Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumm gelaufen, Darling

Dumm gelaufen, Darling

Titel: Dumm gelaufen, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
weggegangen war“, forderte sie ihn auf.
    Mit einer Hand am Steuer blickte er sie kurz an. Er schwieg so lange, dass sie schon fürchtete, er würde nicht antworten.
    Schließlich sagte er: „Dein Onkel rastete aus.“
    Sie zuckte zusammen und zog die Knie enger an sich.
    „Er konnte dich nicht finden, was bedeutete, dass er nicht an dein Geld herankam. Nicht, dass er das gesagt hätte. Er schimpfte und wütete Mom gegenüber nur darüber, dass sie ihre Aufsichtspflicht offensichtlich vernachlässigt hatte; sonst wäre seine Nichte nicht fortgelaufen und hätte sich das Leben genommen.“
    Lacey seufzte. „Und dann?“ Sie wagte kaum zu fragen.
    Tys Handknöchel wurden weiß, als er das Lenkrad fester umklammerte. „Er zog an irgendwelchen Fäden und sorgte dafür, dass Hunter uns verlassen musste.“ Ty betätigte den Blinker. „Noch eine halbe Meile, dann kommt eine Raststätte. Ich halte dort, damit du auf die Toilette kannst.“
    „Danke. Digger wird auch rausmüssen.“
    Schweigen breitete sich aus und sie ahnte, dass Ty dem Ende der Geschichte aus dem Weg gehen wollte. „Was geschah dann?“ Sie musste es wissen.
    Ty beugte den Kopf. „Hunter kam in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche.“
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und Schuld schnürte ihr den Hals zu. Sie war so sehr mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt gewesen, dass sie die Reaktion ihres Onkels auf ihr Verschwinden nicht bedacht hatte. Selbst als sie später daran dachte, war sie doch niemals davon ausgegangen, dass er den Menschen, die sie liebte und zurückgelassen hatte, etwas angetan haben könnte.
    Und sie hatte Hunter geliebt – als ihren besten Freund und als ihren Bruder. Er war damals so verletzbar gewesen, auch wenn er es zu verbergen versucht hatte. Und er hatte Ty nachgeeifert, der ihm als Vorbild gezeigt hatte, dass man nicht aus seinen Emotionen heraus handelte, sondern nach gesundem Menschenverstand.
    „Wie schlimm war es?“, flüsterte sie.
    Ty zuckte die Achseln. „Du weißt, wie Hunter war. Wir waren beide nicht da, um ihn zu beruhigen, also verwickelte er sich in eine Schlägerei nach der anderen. Erst ein Mentorenprogramm mit Mitinsassen brachte ihn wieder auf den richtigen Weg zurück.“
    Lacey schauderte. Die Wirklichkeit war viel schlimmer als alles, was sie sich vorgestellt hatte. „Ich könnte meinen Onkel umbringen“, zischte sie.
    „Lebend dort aufzutauchen, könnte dafür reichen.“
    Zu ihrer Überraschung lachte Ty.
    Sie begrüßte zwar seinen Versuch, die Stimmung aufzuheitern, doch sie konnte nur Wut und Geringschätzung gegenüber ihrem Onkel empfinden, dafür Mitgefühl und Traurigkeit gegenüber ihrem Freund.
    Doch sie erinnerte sich an Tys Worte, dass Hunter jetzt Rechtsanwalt war, was ihr Hoffnung machte. „Und wie wurde Hunter vom Missetäter zum Anwalt?“
    Ty blickte sie an. „Durch verdammt harte Arbeit. Er hatte dieses Ziel im Auge und arbeitete daran, es zu erreichen.“ Stolz schwang in Tys Stimme mit.
    Lacey verstand ihn, auch sie verspürte Bewunderung für Hunter. „Erzähl mir mehr.“
    „Es gab einige Dinge, die Dumont nicht kontrollieren konnte. Mag auch sein, dass er sich mit der Zeit nicht mehr darum kümmerte, denn Hunter hatte Glück. Da in seinem Jugendstrafregister keine anderen Verstöße als Schlägereien eingetragen waren, wurde die Akte geschlossen, als er achtzehn wurde. Dann quälte er sich durchs College und studierte danach. Er muss mehr Studiengebühren zurückzahlen, als er im Jahr verdient, doch er ist ein verdammt guter Anwalt.“
    „Gott sei Dank, dass er sich zusammengerissen hat.“ Lacey bemerkte, dass sie sich die ganze Zeit vor- und zurückgewiegt hatte und hielt inne. „Was ist mit dir? Wie ging deine Geschichte weiter, nachdem ich weg war?“, fragte sie Ty.
    „Da wir jetzt seit guten fünf Minuten vor dieser Tankstelle stehen, denke ich, du solltest erst einmal hineingehen.“ Ty deutete auf die Schilder, die den Weg zur Toilette wiesen. „Ich gehe schnell mit dem Hund raus.“
    Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie gehalten hatten. Sie senkte den Kopf und griff nach ihrer Handtasche. „Ich bin gleich zurück. Aber glaub nicht, dass du dem Thema noch einmal ausweichen kannst“, warnte sie ihn.
    „Meine Geschichte ist nicht halb so dramatisch wie die von Hunter. Oder wie deine.“ Sein Blick ging an ihr vorbei.
    Lacey schüttelte ungläubig den Kopf, als sie schließlich begriff, was ihn an sich selbst störte. „Du fühlst

Weitere Kostenlose Bücher