aleksei und fragte beiläufig: „Wie geht es eigentlich Ihrem Onkel?“
„Sehr gut, danke der Nachfrage. Er leitet eines meiner Restaurants. Sie sollten mal vorbeikommen – natürlich als mein Gast – und unsere Spezialitäten probieren. Es sei denn, Sie müssen umgehend nach Washington zurück.“
„Meine Pläne können sich täglich ändern“, entgegnete Frank ausweichend, „trotzdem danke ich Ihnen für das Angebot.“
Als er seinen Thunderbird auf dem Parkplatz erreichte, sah er sich noch einmal um. Sergei war ins Hotel zurückgegangen, während Aleksei am Seiteneingang stand und ihn beobachtete. Er hob die Hand zum Gruß, und Frank tat es ihm nach, ehe er einstieg und wegfuhr.
24. KAPITEL
Ü ber dreihundert Gäste fanden sich zu Adams Beerdigung ein, was niemanden wunderte, da sein Vater Warren Lear ein bekannter Bauunternehmer und ein beliebtes Mitglied der Gemeinde war. Von der Dreifaltigkeitskirche in Great Neck, Long Island, aus machte sich der Trauerzug auf den acht Kilometer langen Weg bis zum Crestwood Cemetery.
Nun stand Jenna neben ihrem Vater und sah in die vertrauten Gesichter der Menschen, die auch bei der Trauerfeier in der Kirche anwesend waren – Warren und sein jüngster Sohn Richard, ebenfalls ein Anwalt, der Präsident von Global Access sowie verschiedene Mitarbeiter des Unternehmens, Marcie Hollander und drei ihrer Assistenten. Jenna sah sogar einige Richter, die sie vor Jahren kennen gelernt hatte.
Amber stand gegenüber der Lear-Familie auf der anderen Seite des ausgehobenen Grabes. In ihrem dunklen Anzug sah sie hübsch aus. Der flache Hut ohne Krempe verlieh ihr genau das richtige Maß an Würde. Hin und wieder sah sie zu den Lears, doch deren Blicke waren starr auf Reverend Clayburn gerichtet, der von Erlösung und ewigem Frieden sprach.
Jenna beugte sich zu ihrem Vater. „Warren und Richard tun so, als wäre Amber überhaupt nicht da.“
Sam folgte ihrem Blick. „Warren ist ein netter Kerl, aber wenn er auf stur schaltet, kann er ziemlich unangenehm sein.“
„Hast du schon mit ihm gesprochen?“
„Ich habe ihn gestern zu Hause besucht.“
„Glaubt er wirklich, Amber habe Adam umbringen lassen? Oder will er ihr nur Angst einjagen?“
„Er glaubt es nicht nur, er gibt sich auch alle Mühe, alle anderen davon zu überzeugen, Detective Stavos eingeschlossen.“
„Und was glaubst du?“
„Ich kenne sie nicht, daher kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber ich weiß, dass Warren gegen die Hochzeit war. Er betonte immer wieder, Amber habe Adam nur des Geldes wegen geheiratet und alles daran gesetzt, das Vermögen an sich zu reißen.“
„Und jetzt wird sie nicht nur Adams Vermögen erben, sondern auch noch Warrens Haus. Er muss vor Wut kochen.“
„Was das Geld betrifft, wird er wohl nicht viel ausrichten können, aber das Haus gehört nach wie vor ihm. Er hat Adam und Amber nur dort wohnen lassen, nachdem er in die Stadt gezogen ist. Ich vermute, sie wird dort bald ausziehen müssen.“
Und sehr wahrscheinlich würde er Amber sogar noch vorher auf die Straße setzen, dachte Jenna, wenn er herausfand, dass sie ihrem Exfreund Geld aus dem Lear-Vermögen gegeben hatte.
Sam sah seine Tochter an. „Und du, Honey? Wie geht es dir?“
Sie wusste, dass er die Ereignisse des Vortags meinte. „Schon besser. Ich kann es bloß immer noch nicht fassen, dass Claire tot ist.“
„Wird es einen Gottesdienst geben?“
„Nur für Familienangehörige. Ihr ältester Sohn sagte mir, sie werde entsprechend ihrem letzten Willen eingeäschert. Ihre Asche soll irgendwo nahe ihrer Heimatstadt Joliet in Illinois verstreut werden.“
Auch wenn der Friedhof ein angemessener Ort zu sein schien, um über solche Themen zu reden, fühlte sich Jenna unwohl. Sie empfand sofort wieder Trauer und Schuld, sobald das Gespräch auf Claire kam.
Sam spürte,
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