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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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vor die Brust. »Nimm die solange«, weist er mich an, »und demnächst fragst du erst, bevor du hier herumstrolchst.«
    Der behandelt mich ja wie mein alter, jedoch zwei Meter großer Mathelehrer aus der Realschule, fehlt nur noch, dass er auf den Zehen wippt, was aber im Falle des erheblich kleineren Udos lächerlich wirken würde. Er baut sich breit vor mir auf. Nu reicht’s aber, will ich mich entrüsten und drehe mich im Gehen noch einmal um. Jetzt lächelt Udo versöhnlich:
    »Hier wird schon mal viel geklaut. Nicht, dass ich dich für einen Dieb halte, aber, na ja, frag halt eben und ich gebe dir, was du brauchst. Ist besser so, vor allen Dingen, weil du dich hier ja auch noch nicht so gut auskennst.«
    Ich nicke nur und bin irritiert ob seines Auftritts und Wandels. Tu, was du tun sollst und stecke deine Nase nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen, war ein oft gehörter Rat, eher Verweis, meines jungendlichen Ausbilders im Kessel- und Behälterbau. Nachdem ich seine Hand unterm Rock der Chefin habe fuhrwerken sehen und er mich einen Chemietank reinigen schickte. Da hatte ich dann die ungeschützte Nase schnell voll von meiner eigenen Angelegenheit.
     
    Bäh, die besudelten Lümmeltüten fühlen sich durch die Handschuhe auch nicht besser an. Safer Sex. Die hatten ihren Spaß und ich hänge jetzt hier an der Burgmauer und kämpfe gegen den Brechreiz. Kämpfe lieber gegen das Verbrechen! Kalle will mir unter allen Umständen einen Mord einreden. Hast du heute deinen freundlichen Kammergenossen, den großen, blonden Michael schon gesehen, fragt er. Kalle, es ist noch früh, guck mal auf die Uhr. Und es ist nicht meine Angelegenheit! Der Junge glaubt doch allen Ernstes, der kleine, schmächtige Udo habe den drahtigen Mineralienverkäufer, der sich ab kommendem Wochenende Micele nennen wird, im Sack quer übern Buckel gehabt. Die Sinne haben uns einen Streich gespielt, Kalle. Da war bestimmt niemand, der einen anderen auf die Finger geklopft hat. Obwohl es tatsächlich so ... alles Quatsch! Zu klären, wo sich ein gut aussehender Mann mit langem, goldenem Haar aufhält, ist nun wirklich nicht meine Angelegenheit! Aber, so Kalle Neunmalklug, sieh es doch mal so: Wenn du deine Nase ausschließlich in deine monotone Angelegenheit steckst, ist die nur halb ausgelastet und du hättest noch ein Nasenloch frei für anderer Leute Angelegenheit. Kalle, ermahne ich ihn, doch er setzt unbeirrt fort: Krankt nicht gerade daran die Gesellschaft? Da sterben Leute, verwesen monatelang in ihren Wohnungen und niemand nimmt Notiz. Stopp – ist gut jetzt!
     
    Mit Akribie widme ich mich meiner gestellten Aufgabe. Rund zwei Stunden verbringe ich ungestört mit der Reinigung des Außenbereichs. Nachdem die zur Verfügung stehenden Mülleimer voll sind, finde ich hinter der Mauer des inneren Burghofs einen Verschlag mit großen Containern. Vor denen hat gestern der Transporter geparkt, erinnere ich mich. Ich stopfe den letzten Müllsack hinein und begebe mich auf den Rückweg zum Lakaieneingang, wie ich die Tür zum Bettentrakt des Neubaus bezeichnen will. Ich könnte noch mal einen Blick in den Raum mit dem alten Koffer riskieren. Ganz unauffällig, versteht sich. Doch da wird nichts draus. Als ich um die Ecke biege, um durch die Pforte zu gehen, die mich wieder in den äußeren Burghof zurückführt, genauer, als meine Nase um die Ecke biegt, bekommt sie eine drübergezimmert. So muss Fernsehdetektiv Matula sich fühlen, wenn er lautlos zu Boden geht. Das Licht geht aus, die Ohren sind noch auf Empfang und ich höre Kurt etwas über Wackersteine sagen. Dann wird es still.
    »Hey, Heiner, aufwachen«, höre ich Kurts Stimme wie durch Wasser. Mein Kopf steckt in einem Goldfischglas. Irgendwo dort draußen schlägt eine Tür und ein Transporter fährt weg. Als nächstes watscht Kurt mir noch eine und ich ziehe es vor, die Augen so rasch wie möglich wieder zu öffnen. Kurt greift mir unter die Arme und zieht mich an der Mauer hoch in Sitzposition.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er besorgt, doch kann er das Grinsen nicht unterdrücken.
    »Ich glaub, mich streift ein Bus«, kullern die Wörter wie Murmeln aus meinem Mund.
    »So ähnlich, du hast die Pforte an den Kopp gekriegt und deine Nase sieht aus als wärst du versehentlich ins Sparring der Klitschko-Brüder geraten«, jetzt grinst er unverhohlen und bittet mich ihm zu folgen, in der Küche habe er Eis.
    Ich folge ihm auf wackligen Beinen, bleibe ein wenig zurück, um

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