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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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geben. Die Müdigkeit zwingt mich dazu. Was machen eigentlich die Lehrer? Trinken sich bestimmt selbst einen und schlafen entsprechend bettschwer wohlig sanft, decken ihre Verantwortung mit dem weichen Plumeau zu und träumen selig von den kommenden Ferien, ja, und die kommen bald, soviel wissen sie. Was sie nicht wissen oder nicht wissen wollen ist, wie ihre Schutzbefohlenen nächtens die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung durch Schlafentzug foltern. Bin ich geladen! Ja, ja, ich höre schon die Pädagogenschar geifern. Nein, ich will nicht mit ihnen tauschen und trotzdem bleibt es dabei – wat bin ich geladen, richtig gerädert. Eine gängige Foltermethode im Mittelalter. Mit fahrigen Bewegungen ziehe ich mich an, krabble auf dem Boden umher, um den linken Socken unter der Bettstatt hervorzuziehen, verdammt, wer hat den bloß dahin geschmissen. Der vermaledeite Strumpf bleibt irgendwo hängen, ich ziehe voller Ungeduld, ratsch, ein Loch hinein. So ein Mist. Ist jetzt auch egal. Meine miese Laune ist eh nicht mehr zu steigern. Angenervt ziehe ich mir den Gürtel um meine Wut im Bauch enger. Wenn Groll satt machen würde, hätte ich gut gefrühstückt. Ich krall mir den nötigen Kram und will eine Waschgelegenheit aufsuchen, da fällt mir ein, dass ich nicht mal danach gefragt habe. War da nicht gestern eine Regentonne neben dem Kiosk, meine ich mich zu erinnern. Ich schmeiß meinen Krempel wieder hin, nehme mir einen der fünf Eimer, die am Fuße des unbeschlafenen Nachbarbettes stehen, und begebe mich auf Wassersuche. In der Tonne herrscht derart reges Treiben von Mückenlarven, dass ich beschließe dreckig zu bleiben. Ich habe noch einen Schluck Mineralwasser, der muss zum Zähneputzen reichen und alles andere wird auf der Tagesordnung nachgelagert. Wenigstens kämmen könntest du dich, springt mir das Konterfei im Spiegel hinter der Tür angriffslustig meckernd ins Gesicht.
     
    Oberflächlich betrachtet bin ich fürs Freigehege zugelassen, attestiere ich mir. Jetzt noch die nächste Testserie in die Achselhöhlen reiben, Pads drauf und auf, die Pflicht ruft. Ui, dieses Produkt riecht etwas strenger als die Präparate zuvor. Ob ich da jetzt mal keinen eiligen Fehler gemacht habe. Sie kennen das – im Grunde steht es ja auch immer im Beipackzettel oder in der Gebrauchsanleitung: erst lesen, doch Sie tun es nicht, weil Sie ja die Routine haben und eigentlich wissen wie es geht. Blöd ist es eben dann, wenn sich etwas geändert hat in der Zusammensetzung oder den Teilen in der Aufbauanleitung. Nun ist es zu spät. Wasser zum Abwaschen habe ich eh nicht. Ich setz darauf, dass der animalisch süßliche Duft bald verfliegen wird. Da ich mich so früh am Morgen unbeobachtet wähne, marschiere ich flügelschlagend wie beim Ententanz Richtung Personaleingang oder wie immer man auch den Ein- und Ausgang nennen soll, dessen Flur flankiert ist von leeren Getränkekisten und sortiertem Altpapier. Auf dem Weg dorthin schrecke ich einen Schwarm Fliegen beim Frühstück an der Mülltonne auf. Die Fliegen halten in der Luft inne, formieren sich und stürzen im Pulk auf mich zu – Angriff der Killerfliegen – das glaubt mir doch keiner, denke ich noch, ergreife die Flucht nach vorn, renne durch den Personaleingang und schlage krachend die Tür hinter mir zu, keine Sekunde zu spät. Ich meine fast zu hören wie die kleinen schwarzen Körper der kriegerischen Fliegen vom betagten Holz der Tür harsch gestoppt werden, plopplopploppplopp. Dammich, was für ein Zeug teste ich denn hier? Zum Glück sind es nur Fliegen und keine Biber. Ich muss unbedingt duschen. In meiner Nähe wird bestimmt jedes Blatt Salat welk, jedes Brötchen lappich, jede Scheibe Wurst wird sich grünlich verfärbt einkringeln während die Marmelade zu gären beginnt und der Käse käsig wird. Noch ist es nicht ganz fünf Uhr. Drei Minuten! Ich rase die nächste Treppe hinauf, husche zu den Seen, stoppe zwischen den Zimmern Bigge und Sorpe, reiße mir noch im Gehen die Kleider vom Leib und stelle mich unter eine Dusche im Waschraum. Heiß, sehr heiß fließt das Wasser an mir herab. Suchend blicke ich mich um. Irgendein Kind wird doch gewiss sein Duschzeug hier vergessen haben. Ich habe Glück und finde eine fast leere Flasche Shampoo. Ich ringe ihr das letzte Tröpfchen ab. So, klar spülen und nass rein in die Klamotten. Wie das so ist wenn man es eilig hat, rutscht einem das Hemd nicht übern Buckel. Jetzt ist es Schlag fünf. Während ich mit der

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