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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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kann man es Thomas ja auch nicht verdenken. Du brauchst dir ja nur mal das Chaos in der Buchhaltung anzusehen. Dann den Zustand auf dem Hof, oder dass in letzter Zeit kein Pferd mehr auf den vordersten Plätzen landet.“
    „Die Buchhaltung war noch nie Papas Stärke.“ Ich beherrschte mich eisern weiter.
    „Ja, stimmt, aber jetzt bist ja du da“, wandte sie erleichtert ein. Sie ignorierte völlig, was ich zuvor gesagt hatte.
    „Sind wir fertig?“
    Bettina nickte. Inzwischen schien sie etwas von meiner veränderten Stimmung wahrzunehmen. Sie stand abrupt auf. „Bis wann kannst du mit der Buchhaltung so weit sein?“, fragte sie noch einmal.
    „Vielleicht in fünf Tagen?“
    „So schnell? Das ist ja prima. Ich überweise dir dann gleich das Geld, damit alles ausgeglichen ist.“
    Ich ließ alles stehen und liegen, nachdem Bettina gegangen war. Ich erledigte lieber die Stallarbeit, doch anstatt dann das Leder zu putzen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, packte ich Pfosten, Bänder und Zaunmaterial in den Pick-up. Ich informierte Lasse, der mit Dumont auf dem Außenplatz trainierte, dass ich mir die Zäune ansehen würde, und er nickte mir kurz zu. Ich musste dringend alleine sein.
    Mein Weg führte mich zu den Wiesen hinter die Halle. Im Grunde genommen war es unsinnig, was ich vorhatte, wenn wir die Stuten mit ihren Fohlen nicht wieder zurückholen würden. Aber darum ging es mir nicht. Ich wollte nicht gesehen werden, und die Wiesen lagen hinter einem Hügel.
    Zuerst arbeitete ich tatsächlich. Ich wechselte kaputte Isolatoren aus, zog neue Bänder und prüfte die Festigkeit der Pfosten. Über jeden lockeren Pfosten freute ich mich. Mit Präzision und Kraft trieb ich die Pfosten mit dem Holzhammer in die Erde zurück. Bald schon lief mir der Schweiß in Strömen am Körper entlang. Erst als mir schwarz vor Augen wurde, hörte ich auf.
    Ich holte mir meine Jacke und eine Flasche Wasser aus dem Auto, die ich gleich halb leerte. Ich breitete die Jacke auf dem Boden aus und legte mich darauf. Es war ein wolkiger Apriltag, die Luft war schon erstaunlich warm. Zwischen den Wolken stahlen sich Sonnenstrahlen hervor. Es fehlte nur noch der Regen, dann wäre das Aprilwetter komplett gewesen.
    Als ich so da lag, erinnerte ich mich an ein Seminar, das in einem Hotel stattgefunden hatte. Es war um Teambildung gegangen. Ich brachte gerade neue Getränke, als die Teilnehmer sich im Raum irgendwo aufstellen mussten. Der Trainer warf ein Wollknäuel zu einem Mann und sagte, er solle je einen Faden zu drei Personen ziehen, mit denen er in den letzten Tagen den meisten Kontakt gehabt hatte. So machte es jeder der Teilnehmer, und am Ende war ein komplexes Netz entstanden. Dann zog er einen der Teilnehmer aus dem Netz, und es entstand ein Loch, das aber nicht so groß gewesen wäre, als dass es das ganz Netz instabil gemacht hätte. Einige Verbindungen lockerten sich, andere blieben stabil.
    Vielleicht war es bei mir auch so gewesen. Ich hatte durch mein Fortgehen ein Loch in ein Netz gerissen. Aber war es richtig, was ich hier tat? Ich erweckte den Eindruck, als würde ich wieder einen Platz in diesem Netz einnehmen, dabei wollte ich die Fäden gar nicht wieder aufgreifen.
    Meine eigenen Gedanken wurden mir zu kompliziert. Ich setzte mich auf und legte mit einem Stöhnen mein Gesicht in die Hände. Eigentlich, so sagte ich es mir immerzu, willst du nur Papa helfen. Doch inzwischen befürchtete ich, nur noch mehr Chaos anzurichten.

    Am nächsten Tag kam ein Anruf, den ich eigentlich schon längst erwartet hatte. Die Worte des Arztes, wie ruhig sich Duke bei mir verhalten würde, hatte ich nicht vergessen.
    „Es geht nicht mehr“, sagte Dr. Brenner. Er hatte diese Arztstimme, die keinen Widerspruch zuließ. „Duke dreht hier völlig durch, wenn jemand seinen Verband wechseln möchte. Bitte hole ihn ab.“ Damit legte er auf.
    Den Hörer noch in der Hand, setzte ich mich erst einmal hin. Ich musste eine Entscheidung treffen. Was sollte ich mit Duke machen? Es war nicht mein Pferd, er war nicht Fly, und überhaupt hatte ich mir doch geschworen – ja, was hatte ich mir eigentlich geschworen? Nie wieder zu reiten. Ich hatte allerdings bereits einige kleinere Grenzlinien übertreten. Und es war mir leichter gefallen, als ich es gedacht hatte. Was sollte ich also mit Duke machen? Wenn ich ihn holte, war Melanie schon so weit, dass sie die Wunde pflegen konnte? Ich schüttelte den Kopf, sie und Lasse hatten genug mit den

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