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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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schwindelig. »Und … Ist es gefährlich?«
    Ich lasse ein unwilliges Schnaufen hören: »Was habe ich gerade gesagt?«
    »Weiß nicht.«
    »Dass ich nicht weiß, was es ist.«
    »Ah.«
    »Genau – ah.« Ich hebe eine Klaue: Aufgemerkt, Langhals! »Wenn ich nicht weiß, was ein Vierzehn B ist, wie kann ich dann wissen, ob es gefährlich ist?«
    Der Flamingo reibt den Kopf gegen das andere Bein. »Kannst du nicht?«
    »Nein.«
    »Ah.«
    Er scheint sich mit meiner Antwort zufriedenzugeben. Ich zerre die Fliese über das Loch.
    Bevor mein Kopf jedoch endgültig im Erdreich verschwindet, schlängelt sich noch einmal sein Schnabel auf mich zu: »Und dieses …«
    »Vierzehn B!«, rufe ich genervt.
    »Dieses Vierzehn B. Ist es?«
    »Was?«
    »Gefährlich?«
    Ich verschließe den Ausgang.
     
    Die Leuchtschlange an der Decke unseres Headquarters taucht den Raum zur Abwechslung in bläuliches Licht. Sieht ziemlich krass aus und soll unter Garantie wieder etwas stimulieren oder so. Allerdings werde ich meinen Bruder unter Garantie nicht danach fragen. Nach diesem Tag habe ich echt keinen Nerv auf Vorträge. Davon abgesehen, würde es mich wundern, wenn der alte Schlaumeier, so wie er da an unserem Konferenztisch sitzt, es mir nicht sowieso …
    » 430  Nanometer. Wirkt beruhigend auf das vegetative Nervensystem«, sagt Rufus.
    Ich ziehe mir einen Schwimmflügel heran und fläze mich hinein. Großer Gott, bin ich müde.
    Ich sehe Rufus an, er sieht mich an. So, wie das Licht sein Fell blau färbt, sieht er aus wie der ausgemusterte Produktionsfehler eines Plüschtierherstellers. Er checkt seine Herzchen-Armbanduhr.
    »Wir haben ein Vierzehn B, und du brauchst drei Stunden und zwölf Minuten, um in den Bau zu kommen?«
    »Wenn du es sagst.«
    »Da frage ich mich natürlich, was wohl passiert, wenn wir mal einen Eins A haben?«
    »Natürlich fragst du dich das.«
    Er lehnt sich zurück: »Kann es sein, dass mich mein Bruder gerade nicht richtig ernst nimmt?«
    Kann sein. »Hör zu«, sage ich, »ich habe einen verdammt langen Tag hinter mir. Entweder sagst du mir jetzt, was los ist, oder du kannst dir deinen Vierzehn B gepflegt in den Hintern schieben.«
    Als müsse er überlegen, wofür er sich entscheidet, verschränkt Rufus die Vorderbeine vor der Brust. Ich zähle im Geiste von zehn rückwärts. Wenn ich bei null bin, ohne dass er etwas gesagt hat, stehe ich auf und lege mich schlafen. Leider verheddere ich mich irgendwo zwischen sieben und fünf, und bis ich bei zwei bin, sagt Rufus:
    »Ich habe mir die Aufnahmen vom Sturz noch einmal vorgenommen und sie mit Hilfe einer Frame-to-frame-Software untersucht.«
    Vergiss es, Rufus, ich werde nicht fragen. Spuck es aus oder lass es bleiben. Zehn, neun, acht …
    Rufus merkt, dass seine Zeit abläuft. Schließlich kapituliert er: »Eine Frame-to-frame-Software ist ein Programm, mit dem man einen Film in seine Einzelbilder zerlegen kann.«
    »Ein Vierzehn B zu haben heißt also: ›Ich habe einen Film mit einer Frame-to-frame-Software zerlegt?‹«
    »Nein. Ein Vierzehn B – das musst du echt mal lernen – heißt, dass es neue Erkenntnisse in einer laufenden Untersuchung gibt.«
    Ich lehne mich ebenfalls zurück. Gleich fallen mir die Augen zu. »Bin ganz Ohr.«
    »Nein, du bist ganz Auge, wie ich hoffe. Hier …«
    Rufus stemmt sich aus seinem Schwimmflügel, klettert über die Weinkiste auf meine Seite herüber, stellt das Display gegen einen Zuckerstreuer und zeigt mir die entscheidenden Sekunden des Sturzes in Einzelbildern: ein Bild, noch ein Bild, noch ein Bild, noch ein Bild … Die Beine von Stardust erscheinen jeweils in einer anderen Position: vorne, hinten, vorne, Mitte, vorne, Mitte, hinten … Olaf, der Jockey, kauert derweil bewegungslos und mit angespanntem Gesicht in der Hocke.
    »Hast du’s gesehen?«, fragt Rufus plötzlich.
    Das bin ich vorhin schon einmal gefragt worden. Da meinte Phil, ein Okapi habe die Fahrbahn gekreuzt. Doch da war nichts. Vorhin nicht und jetzt auch nicht. »Wenn du das galoppierende Pferd meinst: Ja, das hab ich gesehen.«
    »Hier!« Rufus drückt irgendwo drauf, und die Bilder beginnen, im Drei-Sekunden-Takt rückwärts zu laufen. »Slideshow-Funktion«, erklärt er.
    Leck mich.
    Rufus stoppt die Abfolge. »Jetzt gesehen?«
    »Du gehst mir auf die Eier.«
    »Pass auf, ich mach noch mal vorwärts.«
    Bild, zwo, drei, vier, Bild, zwo drei, vier, Bild … Rufus stoppt die Bildfolge.
    »Na?«
    Ich reibe mir die Augen. »Wie

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