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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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ich eh gerade nichts besseres zu tun hätte.
    »Blau«, sagt er, meine nächste Frage antizipierend, »Luca ist blau.« Ich gucke irritiert.
    »Als ich sie das letzte Mal sah, waren sogar ihre Augenbrauen blau. Sie liebt diese Farbe. Du wirst sie schon erkennen«, versichert er mir. Am Bahnhof Dillenburg soll ich sie am Sonntag gegen Mittag abholen, um dann direkt mit ihr zum Einsatz zu fahren. Wir könnten sogar vor Ort übernachten, wenn wir nicht zu anspruchsvoll wären. Ich und anspruchsvoll ...
    Das Kramen in dem alten Papier hat er eingestellt.
    »Also, wie gesagt, du musst nicht, tätest mir aber einen irren Gefallen.« Jetzt klingelt sein Handy, er lässt es läuten.
    »Kennst du einen geeigneten Hausmeister?« Ein Lächeln zeigt sich in seinem Gesicht, das er nun wieder dem Fenster im Hof zuwendet. Wir beäugen uns durch die Spiegelung.
    Ja, kenne ich, nicke ich zur Hemdfalte. Die Andeutung gefällt mir, doch der Zusammenhang will mir gar nicht gefallen. Egal, wische ich die Bedenken beiseite und versuche mich im positiven Denken. Ob ich mich als Aufpasser eigne? Wird schon, kann ja nicht schlimmer für mich sein als mein Versuch, während einer Heimwerker-Leistungsschau in der Siegerlandhalle als Vorführer für Schleifscheiben den potenziellen Kunden per Demonstration die Vorzüge diverser Körnungen anzupreisen. Die auftraggebende Promotion-Agentur gibt’s nicht mehr.
    »Ach, und noch was«, Alfons macht eine Pause, dreht sich zu mir um, »das ist sehr wichtig für uns: keine Polizei, sollte dir irgendwas seltsam vorkommen, ruf mich an. Ich regle das dann«, er atmet hörbar ein und sagt mit einem Lächeln, das ich an ihm noch nie gesehen habe: »Ich bin sicher, dass der Vorstand die Hausmeisterstelle nicht auszuschreiben braucht.«
    Als ich sein Büro verlasse, höre ich, wie er das Fenster aufreißt und heftig nach Luft schnappt. Diskret beschnüffle ich mich unter den Armen. Ich riech nix. Trotzdem ist mir irgendwie komisch.
     

13
     
    Meine zweite Nacht im Bauwagen ist schon fast heimelig gewesen. Es hat gezirpt und friedlich geschmatzt im Forst. Die Wildschweine haben kein Interesse an dem stachelig umzäunten Flurstück gezeigt, auf dem der Wagen eingebettet parkt, ganz so, als wäre er hier gewachsen. Frohgelaunt und ausgeruht fahre ich in die Oranienstadt Dillenburg. Das Schloss zeigt sich märchenhaft, die Sonne schickt wärmende Strahlen. Sonntägliche Frühlingsluft in der Nase, stehe ich guter Dinge am Bahnsteig. Nicht allzu viel los hier. Außer mir lungern nur ein paar trinkende Jugendliche hier herum. Der Zug, in dem man oben und unten sitzen kann, fährt ein, die Türen öffnen sich und Leute steigen aus. Ich helfe einer alten Dame, die ihren Koffer nicht auf die Räder bekommt, lasse dabei jedoch den Bahnsteig nicht aus den Augen. Niemand in Blau ist ausgestiegen. Ich gehe an den Abteilen entlang. Die Türen schießen sich bereits wieder. Wer hier aussteigen will, muss schnell sein. Ich sehe einen blauen Schal durch den Mittelgang eines Abteils wehen. Ein junges Mädchen rennt durch die Sitzreihen, ich renne auf gleicher Höhe bis zur nächsten Tür. Wir drücken beide auf den Open-Knopf, doch der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Sie zieht ihre Schultern und ihre blauen Brauen hilflos hoch. Das fängt ja gut an. Ich ruf noch: »Herborn«. Hoffentlich kann die Kleine von den Lippen lesen, denn ein vorbeirauschender ICE trägt meine Stimmwellen davon. Die Anzeigentafel über mir zeigt ihr Zugziel: Gießen. Dafür reicht mein Sprit nicht. Es muss gelingen, das Mädchen in Herborn aus dem Zug zu bekommen. Auf die Plätze, fertig. Ich renne zum Wagen, brause los und ich bin nicht der einzige. Hinter mir werden zwei Typen hektisch und beeilen sich ebenso, ihren gepflegten alten Ford Mustang auf die richtige Spur im Baustellengewirr vorm Dillenburger Bahnhof zu bekommen. Ich habe glücklicherweise rechts vom Bahnhofsgebäude geparkt und schaffe es schneller in der knappen Grünphase über die Kreuzung in Richtung Herborn. Die Hengste im Mustang haben links vom Bau gestanden und müssen nun eine Ehrenrunde durch eine Einbahnstraße drehen. Hast du das Kennzeichen, fragt mich eine kleine, vertraute jugendliche Stimme: Kalle Meisterdetektiv Blomquist meldet sich aus der Koje, in die ich ihn vor etlicher Zeit geschickt hatte, nachdem mein abenteuerlicher Ausflug nach Rotterdam beendet war. Zu spät. Für das Kennzeichen hatte ich keinen Blick bei dem chromblitzenden Kleinod und der

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