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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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ging. Sie war so groß wie ich und wog vermutlich auch genauso viel. Dennoch war sie im Körperbau irgendwie zierlicher. Ihre Bewegungen wirkten grazil, wie die einer Tänzerin, sicher, elegant und aufreizend. Ein ganz klein wenig wie das Paradieren von Dawinja vor Dumont. Sie drehte sich in der Tür um, sah mir in die Augen. „Danke“, sagte sie und verschwand aus der Tür. Zum Glück sah sie meinen offenen Mund nicht mehr.
    Dann war der große Tag da. Ich war am Abend früh ins Bett gegangen, hatte am Morgen gleich die Pferde gefüttert, gemistet, Dumont und Duke massiert. Melanie war irgendwann aufgetaucht und übernahm das Misten. Den Großteil der Pferde verteilten wir auf die Wiesen, wenn möglich in Gruppen. Die Freude war groß gewesen. Die restliche Arbeit, das Reinbringen der Pferde und das Füttern abends, übernahm Melanie. Pünktlich um halb elf war ich auf dem Anwesen der Sanders. Sicherheitshalber zu Fuß, da ich auf keinen Fall diesmal nach Pferd riechen wollte. In einer Tasche hatte ich eine schwarze Jeans, die ich in den Tiefen meines Kleiderschranks entdeckt hatte, sowie eine weiße Bluse. Letzteres war noch ein Überbleibsel aus meiner Turnierreiterzeit.
    Als Mathilda mit einem Berg dreckigem Geschirr in die Küche kam, schüttelte sie die Hand und pustete sich die Finger, das Zeichen, dass die Luft heiß war.
    „Ich hoffe, die beiden Damen verschwinden schnellstens zu ihrem Beautytermin, sonst komme ich noch in die Versuchung zu kündigen“, murrte Mathilda. Tatsächlich hörten wir kurz drauf die Autos. Mittlerweile waren Mathilda und ich wieder in einem gemeinsamen Rhythmus. Dennoch achtete ich darauf, ihr nicht im Weg herumzustehen. Das Haus der Sanders, rund um Küche, Wintergarten, Wohn-, Musik- und Esszimmer glich einem Bienenstock. Die Blumenlieferanten kamen, die Leute von der Reinigungsfirma sprangen herum und mussten natürlich noch die großen Fenster vom Wintergarten putzen. Ich dirigierte, korrigierte und versuchte verzweifelt, den Überblick zu behalten. Mit dem Plan in der Hand stellte ich mit dem Gärtner die Tische auf, überprüfte alles und schob sie ein bisschen nach rechts oder links. Zwischendrin kam die Band, baute ihre Instrumente im Wohnzimmer auf, zog die Stromkabel querbeet durch den Raum anstatt an den vorgesehenen Kanälen entlang. Ich raufte mir die Haare und sehnte mich nach meinem Stall, meinetwegen sogar mit Boxen, die seit drei Tagen nicht gemistet worden waren. Mitten in dieses Chaos, während ich verzweifelt den Platz für den nächsten Stehtisch suchte, platzte Henning herein.
    „Kann ich dir helfen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er mir den Plan ab und stellte mit dem Gärtner die drei letzten Stehtische auf die richtigen Plätze. „Siehst du, ist doch ganz einfach.“ Ich pustet mir ärgerlich eine Strähne aus dem Gesicht. „Musst du dich nicht irgendwie schön machen?“
    „Wie meinst du das“, fragte er mich erstaunt.
    „Na, ne Gesichtsmaske oder so was, wegen den Falten um deine Augen.“ Überrascht griff er sich ins Gesicht, suchte den nächsten Spiegel im Flur und ich hatte wieder freie Bahn.
    „Die Kabel sollen an der Wand entlang und nicht mitten durch den Raum!“
    „Ja, machen wir noch, wir wollen nur erst einen Test machen, bevor wir alles reinziehen und dann womöglich wieder rausziehen müssen.“
    „Also gut, zehn Minuten, dann will ich sehen, dass Sie die Kabel anders verlegen, klar?“
    „Geht in Ordnung, Frau Kamphoven.“ Ha, dachte ich aufgedreht, wäre doch gelacht, wenn die Jungs nicht spurten, schließlich tanzten auch die 600 Kilo schweren Hengste nach meiner Nase. Die waren allerdings einfacher zu kontrollieren. Die Band begann einen Foxtrott zu spielen, und ehe ich begriff, wie mir geschah, bewegte ich mich mit Henning zusammen über die kabelfreie Fläche zwischen den Tischen. Eine Hand von ihm an meinem Schulterblatt, die andere hielt meine Hand ausgestreckt in seitlicher Stellung. Obwohl er kein so guter Tänzer war wie Thomas, brachte er mich durch die ersten Figuren, bevor ich über ein Kabel stolperte.
    Er hielt mich fest, sodass ich nicht fiel. Seine Augen bohrten sich in meinen fest, und ich verlor meine innere Balance. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Hitze schoss mir in den Körper. Die Musik hörte auf und der Bandleader rief durch das Mikrofon: „Nicht schlecht, Herr Sander, und natürlich Frau Kamphoven.“ Das löste meinen Bann. Ich befreite mich aus den Armen von Henning. „Verschwinde, bevor

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