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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Innerlich fluchend ging ich dem Arzt hinterher.
    Kurze Zeit später standen wir vor der Box von Duke. Er öffnete die Tür. Ich sah Duke mit hängendem Kopf in der Box stehen, das linke Vorderbein war verbunden. Ein großer Kanister hing an der Decke, in einem Karabinerhaken eingehängt. Von da führte ein Schlauch in die Brust des Pferdes und war dort mit einer Kanüle befestigt. Ein Führstrick war an dem Halfter von Duke befestigt und lief von dort zu dem Haken an der Decke weiter. Das Ganze war in eine Schiene eingehakt, so konnte das Pferd ein wenig in der Box herumgehen, ohne sich mit dem Schlauch zu verheddern.
    Der Anblick von Duke ließ mich nicht los. War mein Vater nicht in einer ganz ähnlichen Situation? Zögernd ging ich zu dem Pferd. Dr. Brenner blieb vor der Box stehen. Die Augen des Tieres waren geschlossen. Ich näherte mich vorsichtig, hielt die Hand unter seine Nüstern. Duke öffnete die Augen, streckte den Kopf und strich mir mit den Tasthaaren über das Gesicht. Ich schloss die Augen, spürte den warmen Atem. Auf meinem Arm bildete sich eine Gänsehaut. Er war mir so nah. Sachte klopfte das Pferd mit seiner Berührung an die Mauer, die ich in meinem Herzen aufgebaut hatte. Ich konnte nicht anders und ging noch einen Schritt auf ihn zu. Meine Hände glitten seinen weichen, warmen Hals entlang. Ich kraulte seinen Widerrist. Er streckte den Hals und prustete entspannt. Meine Berührungen taten ihm gut. Meine Hand wanderte über die Schulter das Bein hinab. Sein Kopf ging nach oben und gab den Blick auf seine malträtierte Brust frei. Die Spuren der Peitsche waren mit einer gelblichen Paste bestrichen und fingen bereits an zu verkrusten. Diese Wunden würden heilen, doch wie war es wohl mit den Spuren in seinem Inneren? Er wich vor meiner Berührung nicht zurück. Schließlich streichelte ich seine Stirn ein letztes Mal und ging aus der Box.
    „Es ist wirklich unglaublich, wie ruhig er in deiner Nähe ist. Bei uns macht er einen Aufstand.“
    „Das ist nur Zufall.“ Er sah mich merkwürdig an, doch es war mir egal, was er von mir dachte. Ich verabschiedete mich von ihm und flüchtete aus der Klinik.
    Zu Hause ging ich direkt ins Büro. Erst einmal hatte ich genug von Pferden. Das beharrliche Läuten des Telefons im Flur ignorierte ich. Vertieft in die Zahlen merkte ich gar nicht, wie Lasse zu mir kam. Er streckte mir sein Handy entgegen, sein Blick schwankte zwischen ärgerlich und amüsiert. „Hier, für dich.“
    Ich nahm das Teil mit spitzen Fingern entgegen. Mit diesen Dingern konnte ich nichts anfangen. Ich fand es furchtbar, wenn Gäste beim Essen saßen und telefonierten oder wenn Jugendliche SMS schrieben.
    „Vera Kamphoven.“
    „Wo bleibt dein Anruf? Und wieso gehst du nicht ans Telefon?“, fauchte es mir aus dem Handy entgegen. Es war Henning, den ich völlig vergessen hatte. Ärgerlich runzelte ich die Stirn, allerdings nagte das schlechte Gewissen auch an mir. Mit der Hand versuchte ich, Lasse aus dem Büro zu scheuchen, doch der ließ sich mit einem dicken Grinsen in dem Stuhl vor mir nieder. Ich drehte ihm den Rücken zu.
    „Ich arbeite.“
    „Ist mir egal, wir hatten eine Vereinbarung, jeden Tag ein Anruf.“
    „Und wie viel Uhr ist es bei dir heute?“
    Kurzes Schweigen am anderen Ende. Da es bei uns vier Uhr nachmittags war, hatte der Tag in Toronto gerade erst begonnen.
    „Das nächste Mal hast du ein Handy.“
    „Eher sterbe ich. Du kannst mich zu Hause erreichen.“
    „Wieso hast du dann vorhin nicht abgehoben?“
    „Weil ich gearbeitet habe und nicht ständig meine Zeit am Telefon vertrödeln kann. Henning, was willst du?“
    „Wie geht es dir?“
    Mir fiel fast das Handy aus der Hand. „Deshalb rufst du an?“
    Ein Seufzen am anderen Ende. „Nein. Ich habe von Dr. Brenner gehört, dass du in der Klinik warst.“ Ich drehte mich mit dem Bürostuhl um und sah in die neugierigen Augen von Lasse.
    „Vera, bist du noch dran?“
    „Ja.“
    „Was ist dein Eindruck von der Verletzung?“
    „Ich bin kein Arzt.“
    „Dr. Brenner meinte, er hätte dir alles gezeigt und gesagt.“
    „Ja, das hat er.“
    „Also, was ist dein Eindruck?“
    Ich schwieg.
    „So schlimm?“ Aus seiner Stimme war jeder Ärger verflogen.
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Außerdem rang ich um Fassung. Es fiel mir schwer, über Duke zu reden.
    „Okay, ich lasse dich in Ruhe. Du kannst mich jederzeit anrufen, egal wann. Und morgen erwarte ich deinen Anruf um dreizehn Uhr, dann

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