Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
reden.
„Ich habe nicht mit Bettina geschlafen.“
Ich antwortete erst gar nicht darauf.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe, Vera?
„Ja.“
„Du glaubst mir nicht.“
Ich sah nur kurz rüber zu ihm. Würde meine Freundin heulend im Zimmer sitzen, wenn er nicht mir ihr geschlafen hätte? Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Sie lügt.“
Ich schwieg weiter.
„Wem glaubst du? Mir oder ihr?“
„Henning“, ich rang um meine Stimme. Warum tat alles nur so furchtbar weh? Lag es daran, dass er diesmal mit meiner besten Freundin geschlafen hatte? Ich wischte mir die Tränen von der Wange. Egal aus welchem Grund, es tat weh.
„Liebst du sie?“
„Nein, verdammt noch mal, und ich habe nicht mit ihr geschlafen.“
„Genauso wie du mit all den anderen Mädchen nicht geschlafen hast, mit denen ich dich im Stall erwischt habe?“
„Das war etwas anderes.“
„Ach ja, was war denn daran anders, Henning?“
Ein schneller Blick streifte mich. „Es ist schon lang her, Vera, dass ich so etwas gemacht habe.“
„Hast du jemals darüber nachgedacht, wie es den Mädchen danach geht? Dass sie vielleicht denken, du würdest etwas für sie empfinden?“ Ich stoppte und war froh, dass der Regen von meinen Haaren heruntertropfte, so konnte er meine Tränen nicht sehen.
„Ich habe nie etwas versprochen“, antwortete er hart.
„Nein, natürlich nicht. Vermutlich behauptest du jetzt noch, dass dich Bettina verführt hätte. Verdammt, Henning, du bist ein echter Mistkerl, warum musste es ausgerechnet meine beste Freundin sein?“, erwiderte ich wütend.
Henning bremste den Wagen ab und drehte sich zu mir.
„Ich habe nicht mir ihr geschlafen. Ich hab seit über einem Jahr mit keiner Frau mehr geschlafen“, sagte er hart. In seinen Augen sah ich Frustration und unterdrückte Wut. Ich starrte ihn an. Er beugte sich zu mir herüber, umfasste mit beiden Händen brutal mein Gesicht und zwang mir einen Kuss auf. Seine Lippen presste er stark und fordernd auf meine. Ich war völlig überrascht von seinem Angriff und spürte den Schmerz, weil er mich so fest gefangen hielt, doch da war noch ein anderer Schmerz ganz tief in mir drinnen. Ich wehrte mich nicht, blieb einfach nur passiv. Schließlich ließ er mich los.
„Es tut mir leid, das wollte ich nicht. Ich hab die Beherrschung verloren.“ Er biss sich auf die Lippen. Ich zitterte mehr von der inneren Aufruhr als von der Nässe. Ich öffnete die Beifahrertür. Ich musste raus aus diesem Auto. Henning hielt mich fest.
„Bleib, Vera. Es regnet. Ich fahr dich nach Hause.“ Ich schüttelte stumm den Kopf.
„Ich“, seine Stimme klang verzweifelt, „ich schwöre dir, ich werde dich nie wieder küssen, wenn du mich nicht darum bittest.“ Mit einem Ruck befreite ich mich aus Hennings Griff und verschwand im Regen.
Ich war weitergegangen und hatte inzwischen unsere Haustür erreicht. Meine Sachen waren völlig durchweicht. Ich zog sie noch im Flur aus, damit ich das Wasser nicht im ganzen Haus verteilte. Den Rock musste ich nun definitiv in die Reinigung bringen, die Bluse konnte ich selber waschen. Dann ging ich hoch und stellte die Dusche an. Ich zitterte am ganzen Körper. Aus den nassen Haaren zog ich die Klammern heraus. Mein Gesicht im Spiegel sah gespenstisch aus, bis ich mich erinnerte, dass ich ja geschminkt gewesen war. Ich stieg unter die Dusche.
Obwohl ich meinen ganzen Körper mit Seife abrieb, ging der Schmutz, den ich abzuspülen versuchte, nicht ab. Meine Haut glühte bereits von dem heißen Wasser, und als sich ein Kribbeln in meinem Inneren regte, weil sich meine Lippen an Hennings Kuss erinnerten, drehte ich das Wasser auf kalt. Ich schrie auf, als mich der Schwall traf. So lange ich es aushielt, blieb ich unter dem kalten Strahl, dann drehte ich das Wasser ab.
Mit dem Handtuch rubbelt ich meinen steifen Körper wieder warm. Jetzt endlich war ich müde, wirklich müde. Das Handtuch um meinen Körper geschlungen tappte ich über den Flur, als es an der Haustür klingelte. Ich blieb stehen, verharrte auf der Stelle. Es klingelte erneut, diesmal mehrmals hintereinander. Pause. Es klingelte Sturm. Langsam schlich ich mich in mein Zimmer. Dort holte ich meinen Pyjama unter dem Kissen hervor und zog ihn an. In keinem Fall würde ich die Haustüre öffnen. Hier war mein geschützter Raum, wo ich mich verkriechen und meine Wunden lecken konnte. Meine Haare waren noch zu feucht für das Bett. Ich hob das Handtuch vom Boden auf und
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