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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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wieder auf das Bild, das auf seinem Nachtisch stand. „Ich liebe ihn, Fly, weißt du“, flüsterte ich leise dem Foto zu. Es gab noch einen kleineren Abzug von dem Foto. Es steckte in der Brieftasche von Henning, das hatte ich gesehen, als er mir das Handy gekauft hatte.
    Ich musste lächeln, als ich daran dachte. Er trug uns immer bei sich, war das nicht ein Zeichen dafür, dass ich ihm etwas bedeutete? Vorsichtig rutschte ich aus seinem Bett. Henning schlief so fest, dass er gar nichts merkte. Ich nahm das Bild von seinem Nachtisch und stellte es zu den meiner Eltern auf der Kommode. Dann sortierte ich, rechts seine Familie, links meine Familie, dazwischen wir beide. Auf seinem Bild im Kaminzimmer sah ich nicht nur die Zeitung in seiner Hand, sondern auch den Schreibtisch mit dem Laptop im Hintergrund. Neben seinem Bild stellte ich meines mit Fly. Der Ausdruck von Hennings Augen auf seinem Bild ging für mich in den letzten Blick über, den mir das Pferd zugeworfen hatte, kurz bevor er starb. Meine Schuld, mein Verrat. Es kam mir vor, als gäbe es zwei verschiedene Welten, und ich fragte mich, wie stark unsere Verbindung war.

22

    Am Montag blieb Henning in der Stadt, ich fuhr allein mit dem Bus nach Hause. Papa konnte es nicht sein lassen und musste unbedingt etwas machen. Also zog ich zusammen mit ihm und Sam los. Wir schauten uns an, was noch alles zu tun war. Zwischendrin kümmerte ich mich um den Stall und das Pferdtraining. Wenn ich ritt, blieb Papa am Rand und sah mir zu. Wann immer ich nicht wusste, warum eines der Pferde nicht verstand, was ich von ihm wollte, tauschten wir uns aus. Es war wie früher und doch anders. Wir waren anders und gingen viel vorsichtiger miteinander um. Ich, weil ich Angst hatte, dass er sich zu viel zumutete. Papa vermutlich, weil er nicht wirklich glauben konnte, dass ich da war, Pferde ritt und auf dem Hof arbeitete wie früher. Meine Welt war zerbrechlicher als in meiner Kindheit, wo alles auf festen Säulen gestanden war. Wie zerbrechlich, wurde mir erst am frühen Abend bewusst.
    Papa war ins Haus gegangen, entgegen meiner Befürchtung spürte er sehr gut, wann es für ihn zu viel wurde. Melanie hatte sich heute früher verabschiedet, sie wollte noch lernen. Thomas trainierte in der Halle mit Dawinja. Mein ganzer Tag war durcheinander geraten. Es hatte damit begonnen, dass ich erst um neun Uhr auf dem Hof angekommen war. Papa war ein neues Element in unserem Team, er wirbelte herum und wir mussten uns neu orientieren. Eigentlich entsprach das nicht der Wahrheit: Er brachte nur mich durcheinander.
    Die Boxen waren auf der Strecke geblieben. So lag am Abend im wahrsten Sinne des Wortes ein Haufen Arbeit vor mir. Ich begann mit dem Misten der Boxen, als ich hörte, wie Hennings Auto auf den Hof fuhr. Meine Stimmung hellte sich sofort auf. Ich kam aus der Box von Dawinja und wollte Henning entgegenlaufen, als ein Schrei, gefolgt von einem schrillen Wiehern, meine Bewegung abrupt unterbrach. Ich drehte mich um, sah Sam auf dem Boden halb draußen, halb in der Box von Duke liegen, die Schiebetür stand auf. Das Pferd stieg. Sein Huf verfehlte nur um Zentimeter das Knie von Sam. Und schon stand der Hengst wieder senkrecht in der Luft.
    Ich reagierte blitzschnell, rannte den Gang runter, hörte, wie zwei Personen mir folgten. Thomas war aus der Halle gestürzt, und Henning hatte gerade die Tür zum Stall geöffnet. Ich packte Sam, der mit weit aufgerissenen Augen das Pferd anstarrte und darauf wartete, dass der Huf auf sein Bein traf. Mit aller Kraft zog ich ihn weg. Thomas erreichte uns und half. Ich stürzte in die Box zwischen Duke und Sam.
    „Vera!“, schrien zwei Männer hinter mir. Duke erkannte mich, doch er war nicht mehr in der Lage, seine Position zu verändern, ich sprang zur Seite und spürte, wie sein Huf meinen Arm traf. Jemand packte mich und zog mich aus der Box, es war Henning. Thomas schob die Tür zu, bevor Duke hinterherschießen konnte. Aber das war gar nicht Dukes Absicht, das Pferd blieb schwer atmend an der Stelle stehen, wo es heruntergekommen war und mich fast unter sich begraben hatte.
    „Vera, bist du verletzt?“ Henning hielt mich in seinem Arm und nahm mir die Luft zum Atmen. Thomas kümmerte sich um Sam, der noch immer leichenblass aussah.
    „Ich glaube, ich könnte einen Schluck vertragen“, bibberte Sam. Thomas ging wortlos zum Stübchen hoch und holte eine Flasche klaren Schnaps, die dort oben lagerte. Eigentlich war sie für die schnelle

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