Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Schlacht ist eröffnet.“ Mathilda hatte schon immer einen Hang zur Dramatik.
Ich wusste noch immer, wo alles war, und bald arbeiteten wir gemeinsam die Liste von Mama ab, die an einer Pinnwand in der Küche hang. Am meisten machte es Spaß, den nächsten Punkt durchzustreichen. Mathilda bereitete das Abendessen für die Familie vor, während ich weiter mit den Vorbereitungen für den morgigen Tag beschäftig war. Wir aßen noch zusammen eine Kleinigkeit, dann machte sich Mathilda auf den Heimweg, während ich alles aufräumte.
Schließlich nahm ich mir die Liste und setzte mich an die Küchentheke mit einem Becher Kaffee. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, schließlich musste ich noch die Pferde reinholen und füttern. Ich sah mir die Punkte für den großen Tag an. Matthias würde gegen drei Uhr da sein. Gut, dann stand er mir morgens nicht im Weg. Die Blumen kamen gegen zehn Uhr, so blieb den Sanders genügend Zeit für ein ungestörtes Frühstück. Das Mittagessen entfiel zum Glück. Mit den Blumen würden auch gleich die Stehtische geliefert werden. Das Paket mit den Vasen und Tischtüchern hatte ich bereits in der Abstellkammer gesehen. Allein die Kammer war so groß wie mein Zimmer zu Hause. Im Esszimmer würden wir eine lange Tafel für die älteren Personen decken. Ansonsten Stehtische, in Wohnzimmer, Musikzimmer und im Wintergarten verteilt, die Räume konnten alle miteinander verbunden werden. Die optimale Aufteilung hatte Mama schon auf einem Plan eingezeichnet. Ich musste grinsen, sie überließ wirklich nichts dem Zufall. Vermutlich hatte sie all die Jahre beobachtet, welche Tische genutzt wurden, welche nicht, wo sie im Weg standen und wo nicht. Mein letzter Chef hätte seinen Spaß an ihr gehabt.
„Hallo, Vera.“
Erschrocken zuckte ich zusammen, und ein Teil des Kaffees, den ich gerade hatte trinken wollen, kleckerte auf den Zettel. Es war die weiche, melodiöse Stimme von Julia Sander, auf die ich nicht vorbereitet gewesen war. Ich stand von dem Hocker auf, drehte mich zu Frau Sander um und streckte ihr die Hand entgegen.
„Guten Abend, Frau Sander“, antwortete ich artig. Ich ärgerte mich gleichzeitig darüber, dass ich mich wie ein Kind fühlte, das ertappt worden war. Sie nahm meine Hand, berührte sie flüchtig, zog kurz die Luft durch die Nase und runzelte die Stirn. Verlegen griff ich mir ein Stück Küchenkrepp und tupfte den Kaffee von der Liste.
„Gut, wie ich sehe, beschäftigst du dich mit der Liste deiner Mutter. Ist alles so weit vorbereitet für morgen?“
„Ja, Frau Sander, alles ist vorbereitet.“ Sie zog die Augenbrauen in die Höhe, so wie es immer Henning tat, wenn er wortlos fragte oder etwas in Zweifel zog.
„Die Nachspeise? Die Dekoration? Die Tische?“
„Der Nachtisch ist fertig, alles andere wird morgen früh erledigt.“
„Und du denkst, das klappt?“ Sie ließ ihren Blick über mich wandern, so wie es Thomas oft machte. Ich wusste auch nicht, warum ich jede Handlung von Frau Sander mit dem Verhalten ihrer Söhne verglich. Ihre Art machte mich unsicher, vielleicht suchte ich in den mir vertrauten Gesten Sicherheit zu gewinnen.
„Ja, Frau Sander. Mama hat alles vorbereitet, und ich habe in den letzten Jahren schon öfters große Seminare organisiert.“
Die Augenbrauen schossen in die Höhe.
„Ein Seminar ist nicht mein Geburtstag. Ich hoffe, du verwechselst das nicht“, erwiderte sie spitz. Ich unterdrückte rechtzeitig meinen Impuls, die Augen zu verdrehen.
„Natürlich ist mir bewusst, dass es um Ihren Geburtstag geht, Frau Sander. Sie können sich gewiss sein, dass mir meine Mutter genaue Anweisungen hinterlassen hat.“ Das schien sie tatsächlich zu beruhigen.
„Wirst du morgen den Service mitmachen?“
„Ich bin da, wo man mich braucht“, erwiderte ich diplomatisch. Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.
„Nun ja, sollte das der Fall sein, hoffe ich, du hast passendere Kleidung als diese…“, sie deutet mit rümpfender Nase auf meine Jeans, „Hose da.“ Eine leichte Panik erfasste mich. Ich hatte gar nichts, überhaupt nichts anderes als Jeans. In den Hotels, wo ich arbeitete, bekam ich die Kleidung gestellt. Selber besaß ich nichts dergleichen in meinem Repertoire von Klamotten. Ruhig bleiben, du gehst einfach nicht aus der Küche, sprach ich mir selbst Mut zu. Ich nickte stumm.
„Also gut, dann wollen wir mal sehen, wie morgen alles läuft." Sie drehte sich lautlos um. Fasziniert beobachtete ich, wie sie zur Tür
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