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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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einfach, sagt er und schaltet in den Kriechgang: Da sein, wenn man gebraucht wird, nützlich sein, nicht im Weg rumstehen und ansonsten nicht weiter stören. Das sei die Formulierung seiner Tochter auf die Frage, wie ein Ehemann sein solle. Diese letzte Bemerkung erheitert einen Mann am Nebentisch, aus dessen herzhaft lautem Lachen ein verzweifeltes wird, gefolgt von einem Seufzen, das schließlich in leises Weinen übergeht. Die Elfe stellt einen weiteren Klaren und ein Bier auf unseren Tisch und lächelt wohlmeinend, dem traurigen Mann stellt sie einen doppelten hin. Kurt kippt den Kurzen, ein letztes Rütteln geht durch den Unimog, Zündung aus, Kurts Motor steht still. Sein Durchschnittsverbrauch im Dauerbetrieb beträgt grob überschlagen 0,75 l / 100 s (Liter pro hundert Silben).
     

20
     
    Kurt wischt sich ein Tröpfchen Bier aus dem Bart, hebt sich aus dem Holzstuhl, dem einzigen im Raum, der so robust geleimt ist, das er dem Gewicht eines stattlichen Ritters samt voller Rüstung standhielte, und verordnet uns Bettruhe.
    »Ach, ja, Arbeitsbeginn fünf Uhr.« Dabei haut er aufmunternd auf den Tisch, dass sich das schale Wasserpfützchen in meinem Glas zur Mitte hin auftürmt und nach allen Seiten eine Welle macht. Eine Gruppe Jugendlicher stürmt das Lokal, während wir es verlassen. Die Treppe hinauf steigend macht Kurt eine kreisende Handbewegung zur Elfe. Das Zeichen für sie, ihre schwarze Kladde zu öffnen und einige kryptische Symbole hinein zu schreiben. Sie wünscht uns eine gute Nacht. Es ist noch nicht mal neun Uhr. Ich bin gleichermaßen platt und aufgewühlt. Kurts Erläuterungen haben meinen Mund ausgetrocknet und in meinem Körper herrscht bleierne Schwere. Auf unbekanntem Terrain steht man erst mal wie am Fuße eines steilen Berges. Ich stehe am Fuße der hohen Burgmauern auf der Spitze eines Berges. Kurt verabschiedet sich mit einem Schulterklopfen und den Worten, er würde jetzt den Hinkelstein vor seine Bärenhöhle rollen und felsenfest schlafen. Idefix folgt ihm auf dem Fuß, hebt am Burgtor ein Bein und hinterlässt seinen Gruß.
     
    Mein Körper fühlt sich zwar schlaff an und bewegt sich entsprechend, doch mein Geist arbeitet rege, wenngleich planlos. Gedankeneintopf. Es ist vergleichbar mit dem Essen in meiner früheren Werkskantine. Im Freitagsmenü waren sämtliche Bestandteile in veränderter Form und variiertem Gemisch aus dem Speiseplan der ganzen Woche anzutreffen. Alles Übriggebliebene wurde vermengt und mit einer Pappsoße mal mehr mal weniger lose verbunden. Ähnliches spielt sich gerade in meinem Kopf ab. Unzusammenhängendes Gedenke. Hier ein Krümel, dort ein Haufen Krumen, zwischendrin Blasen mit Gasen. Wie nach Genuss des Freitagsfraßes ist man zwar satt aber nicht zufrieden, fühlte sich aufgebläht und unwohl. Ich habe mental keine Langeweile, fühle mich aber konfus. In eben diesem Zustand streife ich an der äußeren Mauer der Bastion entlang, in der Erinnerung ein Bild des Turnschuhs. Es ist noch hell genug und ich werfe einen Blick über die Mauer. Der Schuh ist weg. Wahrscheinlich aus dem Geäst geplumpst oder, ach was kümmert’s mich. Hirngespinste. Ich richte mich auf und blicke in die Ferne, versuche einen Punkt am Horizont zu fixieren und mich darauf zu konzentrieren. Meine Augen registrieren einen Falken, der in der Luft hängt. Auch er scheint etwas ins Visier genommen zu haben und lauert. Da bewegt sich was. Die Beute scheint in greifbarer Nähe, der Raubvogel bringt sich in Stellung und stürzt sich pfeilartig hinab. Mein Blick folgt seinem Flug. Aus dem rechten Augenwinkel sehe ich, wie sich unten auf einem schmalen Pfad ein Müllsack bewegt. Graue Folie schimmert im Licht. Der Falke dreht plötzlich ab. Pech gehabt, sein Hunger bleibt. Mein Fokus wechselt von Panorama auf Portrait, stellt sich scharf, im Sucher der sich bewegende Müllsack. Jetzt kann ich es erkennen. Jemand trägt ihn über die Schulter und kämpft sich mit dem Gewicht den steilen Pfad hinauf. Der Sack wird abgestellt und Udos Riesenschnauzer kommt darunter zum Vorschein. Hat Jörn nicht gesagt, Udo habe heute frei? Er wischt sich die Stirn am karierten Hemdsärmel ab, schaut sich um und entdeckt mich. Kalle raunt mir zu, ich solle mich in Acht nehmen, der hätte bestimmt eine Leiche auf dem Buckel. Ich scheine Udo angestarrt zu haben, denn er sieht sich genötigt, das Wort an mich zu richten, wobei er rufen muss:
    »Ab morgen ist das dein Job!«
    Leichen herumtragen?
    »Was?«,

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