Dumm gelaufen, Darling
auch er einen Weg, sie hinter sich zu lassen und weiterzuleben. Denn das Wiedersehen zeigte ihm nur allzu deutlich, dass er über seine Gefühle für Lacey hinwegkommen musste – und diesmal für immer.
Er blickte in Richtung der noch immer geschlossenen Schlafzimmertür. Da er offenbar als Erster wach war, duschte er und zog sich an, bevor er sich erlaubte, an seinen knurrenden Magen zu denken.
Er blickte hinunter zu dem kleinen Hund, der ihm nicht von der Seite gewichen war und sich sogar mit in das Badezimmer gedrängt und ihm die feuchten Füße geleckt hatte, als er aus der Dusche gekommen war. „Ich würde dich ja gerne füttern, aber ich weiß nicht, wo dein Futter ist oder was du überhaupt frisst.“
„Sie muss zuerst nach draußen“, sagte Lacey, die vollständig angezogen aus dem Schlafzimmer trat.
Ty neigte den Kopf zur Seite. „Ich dachte, du schläfst noch.“
„Ich bin bereits seit fünf auf. Ich habe mich schon geduscht und angezogen, bevor du deine müden Knochen um halb sieben aus dem Bett erhoben hast.“
Also hatte sie ihn hier herumwerkeln gehört. „Hast du schon gefrühstückt?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Du?“
„Noch nicht.“
„Wie wär’s, wenn du mit mir zusammen Digger ausführst und wir unterwegs was zu essen besorgen?“, schlug sie vor.
„Klingt gut.“
Sie nahm Digger an die Leine und holte eine Plastiktüte aus einer Küchenschublade. Gemeinsam gingen sie die Stufen im Hausflur hinunter und nach draußen. Die Sonne tauchte gerade erst hinter den hohen Gebäuden auf, und die Luft war kalt.
Digger schien das nichts auszumachen. Sie tollte herum, wobei sie nur durch Laceys Leine gebremst wurde, und hielt erst bei einem kleinen Fleckchen Erde mit einem einzelnen Baum an.
Ty schüttelte lachend den Kopf.
„Was soll ich sagen? Sie ist eben ein Gewohnheitstier“, sagte Lacey. „Und das hier ist ihr Lieblingsplatz.“
Nachdem der Hund sein Geschäft erledigt und Ty seine Hinterlassenschaften beseitigt hatte, schlendertensie in etwas gemächlicherem Tempo durch die Stadt. Für Lacey war alles vertraut, so wie sie den meisten Menschen vertraut war, denen sie begegneten. Das Mädchen bei „Starbucks“ kannte ihren Namen ebenso wie der Besitzer des Zeitungsstands an der Ecke. Auf dem Weg zeigte sie ihm immer wieder Häuser, in denen sie arbeitete, und tätschelte diverse Hunde, die sie kannte, weil sie sie während der Woche ausführte.
Ty hatte das deutliche Gefühl, dass sie ihm aus erster Hand zeigen wollte, wo und wie sie lebte. Damit er sich davon überzeugen konnte, wie gut sie für sich gesorgt hatte und wie zufrieden sie mit ihrem Leben hier war.
Er hielt auf dem Gehweg an. „Warum hast du dich also entschieden, zurückzugehen? Was hat den Ausschlag für deinen Sinneswandel gegeben?“
Sie blieb ebenfalls stehen. „Das ist nicht so einfach zu erklären.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „So viele Gründe ich auch habe, nicht mit dir zu kommen, so viele Gründe habe ich auch, es doch zu tun.“
„Würdest du mir einige davon nennen?“
Er neigte den Kopf zur Seite und schirmte seine Augen mit der Hand vor der Sonne ab. Er wollte wissen, was in ihr vorging und was sie beschäftigte.
„Die meisten Argumente hast du selbst geliefert. Ich schulde es meinen Eltern, nicht zuzulassen, dass mein Onkel sich ihr Geld unter den Nagel reißt. Ich schulde es mir selbst, für das einzustehen, was mir gehört. Und vor allem glaube ich, dass ich mit der Vergangenheit abschließen kann, wenn ich ihr gegenübertrete.“
Er nickte. „Du hast mit diesem Teil deines Lebens niemals Frieden machen können, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht vergessen, dass ich das Leben vieler Menschen durcheinandergebracht habe.“
Einige dieser Menschen, darunter seine Mutter, hatten dabei geholfen, die Ereignisse überhaupt in Gang zu bringen, dachte Ty. Es war eine komplizierte Sache. Seine Mutter hatte Lacey aufgenommen und ihr mit Sicherheit das Leben gerettet. Zugleich hatte sie dadurch aber Blutgeld angenommen.
Er blickte in Laceys Gesicht. Ihre gerunzelte Stirn zeigte deutlich ihre Betroffenheit über den Wirbel, den sie verursacht hatte. Er musste ihr versichern, dass sie das Richtige getan hatte.
„Hey, diese Menschen haben sich um dich gesorgt. Sie haben getan, was sie tun wollten. Niemand hat sie gezwungen, und du musst zugeben, dass es ziemlich klasse war, was wir abgezogen haben.“ Er grinste, als er an jene Zeit dachte.
Sie
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