Duft des Mörders
änderte auch noch ihren Namen, damit Sie sie später nicht finden konnten.“ Frank schüttelte langsam den Kopf. „Das ist verdammt schäbig. Und trotzdem hatten Sie Kontakt zu ihr?“
„Vielleicht bin ich jemand, der verzeihen kann und jemandem nicht ewig böse sein kann.“
Frank sah zu der chromblitzenden Maschine. Vielleicht hatte der liebe Billy Ray ja auch die Gans gefunden, die goldene Eier legte, und wollte nicht, dass die Geldquelle versiegte. Frank wies mit einem Kopfnicken auf die junge Frau. „Ihre Freundin?“
„Ja.“
„Was sagt sie denn zu Ihrer neuerlichen Freundschaft mit Teresa?“
„Damit hat sie kein Problem.“
Frank trat näher an die Harley heran und betrachtete sie interessiert. „Schöne Maschine. Sieht teuer aus.“
Billy Ray erwiderte nichts.
„Wovon bestreiten Sie eigentlich Ihren Lebensunterhalt, Billy Ray? Falls Sie nichts gegen die Frage haben.“
„Ich verkaufe Elektrogeräte. Habe einen Laden in der Stadt.“
„Sie verdienen gut?“
„Warum sagen Sie nicht einfach, was Sie wollen?“
„Okay, lassen wir diese Spielchen. Ich weiß, dass Teresa Ihnen Geld gegeben hat. Ich habe noch keine Ahnung, wie viel es war, aber es dürfte genügt haben, um diese Maschine zu kaufen. Habe ich da ins Schwarze getroffen?“
Billy Ray verkniff den Mund, bevor er murrte: „Teresa hat Recht. Sie sind ein verdammter Schnüffler.“
„Sie können sich mit
mir
unterhalten – oder mit Detective Stavos. Der hat bereits alles in die Wege geleitet, um Teresas Kontoauszüge in die Finger zu kriegen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kommt.“
„Na gut“, gab Billy Ray schulterzuckend zu. „Teresa hat mir ein wenig unter die Arme gegriffen.“
„Warum?“
„Weil es ihr Leid tat, dass sie mich sitzen ließ.“
„Und Sie haben ganz sicher Teresa nicht ein ganz klein wenig unter Druck gesetzt? Sie wissen sicher, was ich meine.“
„Keine Ahnung.“
„Ich rede von Erpressung, Billy Ray.“
Der Mann warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. „Oh Mann, sind Sie bescheuert! Wie sollte ich Teresa erpressen?
Ich
bin damals gefahren, nicht sie. Sie können hundertmal was anderes behaupten, aber das ändert absolut nichts an den Tatsachen.“
Frank musterte Billy Ray. Mit etwas Schmutz im Gesicht, entsprechender Kleidung und einem humpelnden Gang konnte er durchaus als der Obdachlose durchgehen, den Jenna beschrieben hatte. Und auch wenn er von relativ kleiner Statur war, schien er kräftig genug, um Adam zu überwältigen, insbesondere dann, wenn das Überraschungsmoment auf seiner Seite war.
„Wo waren Sie letzten Montag, Billy Ray? So zwischen elf Uhr abends und ein Uhr nachts?“
Billy Ray sah ihn einen Moment lang an, erst dann begriff er, worauf Franks Frage abzielte. „Was soll das denn?“ fauchte er wütend. „Meinen Sie etwa, ich hätte Teresas Alten umgebracht? Nur weil ich mal gesessen hab, werde ich zum Mörder?“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.“
Ohne den Blick von Frank abzuwenden, schnippte Billy Ray mit den Fingern und befahl: „Josie, komm her!“
Die junge Frau schritt langsam und mit einem so aufreizenden Hüftschwung zu ihm, dass Danny, wenn er noch zusah, den Mund sicher nicht mehr zubekam. Sie blieb neben Billy Ray stehen, legte einen Arm um seine Taille und lehnte sich an ihn. „Was gibt’s?“
„Sag Mr. Renaldi, was ich Montagabend zwischen elf und eins gemacht habe.“
Sie drückte sich noch enger an ihn. „Er war mit mir im Bett und hat es mir so richtig besorgt.“ Sie warf mit einer Kopfbewegung ihre Haare über die Schulter. „Wollen Sie auch wissen, in welchen Stellungen?“
Frank sah der Kleinen an, dass sie es ihm liebend gern bis ins Detail geschildert hätte. Bevor ihm eine passende Antwort einfallen wollte, gab Billy Ray seiner neuen Flamme einen Klaps auf den Po und sagte: „Komm, Baby, wir fahren weiter. Wir sind hier fertig.“
30. KAPITEL
A ls Vinnie am Montagmorgen nach unten in die Küche kam, hatte Frank bereits den Kaffee aufgebrüht. „Gut, dass du noch da bist“, sagte Vinnie. Er hatte seine Holzfällerjacke aus dem Schrank geholt und zog sie gerade an. „Ich habe eben mit einem Freund gesprochen, der am Brooklyn Marine Terminal arbeitet.“
Frank reichte ihm einen Becher Kaffee. „Ich dachte, die Hafenarbeiter streiken die ganze Woche.“
„Tun sie auch. Joe war zu Hause und arbeitete an einem Streikplakat.“ Vinnie nahm einen Schluck und nickte
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