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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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vergessen. Mir ist ganz schusselig. Habe ich da eben Ja gesagt? Aber doch nicht zu ihm, nun ist es zu spät. Wer mich kennt, weiß, dass ich einmal Angefangenes zu Ende bringe. Ich kneife nicht, außer grad die Hinterbacken zusammen, da sich in meinen Eingeweiden so ein dummes Gefühl breit macht. Der Kaffee ist schuld. Zu viel davon schwarz und auf leeren Magen taugt nichts. Garstiges Stechgetier im Laden auch nicht. Ich greife zur Klatsche und watsche. Patsch, patsch, getroffen. Sie starben auf den Brüsten des Titelblatt-Mädchens. Kurz ist es ganz still, auch in mir.
     

12
    Der gesamte Rest des Freitags ist wie gewohnt sehr arbeitsreich und ich habe kaum Gelegenheit mich in eigener Sache zu beunruhigen. In der Tankstelle ist viel los und krachen tut es auch des öfteren in Rudis Abschleppbezirk. Vollmondzeit.
    Jetzt beziehe ich offiziell meine neue Bleibe im Liebenscheider Wald und obwohl der Wagen stillsteht, habe ich das Gefühl, er bewege sich im Kreis. Ich bin völlig überdreht. Morgen muss ich unbedingt weitere Informationen von Alfons erhalten. Worauf ich mich da wieder eingelassen habe! Aufpasser für ein Mädel auf Bewährung. Der Job an sich ist nicht das Problem, doch im Obachtgeben bin ich nicht sonderlich geübt. Immerhin, ohne die Gestrauchelte hätte ich die Vollzeithilfsarbeit nicht. Vielleicht ist es mit dem Beaufsichtigen ähnlich wie bei Torsten, Bille und deren Kollegen, rede ich mir Mut zu, denn das hat schließlich recht gut geklappt. Ich begebe mich zur Bettstatt und drehe die Karbidlampe aus. Bis auf einen Käuzchenruf ist die Nacht still und ähnlich wie Peter Lustig sage ich mir in dem Moment, in welchem mein Kopf das Kissen berührt: Abschalten!
     
    Mit einem Schuss beginnt der Tag. Halali, auf zum fröhlichen Jagen. Der Büchsenknall hat mich aus dem traumlosen Schlaf gerissen. Mit Herzrasen beginne ich den Tag. Das Treiben der Hunde und Jäger stachelt mich auf. So muss sich ein Hirsch während der Hatz fühlen. Nie wieder Wildgulasch, fasse ich einen Entschluss. Mein Lager ist ein bisschen hart. Hätte der Schreck mich nicht geweckt, wäre ein Flaschenzug vonnöten gewesen, mich aufrecht sitzend auf die Bettkante zu kriegen. Mit noch immer zu schnellem Puls gehe ich durch, was heute anliegt. Ich muss unbedingt mehr über das Sorgenkind erfahren. Ich habe genügend Zeit, Alfons persönlich aufzusuchen, denn es ist noch früh am Morgen. Sollte das gestrauchelte Geschöpf eine Diebin sein, brauche ich mich persönlich um mein Hab und Gut nicht zu fürchten. Mit Drogies habe ich keine Erfahrung. Hier zittrig rumsitzend werden die Fragen des Tages keine Antworten finden. Heute zögere ich kurz das erste Mal beim Auftragen des Dufttests. Klebrig süß umwabert mich mein Achselaroma. Hoffentlich verfliegt das bald. Ich sollte endlich das Kleingedruckte lesen. Halali, auf zu Alfons. Ich fahre besser mit offenen Fenstern.
     
    Ihm käme ich gerade recht. Alfons durchschreitet sein Büro in bunten Wollsocken, was er immer tut, wenn er nachdenkt. Das Telefon läutet, er lässt es klingeln und guckt aus dem Fenster, mein Blick ruht auf der Hemdfalte zwischen seinen Schulterblättern.
    »Der Hausmeister geht bald in den Ruhestand«, spricht er zu den Wänden, dreht sich zu mir, um dann zu der Person überzugehen, die seiner und ab jetzt stellvertretend auch meiner erhöhten Aufmerksamkeit bedarf. Das Mädchen sei eine ganz Liebe, hätte die falsche Familie gehabt, falschen Freunden vertraut und sei dadurch erst richtig in den Schlamassel geraten. Er hätte diesen Werdegang auch mit ›das Übliche‹ abkürzen können. Ein paar Brüche, Betrügereien, Handel mit Diebesgut, so was eben. Jugendsünden, sozusagen, jetzt sei sie 21 und man könne von ihr langsam so was wie Vernunft erwarten.
    »Drogen?«, frage ich. Nein, davon sei sie weit entfernt.
    »Aktuelle Geschäfte?«, hake ich nach. Jetzt tut er entrüstet. Das wolle er nicht hoffen, ihr sei klar, dass ab jetzt das Erwachsenenstrafrecht greife, denn sie sei auf Bewährung und habe ihm versprochen, hier unterbreche ich ihn und wende ein, dass Betrügerinnen sich auf Versprechungen verstehen. Sie nicht, entgegnet er jetzt eine Spur zu emotional. Er bemerkt es und hält inne. Wieder im Element des stetig selbstreflektierenden Sozialarbeiters setzt er nüchtern fort, wobei seine Hände einen Stapel Papier auf dem Schreibtisch umsortieren: »Du musst das nicht tun«, Alfons klingt trotz seiner Bemühungen beleidigt und ich versichere ihm, dass

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