Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
geholfen, nachdem Thomas weggefahren war. Wir redeten weder über Duke, noch über Thomas oder über irgendetwas anderes vom Hof. Selbst die Nachfrage, warum außer Thomas niemand Duke reiten durfte, verkniff ich mir. Seine Gegenwart empfand ich einerseits als angenehm, andererseits als irritierend. Ständig musterte ich ihn von der Seite, auf der Suche, was es war, dass meine Gefühle für ihn so verändert hatten. Aber es war immer noch Henning, mit seinen strubbeligen blonden Haaren, den lebendigen braunen Augen und dem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Seine Anwesenheit lenkte mich so ab, dass ich Lucky aus Versehen die doppelte Portion Kraftfutter verabreichte. Henning lachte, als ich mit Lucky um die Portion kämpfte. Das Pferd war stur, indem es schneller fraß, die Ohren anlegte und versuchte mich zu beißen. Und ich, indem ich schnell mit den Händen das Futter herausnahm.
„Ich hoffe, du hast den Mund nicht zu voll genommen, Julia dreht seit heute Morgen fast durch und macht Mathilda das Leben zur Hölle“, sagte Henning.
„Na toll“, erwiderte ich, „jetzt geht es mir richtig gut.“
„Gibt es etwas, das ich für dich tun kann, damit du dich entspannst?“
Er setzte seinen treuen Blick ein, der heute bei mir auf gespenstische Weise wirkte. Ich konnte spüren, wie sich Gänsehaut auf meinen Arm bildete. In meinem Kopf spulten sich eine Menge Bilder ab, die mir die Röte ins Gesicht steigen ließen. Schnell kehrte ich ihm den Rücken zu. „Hast du heute den ganzen Tag Zeit?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, nur bis Mittag, dann muss ich ins Büro. Ich denke, ich mache den Stall und du trainierst die Pferde, das geht für mich am schnellsten.“ Erleichtert atmete ich auf.
Also kümmerte ich mich um unsere Dreijährigen. Für Lady baute ich auf dem Springplatz draußen einen kleinen Parcours für das Freispringen auf. Sie war mit Feuereifer dabei, taxierte jeden Sprung gut und machte keinen Fehler. Ja, Melanie und sie würden es unter meiner Anleitung schaffen, da war ich mir sicher. Das, was Melanie fehlt, brachte Lady mit, wenn die Reiterin bereit war, sie nur machen zu lassen.
Dawinja ließ es an Begeisterung mangeln. Freispringen war nichts für sie, oder sie war heute einfach nur unglaublich schlecht drauf. Ständig ließ sie sich von Dumont ablenken, der interessiert von seiner Wiese aus zusah. Sie nutzte jede Gelegenheit und baggerte den Hengst an, mit hoch erhobenem Schweif blinkend lief sie an ihm vorbei. Zum Glück war der Weg dazwischen. Ich bewunderte Dumont, der sich von Dawinja nicht aus der Ruhe bringen ließ. Ich fragte mich, ob es ein Spiegelbild von mir und Henning war. Ich stöhnte auf, was für Gedanken, und brach das Training ab. So hatte das alles keinen Zweck.
Ich nahm Dawinja und brachte sie auf eine andere Wiese, aus dem Blickfeld des Reitplatzes. Sie tobte wie verrückt darauf herum. Lady stellte ich gleich dazu. Die beiden verstanden sich prima. Dumont holte ich von der Wiese und massierte ihn durch. Seine Ohren hingen zur Seite wie bei einem Esel, die Unterlippe wölbte sich nach unten und die Zunge kam heraus. Ich musste über ihn lachen und beschloss, dass er diesen Service von mir in der nächsten Zeit jeden Tag erhalten würde. Als ich in den Stall kam, waren die Boxen fertig, die Stallgasse war gefegt und Hennings war Auto fort.
Es war bereits früher Nachmittag, als ich im Stall so weit war, dass ich mich auf den Weg zu den Sanders machen konnte. Zuvor hatte ich ausgiebig geduscht, meine Hände gereinigt und mir frische Sachen angezogen. Mit dem Mohnparfait von heute Morgen fuhr ich im Pick-up rüber.
Mathilde drehte sich noch nicht mal nach mir um, als ich über die Hintertür in die Küche trat. „Hallo, Vera.“
„Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte ich sie erstaunt.
„Dein Geruch.“
„Oh nein, jetzt habe ich fast eine halbe Packung Duschcreme benutzt, dieser blöde Pick-up.“
Mathilda dreht sich um. Sie sah tatsächlich etwas gehetzt aus. Ganz ungewöhnlich für sie, die normalerweise der Fels in der Brandung war für jeden Sturm, der um sie tobte. Sie zog mich in die Arme, küsste mich auf die Stirn. „Kein Angst, mein Mädchen, du riechst nur einfach wie Vera Kamphoven, und das gehört nun mal zu dir. Oh, was hast du da? Ein Parfait?“
Ich nickte. Sie nahm das Handtuch ab, holte ein Messer, stach vorsichtig rein. „Perfekt, super, dann können wir gleich den Rest vorbereiten. Leg ab und werfe dich in die Schürze, die
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