Dumm gelaufen, Darling
Begehren. Süß und warm, sinnlich und weich schmiegte sich ihr Körper an den Seinen. Alle Träume, die er je geträumt hatte, wurden wahr. Und einige, die er nicht geträumt hatte.
Plötzlich begann Digger zu bellen und an ihnen hochzuspringen, um auf sich aufmerksam zu machen. Nicht gerade die beste Art, wieder zu Sinnen zu kommen, doch es erfüllte seinen Zweck.
Er trat rasch zurück, noch immer benommen, doch zugleich war er sich seiner Umgebung überdeutlich bewusst. „Das war …“
„Schon lange überfällig“, vollendete sie, bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte.
„Das war es.“ Obwohl er bezweifelte, dass er diese Worte gewählt hätte.
Ein Fehler wäre wohl treffender gewesen. Und er musste nicht lange nach dem Grund suchen. Sie hatte zu Hause einen Kerl namens Alex und ein Leben, das ihn nicht einschloss. Ja, er hatte das vorher gewusst, doch in der Hitze des Moments hatte er sich nicht darum geschert.
Was er hätte tun sollen.
Sie lachte, doch es klang etwas zittrig.
Er war sicher, dass sie ihre eigenen Gründe hatte, den Kuss zu bedauern.
„Du musst zugeben, dass wir seit über zehn Jahren neugierig waren, wie dieser Kuss wohl sein würde. Und nun wissen wir es.“ Sie wandte sich um und fing an aufzuräumen, strich über die Decke, die bereits gefaltet auf der Couch lag, und versuchte sich offensichtlich zu beschäftigen, um ihn nicht anschauen zu müssen.
Okay, tief im Inneren stimmte sie also mit seiner Einschätzung überein. Der Gedanke hob seine Stimmung nicht gerade.
„Ich denke daran, auf Onkel Marcs Einladung zurückzukommen.“ Sie blickte über die Schulter, während sie ein Kissen aufschüttelte.
Seine Augen weiteten sich. „Du machst Witze.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin hierher zurückgekommen, um der Vergangenheit ins Auge zu blicken und sie zu überwinden. Ich muss seine Aufrichtigkeit überprüfen.“
„Ich dachte, wir wären uns einig, dass er ein Mistkerl ist?“ Ty wollte sich nicht vorstellen, wie sie ihrem gierigen Onkel näherkam oder irgendwelchen Verwandten, die damals keinen Finger gerührt hatten, um ihr zu helfen.
Sie drückte das Kissen gegen ihre Brust. „Das waren wir. Und das sind wir noch. Aber ich muss gehen – um meiner Eltern und um meiner selbst willen.“
„Du gehst nicht allein.“
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ich hatte so gehofft, dass du das sagst. Dann bist du also mein Date?“ Sie errötete, kaum dass sie das Wort ausgesprochen hatte.
Ty glaubte nicht, dass Alex die Bezeichnung gefallen würde. Doch Ty maß der Bemerkung ebenso wenig Bedeutung bei wie dem Wort. Wieder einmal brauchte sie ihn, sonst nichts. Auch wenn der Kuss alles war, wovon er geträumt hatte – und noch eine Menge mehr.
6. KAPITEL
Nachdem er seine Nichte zum ersten Mal seit zehn Jahren wiedergesehen hatte, fuhr Marc Dumont direkt zur Arbeit und ignorierte den Anruf von Paul Dunne, der ein Treffen forderte. Marc fand nicht, dass sie irgendetwas zu besprechen hatten. Der Typ war ein Mistkerl – war es immer gewesen. Vermutlich gab es keinen großen Unterschied zwischen Marc und Paul, doch Marc tröstete sich gerne damit, dass er zumindest versuchte, ein besserer Mensch zu werden. Paul dagegen hatte keinerlei Moral und nicht die leiseste Absicht, sich zu verändern.
Marc dachte an seine Nichte. Sie war zu einer schönen jungen Frau herangewachsen. Wenn er sie heute ansah, erblickte er nicht länger das Ebenbild seines Bruders, sondern nur Laceys Kraft und Schönheit. Doch damals, als er ihr Vormund geworden war, hatte Lacey ihn immer an all seine Fehler erinnert.
Davon hatte es damals viele gegeben. Der größte hatte darin bestanden, Laceys Mutter an seinen Bruder Eric zu verlieren. Marc war in Rhona verliebt gewesen, doch sie hatte nur Augen für Eric gehabt, der sowieso immer das Lieblingskind gewesen war. Seinem älteren Bruder war alles zugefallen. Er hatte Rhona erobert, eine erfolgreiche Oldtimer Werkstatt eröffnet und reich geheiratet. Marc hatte nichts von Rhonas Geld gewusst, als er sich in sie verliebt hatte, doch welch eine Zugabe! Natürlich war es an Eric gegangen. Und während sein Bruder Robert ein unauffälliges, zufriedenes Leben führte, schien Marc eine Beziehung nach der anderen und jeden Job zu vermasseln.
Durch Lilly hatte Marc sich nicht an die Frau erinnert gefühlt, die er geliebt und verloren hatte, sondern nur an seinen Bruder. Seinen Rivalen. Den Menschen, den er nun
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