Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
so gefreut, wenn du auf meiner Hochzeit dabei gewesen wärst. Du hast als Einzige von meinen Freundinnen gefehlt.“ Ihr Mund wölbte sich schmollend vor. Dann hielt sie mir strahlend ihre rechte Hand unter die Nase.
Ich betrachtete den Ring. „Komm rein, möchtest du was trinken?“
„Ja, gerne, am besten Wasser, Philipp meinte, ich hätte etwas zugelegt.“ Sie kniff mir ein Auge. Ich verdrehte die meinen und hoffte, dass mir ein Vortrag über verschiedene Diätformen erspart bleiben würde.
Bettina hatte die Auswertungen der letzten fünf Jahre vom Hof mitgebracht. Gemeinsam betrachteten wir die Unterlagen. Sie erklärte mir alles, und ich hörte ihr zu, doch hinter den Zahlen sah ich Pferde, meinen Vater und mich.
„Henning hat mich heute Morgen angerufen und mir gesagt, dass du die Rechnungen alle beglichen hast.“
Ich rechnete kurz nach. Wenn er Bettina um acht Uhr angerufen hatte, dann war es bei ihm zwei Uhr nachts gewesen.
„Mensch, bin ich froh. Du glaubst gar nicht, wie mich die Anrufe in den letzten Tagen genervt haben. Ich habe Henning gesagt, dass es so nicht weitergeht. Aber jetzt bist du ja wieder da. Wann bist du mit der Buchhaltung so weit, dass ich abschätzen kann, welche finanziellen Mittel der Hof dieses Jahr als Zuschuss braucht?“
Ich sah sie an, und plötzlich hatte ich das Gefühl, etwas gerade rücken zu müssen. „Ich bin nur vorübergehend hier.“
„Ach so? Ich dachte nur, weil Henning heute Morgen erzählt hat, dass du jetzt wieder angestellt bist und Stefan den Hof alleine ja nicht weiter betreiben kann.“ Sie zuckte die Achseln. „Na ja, es geht mich nichts an. Aber vielleicht solltest du es wissen.“ Sie schwieg erneut.
„Was sollte ich wissen“, hakte ich nach.
„Ach, weißt du, im Grunde ist es nur Firmentratsch, eigentlich ist es gar nicht so wichtig.“
Ich verdrehte die Augen. „Bettina, wenn es angeblich nicht so wichtig ist, warum streust du dann irgendwelche Bemerkungen und hältst nicht einfach den Mund?“
Sie sah mich direkt an. „Sprichst du wieder mit Henning?“
„Nein, wir unterhalten uns mit Handzeichen“, erwiderte ich. Sie biss sich auf die Lippen.
„Du weißt genau, was ich meine, Vera. Du hast damals mit ihm gestritten wegen mir, und ich habe mich deshalb wirklich schuldig gefühlt. Ich wusste ja nicht, wie viel er dir bedeutet.“
Ich war über ihre Worte so perplex, dass mir nichts mehr einfiel. Kam sie tatsächlich mit dieser uralten Kamelle an?
Ich stöhnte. Das alles war so lange her, es spielte längst keine Rolle mehr. „Egal, Bettina, Schwamm drüber. Als Teenager benimmt man sich manchmal einfach nur doof. Zurück zu den Gerüchten aus der Firma.“
„Das heißt, Henning hat nicht mit dir geredet.“
„Nein“, erwiderte ich ärgerlich. „Würdest du jetzt bitte ausspucken, was du gehört hast?“
„Okay. Du weißt, dass Henning der Nachfolger von Erich werden sollte im aktiven Geschäft, und Thomas der Nachfolger von Julia in der Stiftung? Die Stiftung bedeutet nicht ganz so viel Arbeit, er hätte also genügend Zeit für das Reiten.“
Ihre Wangen röteten sich, die Augen glänzten. Nichts lieben Frauen mehr als Klatsch und Tratsch. Ich verkniff mir jede Bemerkung und nickte nur, obwohl ich von all dem gar nichts wusste. Außerdem war es mir völlig egal, wie sich die Brüder den Besitz ihrer Eltern teilten.
„Dann kam dein Unfall…“, mir stockte das Herz, doch Bettina merkte in ihrem Eifer nichts davon. „Henning kam aus Kanada zurück, und Thomas hat ihm Selina ausgespannt. Obwohl Henning das ja anscheinend nicht so viel ausgemacht hat. Immerhin war er Trauzeuge auf Thomas’ Hochzeit. Egal, auf jeden Fall ist Selina ziemlich ehrgeizig, und sie möchte nicht, dass Thomas nur die Stiftung übernimmt. Und dann ist da noch die Sache mit dem Hof. Stefan vernachlässigt ihn.“
Ich schluckte hörbar. Bettina hielt kurz inne, doch ihr Bedürfnis, den Tratsch mit jemandem zu teilen, war größer als ihr Taktgefühl. Sie plapperte fröhlich weiter. „Jedenfalls hält Henning seine Hände über Stefan, Thomas hingegen will ihn feuern. Jetzt streiten sie sich ständig über den Hof. Ups“, diesmal schlug sie sich vor den Mund und sah mich jetzt doch erschrocken an.
„Ist ja alles nur Tratsch.“ Meine Stimme war leise, aber bestimmt.
„Ja, genau.“ Sie wirkte erleichtert, dass ich es ihr offenbar nicht krummnahm. Mein Entsetzen über das, was sie mir erzählte, bemerkte sie überhaupt nicht.
„So ganz
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