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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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verpassen und ihn auf diese Weise mit grassierendem Wahnsinn anstecken. Der Terrier zieht so sehr an der Leine, dass sich seine Vorderbeine vom Boden lösen. Was für ein Scheißleben – an einer Leine zu hängen. Ich lege mir selbst die Klauen an den Hals und tue so, als würde ich mir die Luft abschnüren:
    »Mach mich los!«, krächze ich, und »krieg dich, fick dich!« Dann wird es mir zu blöd. »Komm, Rufus.« Ich wende mich ab. »Sonst bringt er sich noch um, du bekommst wieder Probleme mit deiner Moral, und ich muss es ausbaden.«
    Als wir zurück auf dem Weg und bei der Kondor-Voliere angelangt sind, triezen Usnavy und Usarmy die arme Maya noch immer mit ihren Flugübungen. Rufus meint ja, sie wird nie fliegen lernen. Er hat es ausgerechnet. Der Felsen, von dem sie losgleiten muss, ist nicht hoch genug. Trotzdem werden ihre Eltern – die bereits fliegen konnten, als man sie eingefangen hat – nicht müde, sie jeden Tag aufs Neue mit Flugstunden zu quälen. Dabei waren Usnavy und Usarmy mal ein ganz cooles Paar. Lässig. Doch bei den Kondoren ist es wie bei den Menschen: Kaum haben sie Nachwuchs bekommen, sind sie plötzlich total unentspannt und stressen voll ab.
    »Wir wollen doch einen guten Eindruck machen, nicht wahr«, Usarmy streicht sich die Flügelfedern glatt, »wenn all die vielen Besucher kommen.«
    Dazu muss man wissen, dass Maya das erste erfolgreich in Gefangenschaft ausgebrütete Kondorei seit hundert Jahren oder so war und sie deshalb diese Saison als Publikumsliebling gehandelt wird.
    »Wieso muss ich denn überhaupt fliegen lernen?«, mault Maya.
    »Aber Kind, wir sind Andenkondore!«, sagt Usnavy, wobei er die Betonung dabei auf
Anden
legt.
    Maya verdreht die Augen: »In einer Voliere, Mama.«
    Rufus und ich setzen unseren Weg fort. Inzwischen erstrahlt der Himmel in unverbrauchtem Blau. Die meisten Säuger sind wach und warten auf ihr Fressen. Auch wir werden bald Besuch von Pfleger Silvio erhalten, der uns unseren Fraß über den Zaun kippen wird. Tote Reste von toten Resten.
    »Weshalb sollte er das tun?«, überlegt Rufus.
    Ich bekomme seinen und meinen Gedanken nicht zusammen. »Hm?«
    »Na, gesetzt den Fall, diese Skuupi …«
    »… Scoubi …«
    »Dann eben Scoubi. Gesetzt den Fall, sie hat recht, und der Jockey hat absichtlich sein Pferd zu Fall gebracht. Weshalb sollte er sich dieser Gefahr aussetzen?«
    »Weil er sich umbringen wollte?«, schlage ich vor.
    »Warum hätte er sich umbringen wollen?«
    »Bin ich Gott?«
    »Und falls er sich umbringen wollte – warum hat er nicht eine sichere Methode gewählt? Und wieso sollte er wollen, dass das Pferd mit ihm umkommt?«
    Ich antworte nicht. Rufus steckt in einer Sackgasse. Genau wie unsere Ermittlungen.
Wir
stecken in einer Sackgasse.
    »Es scheint keinen Sinn zu ergeben«, stellt er schließlich fest.
     
    Zurück in unserem Bau, zeigt sich, dass nicht nur Kondore und Menschen anfangen, ihrer Umwelt auf den Zeiger zu gehen, sobald sie Nachwuchs haben. Gleiches gilt offenbar für Erdmännchen. Es herrscht allgemeine Betriebsamkeit, die Gänge sind von einem steten Brummen erfüllt, meine Geschwister aus dem zweiten und dritten Wurf sichern das Terrain, halten Wache, graben, passen auf die Kleinen auf. Silvio war bereits da und hat unser Fressen über den Zaun gekippt. Ich erkenne es an dem faden Verwesungsgeruch, der durch den Osteingang hereinzieht. So weit, so normal.
    Ich will meine Geschwister nicht sehen, und Elsas leeren Käfig schon gar nicht. Ebenfalls nicht ungewöhnlich. Ich schnappe mir also den Regenwurm und den Ohrenkneifer aus der Snack-Box, setze Rufus davon in Kenntnis, dass ich mich für den Rest des Tages in meine Kammer zurückzuziehen gedenke, trage ihm auf, Rocky zu sagen, ich sei unpässlich, und steige hinauf in die Minus-eins-Ebene, wo mir als Erstes das Kichertrio begegnet – Marcia, Minka und Mitzi aus dem fünften Wurf, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als herumzugackern und sich lila Haarspängchen ins Fell zu klemmen. Marcia, der Kopf des Trios und scharf auf meinen Hintern, wie sie mich hat wissen lassen, wollte sich im Winterlager schon ein Piercing stechen lassen, aber Ma hat kategorisch abgelehnt. Seitdem rasiert sie sich heimlich die Achseln. Ihre Form der Rebellion. Aber: Das alles ist ebenfalls noch nichts Ungewöhnliches.
    »Habt ihr gesehen?«, giggelt Minka.
    Mitzi hält sich die Klaue vor die Schnauze. »Logisch, was denkst
du
denn?«
    »In Mint!«, Marcia ist

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