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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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ausgiebig, mache meinen Vermerk in die Telefonliste und will das Bier bezahlen.
    »Später«, sagt die Elfe und ihre Stimme wirkt wie eine kuschelige Wolldecke. Ja, Kurt, ich kann dich verstehen.
     
    Du kannst jetzt unmöglich schlafen wollen, schreit Kalle mich an. Das Haus, du musst in das Knusperhäuschen! Ich verspüre derzeit keinen Drang, dem Wunsch des Kinderdetektivs nachzugeben. Es ist viel zu dunkel, ich bin viel zu müde und – vor dem Hungerturm steht eine viel zu wuchtige, viel zu männliche Frau. In Deckung! Die Kuschelassistentin hat mich zum Glück noch nicht gesehen. So ein Mist. Rechtschaffen müde, so wie es sein sollte, wollte ich mich unter das Laken verkrümeln und jetzt muss ich entdecken, dass mein Hungerturm belagert wird. Ich kenne mich doch. Meistens bin ich nicht in der Lage unhöflich zu werden, auch dann nicht, wenn mir Angebote größeren Ausmaßes unterbreitet werden, die mir ganz und gar nicht liegen. Ich beobachte, wie sich die bärtige Lady das zeltähnliche Kleid zurechtzupft und sich anschließend mit dem Zeigefinger die Schneidezähne poliert. Genug gegruselt. Entweder du gehst jetzt dahin und vertreibst das Ding oder du nimmst den anderen Weg und guckst dich bei dem Knusperhaus um. Ich mache also auf dem Absatz kehrt und entferne mich von der Fleisch gewordenen Gefahr. Kalle triumphiert, wie leicht sich meine Abendgestaltung ändern lässt. Nee Kalle, nicht leicht, das Argument wog sicher an die vier Zentner.
     
    Ziemlich ruhig heute Nacht. Es scheint, als sei ich der einzige Mensch, der sich hier draußen herumtreibt. Langsam gehe ich die Straße hinab, wobei meine müden Augen versuchen die Dunkelheit zu durchbohren. Warm strahlt hin und wieder ein Lichtschein aus einem der winzigen Sprossenfenster der kleinen Fachwerkhäuschen. Bläuliche Blitze geben Auskunft über Fernsehgucker. Von irgendwoher weht der feuchte Wind Celloklänge durch die Gasse. Meine Schuhe verursachen kein Geräusch auf der Teerstraße. Aus dem Tal brummen fern Motoren. Ich blicke in den Himmel, auf der Suche nach der abgerissenen Fahne, die aus einem Fenster des Hauses ragt, das Michael kaufen möchte. Über mir blinken die Lichter eines Fliegers. Wer da wo hin will, frage ich mich oft, der ich niemals ein Miles-&-More-Kunde werde. Von einer niedrigen Mauer springt mir eine getigerte Katze beinahe ins Gesicht. Ihr markerschütternder Schrei lässt mir die Haare zu Berge stehen. Was das Tier wohl so aufgescheucht haben mochte? Stille umgibt mich, nachdem der Katzenjammer vorüber ist. Über mir zappelt etwas. Die Fetzenfahne weht sacht im Wind. Das ist es also. Knusperhäuschen. Lädt nicht zum Anbeißen ein. Bevor ich mich links in den dunklen, muffig wirkenden Spalt zwischen den eng stehenden Häusern quetsche, um die Lage zu erkunden, gebe ich meinem hämmernden Puls die Möglichkeit, wieder runterzukommen. Ruhig atmend stehe ich vor dem buckligen Häuschen. Kein Laut kommt von mir und keiner aus der Umgebung. Das Cello schweigt. Das Haus wird lediglich von einer schmutzigen Laterne beleuchtet, ansonsten versinkt es in der Dunkelheit. Es scheint mehr wie der Schatten eines Hauses. Einzig die zerzauste Fahne zeugt davon, dass hier seit den Erfolgen eines Deutschen Formel-1-Piloten Menschen gelebt haben. Selbst bei dieser Beleuchtung sieht das Haus schon nach einer Menge Arbeit aus, sollte man das Risiko eingehen, es zu erwerben. Die schmalen Grünstreifen um die, nennen wir es ruhig: Ruine, bezeugen die Verwahrlosung. Peter Lustig wäre froh über so viel Löwenzahn. Alles, was dieses Häuschen irgendwann einmal hat schön aussehen lassen, ist entfernt worden. Statt einer, wie damals üblich, massiven, leicht verzierten Eichenholztür hat jemand eine hässliche, eiserne Heizungskellertür in den alten Rahmen gehängt. Die Angeln links und rechts der Fenster beklagen den Verlust ihrer Schlagläden. Der Füllbaustoff zwischen den Fachwerkstreben wurde hier und da durch Hohlblöcke ersetzt und wirkt wie verhornte Haut auf einer Wunde, die nie wieder ordentlich verheilen wird. Ich gehe einen Schritt links um das Haus herum und meine Befürchtung bestätigt sich. Diese Seite ist mit Asbestplatten verkleidet. Welch Verschandelung! Die Rückseite des Hauses wartet schlimmstenfalls mit Wellblech auf. Doch das werde ich erst erfahren, wenn ich mich durch den Spalt zwischen der Ruine und dem Nachbarhaus zwänge. Der Durchlass kommt mir extrem eng vor. Ich werde den anderen nehmen, rechts herum. Hier passen

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