Duft des Mörders
und musste sich auch nirgendwo abstützen.
„Ich möchte etwas anderes“, fuhr er fort, „nämlich mit euch reden, auch mit dir, Jenna.“
Ob sein entschlossenes Auftreten mit dem Schmerzmittel zusammenhing, war nicht klar, auf jeden Fall sorgte es dafür, dass sich alle um ihn scharten, um zu hören, was er zu sagen hatte.
„Worum geht’s, Dad?“ fragte Danny, als alle am Küchentisch saßen.
Frank sah alle Anwesenden einen Moment lang an, bevor er zu reden begann. „Ich weiß, ihr wollt erfahren, was genau passiert ist …“
„Wir wissen doch, was passiert ist“, unterbrach ihn Mia. „Du wurdest von zwei Männern hinterrücks überfallen. Von zwei
feigen
Männern.“
„Das entspricht nicht ganz der Wahrheit.“ Wieder sah er sie einen nach dem anderen an.
Jenna warf Franks Onkel einen neugierigen Blick zu und erkannte an der Art, wie er zu Boden sah, dass er längst wusste, was Frank zu sagen hatte.
„Die Kerle, die mich so zugerichtet haben“, fuhr Frank schließlich fort, „das waren keine Straßenräuber. Es war ein gezielter Überfall, eine Warnung, damit ich nicht länger den Fall verfolge, an dem ich im Moment arbeite – den Mord an meinem Freund Adam Lear.“
Mia schnappte nach Luft.
„Tut mir Leid, wenn ich euch damit erschrecke. Ich will nur sicher sein, dass ihr alle versteht, wie ernst die Situation ist und warum ich gewisse Maßnahmen ergreife, die euch nicht gefallen werden.“
„Was denn für Maßnahmen, Dad?“ Dannys Stimme klang eher neugierig als besorgt.
Frank Miene spannte sich kaum merklich, als er versuchte, auf dem Stuhl eine bequemere Haltung zu finden. „Bevor mich die beiden Kerle zurückbrachten, gaben sie mir eine Warnung mit auf den Weg. Wenn ich die Ermittlungen nicht einstelle, dann würden sie sich nicht mehr an mich halten, sondern sich meine Familie vornehmen.“
„Wer sind diese Männer, Frank?“ fragte Mia.
„Haben sie geblufft?“ wollte Danny wissen, woraufhin Lydia die Augen verdrehte und sagte: „Sieh ihn dir doch an. Meinst du, das macht jemand, der blufft?“
„Tja“, meinte Mia, die sich rasch von dem Schock erholt hatte, „es ist egal, ob sie bluffen oder nicht. Die Warnung sollte genügen. Frankie, du machst genau das, was diese Männer gesagt haben. Du wirst sofort deine Ermittlungen einstellen!“
Frank verzog keine Miene. Jenna ahnte, dass er mit der Reaktion seiner Mutter gerechnet hatte und vorbereitet war. „Das ist nicht die Antwort auf diese Situation, Ma.“
„Es ist die einzig mögliche Antwort.“ Sie sah zu ihrem Schwager, der sich noch nicht geäußert hatte. „Vinnie, sag ihm, dass ich Recht habe.“
Ehe Vinnie den Mund aufmachen konnte, griff Frank nach den Händen seiner Mutter. „Ma, erinnerst du dich an den Tag, an dem ich den Entschluss fasste, Privatdetektiv zu werden?“
Sie nickte.
„Dann weißt du auch noch, dass ich damals sagte, der Job habe auch seine Nachteile – so wie jeder andere auch.“
„Du hast nie davon gesprochen, dass man dich auf offener Straße zu Tode prügeln würde.“
„Niemand hat mich zu Tode geprügelt. Diese Männer hatten nicht die Absicht, mich umzubringen.“
„Aber du hast mir nie gesagt, wie gefährlich dieser Job ist.“
Frank lächelte, und unwillkürlich musste auch Jenna lächeln. Er ging so rücksichtsvoll mit seiner Mutter um. „Wenn ich dir das gesagt hätte“, antwortete er, „dann hättest du darauf bestanden, dass ich Priester werde.“
Plötzlich mussten alle lachen – außer Mia natürlich, auf deren Kosten dieser Scherz gegangen war.
„Das ist kein schlechter Beruf“, entgegnete Mia todernst. „Sieh dir nur Cousin Ernie an. Er ist nie in seinem Leben glücklicher gewesen.“
„Ich bin aber nicht Ernie, Ma. Und was heute passiert ist, gehört zum Berufsrisiko.“
„Was sie dir angetan haben, ist einfach schrecklich.“
„Ich selbst bin auch nicht begeistert davon. Doch ich wäre kein guter Detektiv, wenn ich sofort aufgeben würde, sobald ein billiger Schläger mich dazu auffordert, oder?“
Frank sah sich um, und niemand im Raum konnte ihm widersprechen. Nach einer Weile stellte Lydia die Frage, die wohl allen Anwesenden im Kopf umherging: „Und was ist nun mit uns?“
Frank ließ die Hand seiner Mutter los. „Euch wird nichts geschehen. Weil ich dafür sorgen werde, dass ihr in Sicherheit seid.“ Sein Blick blieb kurz auf Jenna haften. Schloss er sie da mit ein?
„Aber Dad, du bist doch gar nicht in der Verfassung, um diese
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