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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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und ihr kleiner Schein erhellt ein wenig den Raum. Mein Schädel brummt. Kleine Flammen tanzen hinter meiner Stirn. Der Geruch von Blut und Rauch vermischt sich in meiner Nase. Über den Rand einer stinkenden, alten Badewanne schiebt sich ein Bergsteiger mit gespaltenem Schädel. Mich würgt es in der Kehle.
    Lucas Gejammer reißt mich zurück in die aktuelle und reale Katastrophenlage. Ich habe mir noch keinen einzigen Gedanken darüber gemacht, wer in dem Feuer umgekommen sein könnte. Vielleicht ist es der Person geglückt das Haus zu verlassen. Ich kenne mich ja gar nicht aus in dem Haus. Es könnte doch sein, dass der Keller einen weiteren Ausgang hatte, eine Art Maulwurfsbau. Vielleicht gehörte der Schatten, mit welchem Luca rangelte, eben zu jener Person, mit der sie zunächst hektisch flüsterte. Ich würde das so gerne glauben. Der Gedanke, dass in meiner unmittelbaren Umgebung jemand verbrannt sein könnte, den ich eventuell hätte retten können, stimmt mich verzweifelt. Ich glaub, ich muss mich übergeben. Mein Magen revoltiert, mein Hirn krampft. ›Mein Herz brennt‹, schreit Ramstein stumm in mir, wobei die inneren Schallwellen meinen Körper zu zersprengen drohen. Die intensiv gespielten Geigen werden begleitet vom Pochen in meinen Schläfen. Der fixierten Luca ist es gelungen einen Fuß vom Bett zu schwingen, mit dem sie mich nun unsanft gegen die Schulter tritt. Ich hocke reglos auf dem Boden, bin gegen das Bettgestell gelehnt, das zu wenig Halt gibt. Leicht rutsche ich von ihrem Tritt zur Seite. Eigentlich spüre ich nur, dass sich das Eisen des Bettes an meinem Rücken verschoben hat, die Bretter unter mir scheinen nicht vorhanden. Im Grunde hocke ich im Nichts. Noch ein Tritt. Mein Nacken ist steif vor Anspannung. Der kickende Fuß erzeugt an meinem Schulterblatt einen Schmerz. Der Fuß trifft immer wieder auf die gleiche Stelle. Wo Schmerz ist, da ist auch Leben. Ich starre auf den bösen Fuß, der einem Geißenhuf gleicht. Wenn mir jeden Moment ein teuflischer Schweif durchs Gesicht peitschte, würde ich mich nicht wundern. Ich bin bewegungslos auf alles gefasst. Verflixt! Welche giftigen Dämpfe vernebeln mir die Birne? Man sollte Asbestplatten sicherlich nicht verbrennen. Das darf man doch gar nicht. Das ist verboten. Plötzliche Unruhe lässt mich hochkommen. Was mache ich hier überhaupt? Das ist doch alles nicht mein Film. Ich gehe unkoordiniert im Raum auf und ab. Neben der verrammelten Tür zieht ein Lüftchen zu uns durch die Ritzen. Tief ein- und ausatmen. Immerhin hast du das Mädchen gerettet, versucht Kalle mich zu beruhigen. Ich sollte Alfons anrufen und dann die Polizei. Morgen. Jetzt kann ich ihn eh nicht erreichen. Fahrig binde ich Luca los, werfe ihr eine Flasche Wasser und einen Müsliriegel hin.
     
    »Weißt du«, sagt sie für ihre Verhältnisse kleinlaut, »du hast mir das Leben gerettet. Danke. Du bist jetzt so was wie mein Schutzengel«, fügt sie kauend an. Aha, solange das nicht heißt, dass ich fortan für den Rest meines Lebens um sie herumflattern muss.
    »Ich verdanke dir mein Leben. Wir sollten also teilen.«
    Ich will nichts teilen. Ohne auf mich zu achten plappert sie weiter.
    »Wir könnten reich werden, aber nur, wenn du willst.«
    Ich will nicht. Ich könnte aus dem Stand aus der Hose springen! Verschwendet dieses von rußigen Tränen verschmierte Etwas nicht einen einzigen Gedanken an den, der da wohlmöglich zu Schaden gekommen sein könnte? Ich halte sie keinen Moment länger aus. Es ist nicht zu fassen. Stopp, versucht der Advokat mich zu beschwichtigen. Sie weiß mehr als du, denk daran. Und vielleicht weiß sie auch, ob dort jemand verbrannt ist oder nicht. Also, bleib cool.
    »Was ist in dem Haus passiert?«, will ich wissen.
    »Besser du weißt so wenig wie möglich«, gibt sie schnoddrig zur Antwort, als spräche sie mit einem Obertrottel von Ehemann. Marie ließ auch solche Sprüche los, am Ende. Wahrscheinlich sieht die angebrannte Luca Dampf aus meinen Ohren entweichen, da ich den Druck des Zorns loswerden muss, bevor ich mich vergesse. Ich spüre meinen Hals anschwellen. Ich fühle die Augen aus ihren Höhlen treten und wie sich jedes einzelne Haar aufstellt. Die eben noch eher Träge, entzieht sich meinem Blickfeld, mauschelt im Dunklen, kramt und ruckzuck hat sie die Wasserflasche gegen mich erhoben. Sie ist drauf und dran sie als Keule zu benutzen. Das Biest ist schnell, doch ich bin auch schnell, wenn es um meinen Kopf geht, ziehe sie an

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