Duftspur
drauf und dran war, das Schlafzimmer auseinander zu nehmen, das ihr Meister Feng-Shui-mäßig eingerichtet hatte, wobei er für mich keinen Platz vorsah. Hallo, schaltet sich Kalle ein, du kannst hier nicht rumlungern, finde heraus, was da drin abgeht. Das ist Einbruch, mahnt der Advokat. Nicht, wenn die Tür auf und Gefahr in Verzug ist, versuche ich zu rechtfertigen, was ich gleich ausführen werde. Kalle hat recht, hier draußen bekomme ich nichts mit und wer sagt mir, dass Luca diesen Weg hinaus nimmt und nicht etwa durch die Vordertür verschwindet. Das Keuchen ist nicht mehr zu hören und meine Neugier nicht mehr zu bremsen. Zur Kellertür führen ausgetretene, schmale Stufen. Ich gleite lautlos in die Senke, horche an der Tür, an der die dunkelgrüne Farbe abblättert. Aus dem Inneren dringt kein Laut. Ich schlüpfe durch den Türspalt in den Keller hinein. Vorsichtig taste ich mich an der Wand lang. Von Luca ist nichts zu spüren. Ich schätze mal, sie kennt sich hier aus und kommt schneller voran als ich. Schwache Schallwellen werden zu mir durch das Gemäuer getragen. Es ist kaum auszumachen, woher sie kommen. Stimmen, oder ist es nur eine Stimme, die da brummelt? Ohne mit dem Fuß irgendetwas umgestoßen zu haben, gelange ich zu einer Tür. Ich passiere den schmalen Durchgang, wende mich nach rechts, da mir ist, als kämen die Stimmen von dort. Worte kann ich nicht vernehmen, mehr so ein hektisches Getuschel. Ein schwacher Lichtschein strahlt aus einem Räumchen am Ende des Ganges. Ich habe den Eindruck, als käme die Decke immer näher und schmerzlich schürfe ich mir den Scheitel auf. Verflucht, tut das weh! Ich betaste die Decke über meinem Kopf. Rohes Gestein. Ich betaste den Scheitel. Blutige Kopfhaut. Ich ducke mich tiefer und reiße mir dabei einen Büschel Haare aus, das sich dort verfangen hat. Nur schwer kann ich einen Schmerzensschrei unterdrücken. Trotzdem hat man mich gehört, denn die menschlichen Laute verklingen auf der Stelle. Dann sehe ich Lucas Silhouette im dämmrigen Licht auftauchen: »Scheiße«, sagt sie, weiter kommt sie nicht, denn von oben hören wir, wie ein Fensterglas zersplittert, gefolgt von hastigen Schritten. Kurz darauf hören wir etwas knallen und scheppern. Die Treppe herab poltert ein alter Kanister und der Geruch von Benzin lässt kaum Zweifel aufkommen, was als nächstes geschehen wird. Ein weiterer Knall läutet das flammende Inferno ein. Ruckzuck fressen sich züngelnde Flammen die Kellertreppe, die zu meiner Linken zwischen mir und Luca liegt, hinab und verschlingen zuerst den Brandbeschleuniger, der bereits auf dem Treppenabsatz eine Pfütze gebildet hat. Im Feuerschein erkenne ich die Balken, die die Decke abstützen. Sie brennen wie Zunder. Lucas Weg scheint abgeschnitten. Ich hechte ihr entgegen, schnappe die Göre, die sich in die Höhle zurück drücken will, der Rauch verschlingt den Namen, den sie ruft. Wer auch immer sich dort aufhalten sollte, es ist zu spät. Wir haben nur noch eine Chance, bevor die Decke über uns einstürzt, denn die Balken zur Linken brennen bereits lichterloh. Ich reiße Luca bei der Kapuze und schleife sie hinter mir her. Sie entwindet sich, rennt zurück, ich fluche, verdammte, störrische Zicke, doch schon taucht sie wieder auf mit einem Beutel in der Hand. Gemeinsam stürzen wir durch die Kellertür ins Freie, während es hinter uns scheppert und kracht. Auch die obere Etage steht in hellen Flammen. Die Scheiben zerspringen und platzen, über uns geht ein Scherbenregen nieder. Wir werfen uns auf den Boden ins feuchte Gras.
32
Hölle noch mal, das war knapp. Während ich auf dem Rücken liegend nach Luft ringe, springt das blaue kleine Luder bereits auf und will sich davon stehlen. Wie von einer durchsichtigen Wand gestoppt, hält sie in der Bewegung inne und lässt sich wieder fallen. Von ferne hören wir die heranbrausende Feuerwehr, doch das ist nicht das einzige Motorengeheul, das ich vernehme. Der Mustang wiehert schrill und mit quietschenden Reifen braust er davon. Vor denen hat Luca sich versteckt und ihr Geheimnis wird in dem Beutel sein, da bin ich fast sicher. Nur eine Handbreit liege ich von ihr entfernt. Noch ehe ich die Finger nach ihr ausgestreckt habe, ist sie schon wieder auf den Beinen und rennt in Richtung Wanne. Hinter dieser schießt eine Person hervor. Ich wittre noch größeres Unheil, als eh schon über uns zusammenkracht, denn jetzt brennt auch das Dach. Ich sprinte zu Luca, die sich im Kampf
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