Dumm gelaufen, Darling
einen Schlaganfall und bedarf ständiger Pflege. Sie ist in einem Pflegeheim.“
„Das tut mir leid“, bedauerte Lacey aufrichtig.
„So ist das Leben“, sagte ihr Onkel.
Offenbar hatte er sich in den letzten Jahren mit der Lage seiner Frau arrangiert.
Ein verlegenes Schweigen folgte.
„Lacey und ich wollten gerade ein bisschen frische Luft schnappen“, brach Ty das Schweigen und stupste sie mit der Hand.
„Es war nett, dich zu sehen“, sagte Lacey zu ihrem Onkel. Sie warf Ty einen dankbaren Blick zu. Sie hatte sich unbehaglich gefühlt. Ihr Onkel war im Prinzip ein Fremder für sie.
Fremd waren ihr auch die restlichen Gäste, bei denen es sich um Freunde ihres Onkels oder seiner Verlobten handeln musste, denn Lacey kannte niemanden. Sie und Ty traten auf die Terrasse, die dank des schönen Herbstwetters für die Party geöffnet worden war.
„Meine Mutter spielte hier draußen immer Bridge mit ein paar Freundinnen“, sagte Lacey. Sie atmete tief ein, und die kühle, frische Luft in ihren Lungen sorgte dafür, dass sie sich gleich besser fühlte. „Ich weiß nicht, was ich mir davon erhofft habe, hierherzukommen.“
Ty lehnte sich gegen das Geländer. „Du musstest das Haus sehen, die Menschen, um damit abschließen zu können. Wenn du mich fragst, ist das ganz natürlich.“
Sie neigte den Kopf. „Ich gehe jetzt ins Badezimmer. Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir danach gehen?“, fragte sie, wobei sie die Antwort schon kannte.
„Klar macht’s mir was aus. Ich möchte bleiben und dieses Haus hier niederreißen“, sagte er grinsend.
„Scherzkeks.“ Sie stieß ihn spielerisch gegen die Schulter. „Ich bin in ein paar Minuten wieder da.“
„Ich werde dich vermissen!“ Ihre Blicke trafen sich.
Überrascht und erfreut wandte Lacey sich um und bahnte sich einen Weg durch die Menge bis zum Badezimmer. Nicht zum Badezimmer unten, sondern zu dem im oberen Flur, direkt neben ihrem alten Kinderzimmer.
8. KAPITEL
Molly beobachtete Tyler Benson über den Rand ihres Glases Diät-Cola hinweg. Lacey war vor wenigen Sekunden zur Tür gegangen und hatte Ty allein gelassen. Mit einem Drink in der Hand wanderte er durch den Raum, in dem sich die Gäste drängten. Wie Hunter war er offensichtlich jemand, der sich abseits hielt. In diesem Gewühl konnte Molly ihm das nicht verdenken.
Hierherzukommen war weder für Lacey noch Ty einfach gewesen. Die Vergangenheit schwingt sicher noch immer bei beiden mit, dachte Molly. Doch sie waren gekommen. Und dafür war sie dankbar.
Es mochte naiv sein, doch sie hoffte, dass sie alle friedlich miteinander leben konnten. Ebenso wie sie hoffte, dass ihre Mutter endlich aus Liebe und nicht des Geldes wegen heiratete. Sie fragte sich, welcher dieser Wünsche – wenn überhaupt – eine Chance auf Erfüllung hatte.
Sie ging hinüber zu Hunters bestem Freund. „Ty?“, sprach sie ihn von hinten an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
Er drehte sich um. „Ah, hallo noch mal.“ Er lächelte sie warm an.
Sie betrachtete gerne Menschen, und Ty mit seinem dunklen Haar und der undurchdringlichen Miene nahm eine Rebellen-Pose ein, die nicht zu missverstehen war. Er war misstrauisch, und sie verstand, warum.
„Amüsierst du dich?“, fragte sie ironisch.
„Ich halte durch.“ Sie registrierte den belustigten Ton.
„Nun, ich freue mich jedenfalls, dass ihr es einrichten konntet.“
„Danke.“ Er stellte sein Glas auf dem Tablett eines Kellners ab und schob die Hände in die Taschen.
„Ich habe gehört, dass es da einen Vorfall an der Mall gab.“
Sie nickte. „Ich bin noch immer ganz erschrocken.“ Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Wagen auf sie zurasen. Nur gut, dass Lacey so rasch reagiert hatte. Das hatte sie seitdem schon mehrmals gedacht.
„Das kann ich verstehen. Darf ich dich etwas fragen?“ Ty deutete in Richtung einer leeren Ecke des Raums, wo sie miteinander sprechen konnten, ohne dass jemand zuhörte.
„Na klar.“ Sie ging mit ihm in die angegebene Richtung. „Worum geht es?“ Er hatte sie neugierig gemacht.
Ty beugte sich vor zu ihr. „Wie hat Dumont reagiert, als du ihm gesagt hast, dass Lacey am Leben ist?“
Sie versuchte, nicht zurückzuweichen. Nicht defensiv zu werden. Sie versuchte es, doch es gelang ihr nicht. Auch wenn er jedes Recht dieser Welt hatte, diese Frage und noch viele andere zu stellen. Doch die Wahrheit war, dass Molly ihm nicht die Antworten liefern konnte, die er suchte. Sie hatte Marc nur das
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