Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
Vom Netzwerk:
Uckermark?«, grollt Schacher.
    Der Gestütsbesitzer zuckt praktisch zusammen: »Ja?«
    »Wir sollten ein paar Dinge besprechen.«
    »Natürlich, sofort.«
    Zum Abschied reicht Uckermark Phil die Hand. »Entschuldigen Sie meine mangelnde Gastfreundschaft, Herr Mahlow. Sie sehen ja: Die Pflicht ruft …«
    Schacher nickt meinem Partner zu, dann stapft er vom Hof, während Uckermark hinter ihm herschlurft wie ein gedemütigter Wüstenfuchs.
    »Und jetzt?«, frage ich, sobald Uckermark außer Hörweite ist.
    Phil knibbelt an der rostigen Zierleiste eines Pferdeanhängers herum. »Jetzt sehen wir uns ein bisschen um – wo wir schon einmal hier sind und sich niemand für uns interessiert.«
     
    Wir kehren den Ställen den Rücken und spazieren zum Gutshaus hinüber. Eine freundliche Frühlingsbrise streicht über das offene Feld und trägt den Geruch des Waldes mit sich.
    »Wonach suchen wir?«, will ich wissen.
    »Weiß ich nicht.«
    Auf halbem Weg zum Haus biegen wir auf einen Pfad ein, der zum nahe gelegenen Teich führt. Eine Trauerweide krümmt sich über den See. Ihre Zweige hängen bis auf das Wasser herab. Passend dazu gibt es eine in die Jahre gekommene Holzbank mit Blick über den Teich und in die Ferne. Phil setzt sich, stellt seine Tasche neben sich ab und lupft den Deckel. Ich steige aus, strecke mich und mache ein paar Dehnübungen, bevor ich leicht zu tänzeln beginne und Phil eine Ahnung davon gebe, was ich im Schattenboxen drauf habe. Meinen Partner scheint das nicht zu interessieren. Der denkt entweder über den Fall nach oder über Ann-Sophies zarte Konturen. Ist schwer zu sagen.
    Ich klettere auf die Rücklehne und balanciere mit ausgebreiteten Vorderbeinen auf der Kante. Uiii – krass riskant! »Willst du wissen, was ich denke?«
    »Kann’s kaum erwarten«, erwidert Phil.
    »Also, nach meiner Einschätzung sind Uckermark und Schacher alles andere als glückliche Geschäftspartner.«
    Phil pflichtet mir bei: »Wenn die könnten, würden sie lieber heute als morgen getrennte Wege gehen.«
    »Geht aber nicht, weil …«
    »… keiner den anderen auszahlen kann. Und wenn sie das Gestüt verkaufen, bekommen sie nichts dafür.«
    »Außerdem will Schacher Uckermarks Tochter begatten – und nicht nur von hinten, wenn du verstehst. Aber Ann-Sophie will nicht, weil Schacher …«
    »… ein Arschloch ist«, führt Phil meinen Gedanken zu Ende.
    Schön auf den Punkt gebracht, denke ich. Höre ich da etwa Eifersucht heraus? Ich bin an der Kante angelangt und vollführe – hopplahopp – eine halbe Drehung auf einem Hinterbein. Tja, Freunde, mit der Nummer könnte ich in Las Vegas auftreten.
    »Außerdem sieht er aus wie ein Steinbruch«, sage ich.
    »Und last, but not least?«, fragt Phil.
    Mein Partner erwartet, dass ich seinen Satz zu Ende führe.
    Ich sehe ihn an. Last, but not least? Hm. Keine Ahnung.
    »Ihr Herz ist bereits vergeben«, sagt Phil.
    Oh, shit, denke ich und sage: »Iss’n Witz.« Doch dann trifft mich der Geisterblitz oder wie der heißt: »Olaf! Sie liebt den Jockey!«
    »Also«, resümiert Phil, »haben wir einen Gestütsbesitzer mit Geldsorgen, der gerne seinen Teilhaber loswerden würde, und wir haben einen Teilhaber, der gerne seinen Jockey loswerden würde. Was wir nicht haben, ist …«
    »… einen Beweis.«
    Phil nickt. »Wenn Schacher etwas zu verbergen hat, dann ist er sich seiner Sache ganz schön sicher. Der hat nicht
ein
mal gezuckt.«
    »Außer als Ann-Sophie in den Stall gegangen ist«, wende ich ein.
    Mein Partner schweigt. Ist ihm entgangen.
    Ich inspiziere meine Krallen: »Warst wahrscheinlich für einen Moment abgelenkt.«
    »Falls das eine Anspielung auf Ann-Sophie sein soll: Vergiss es.«
    »Komisch: Du sprichst von ihr, als würdet ihr euch seit Ewigkeiten kennen.«
    »Vergiss es, hab ich gesagt.«
    »Okay, schon vergessen.«
    »Gut.«
    »Aber interessieren würde mich ja schon, was dich außer Ann-Sophie sonst noch hätte ablenk…«
    »Noch ein Wort, und du läufst nach Hause.«
    Ein letzter Blick in die Ferne, hinüber zum Gestüt der Hansens, dann klopft Phil auf seine Tasche: Husch, husch, ins Körbchen. Wie ein Turmspringer nehme ich Haltung an, hüpfe von der Lehne und lande mit gespreizten Beinen direkt … auf der Messingschnalle, ramme mir den Verschluss in den Hintern und krache auf die Bank, von wo ich kopfüber auf den matschigen Rasen stürze.
    »Respekt«, kommt es von oben.
    Phil hält mir seine ausgestreckte Hand hin. Unauffällig

Weitere Kostenlose Bücher