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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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gesagt: Du gehst mir echt auf die Eier.«
    Er klickt sich vier Bilder zurück. Der Moment direkt vor dem Sturz. »Was sagst du dazu?«
    Ich beuge mich vor: Stardust in gestrecktem Galopp, der Jockey, ein paar Längen dahinter Störtebeker in hochmütigem Trab.
    »Sehr interessant«, sage ich.
    »Na hier!« Rufus deutet mit einer ausgetreckten Kralle auf … nichts.
    Ich korrigiere: Er zeigt auf einen winzigen, braunen Punkt. »Du veranstaltest diesen ganzen Aufriss, um mir ein Stück aufspritzende Erde zu zeigen?«
    »Hab ich auch gedacht, mein Lieber, hab ich auch gedacht. Doch der Punkt ist nur auf einem einzigen Bild zu erkennen. Wäre es ein Stück Erde, müsste er auf mindestens fünf oder sechs Bildern zu sehen sein. Aus diesem Grund habe ich eine weitere Software darauf angesetzt …«
    »Erspar’ mir die Details, bitte.«
    »Also schön, weil du es bist. Lange Rede, kurzer Sinn: Herausgekommen ist das hier.«
    Er zeigt mir ein Bild mit einem bräunlichen Gegenstand von unbestimmter Form, der sich in 3 D darstellen und in jede beliebige Richtung drehen lässt. Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte, auf jeden Fall, und da muss ich meinem Bruder mal wieder recht geben, ist es kein Erdklumpen. Dafür ist es zu symmetrisch. Außerdem scheint es einen Rand zu haben. Ein bisschen erinnert es an eins dieser Pads, aus denen man neuerdings Kaffee presst.
    Okay, Rufus, du hast mich: »Was ist das?«, will ich wissen.
    »Genau lässt sich das nicht bestimmen, aber es scheint irgendeine Art von Geschoss zu sein.«
    »Aber für eine Patrone ist es viel zu groß.«
    »Richtig. Eine Patrone hätte auch ein Einschussloch verursacht. Und Stardust hatte nirgends ein Einschussloch. Dieses Geschoss hier ist nicht aus Metall.«
    »Sondern?«
    »Möglicherweise ein Granulat oder etwas in der Art. Hier …«
    Rufus geht zurück zu den Filmbildern und zeigt mir die Aufnahme, die der eben gesehenen folgt. Das Geschoss ist nirgends zu erkennen, dafür zeichnet sich ein Schatten auf Stardusts linker Schulter ab, eine Delle in der Muskulatur, und um diese Delle herum ist ein bräunlicher Schmutzfleck zu erahnen, als hätte jemand mit einem fettigen Finger auf das Display getippt. Auf dem nächsten Bild knickt bereits Stardusts Bein weg.
    »Das Ding hat sich beim Aufprall aufgelöst!«, rufe ich.
    »Lässt sich nicht abschließend beurteilen.« Rufus ist um Sachlichkeit bemüht. »Auf jeden Fall wäre es eine mögliche Erklärung dafür, weshalb man nichts Verdächtiges gefunden hat.«
    »Was soll das heißen: Es lässt sich nicht abschließend beurteilen?«
    »Das heißt, aus dem, was mir vorliegt, ist mehr nicht herauszuholen. Dafür sind auch die Aufnahmen von zu geringer Qualität. Alles Weitere ist reine Spekulation.«
    Schlagartig bin ich wieder wach. Von neuer Energie durchströmt. Am Ende bist du, was du bist. Und ich bin ein Schnüffler! Stardusts Unfall war kein Unfall. Jetzt müssen wir es nur noch beweisen.
    Ich befreie mich aus dem Schwimmflügel und beginne umherzulaufen. Das blaue Licht beruhigt mein veganes Nervensystem nullinger. »Was bräuchtest du denn, um es abschließend zu beurteilen?«
    Rufus wirft mir einen skeptischen Blick zu: »Wenn ich das Material untersuchen könnte, würde mich das vielleicht weiterbringen, aber das ist nicht zu machen, also …«
    »Wieso ist das nicht zu machen?«
    »Weil sich das Geschoss, wie du ganz richtig festgestellt hast, beim Aufprall in seine Bestandteile zerlegt hat.«
    »Und wieso sollen wir die nicht finden können?«
    »Vergiss es, Ray, auf der Aufnahme sind die nicht mal als Einzelteile zu erkennen.«
    »Das bedeutet?«
    »Die Partikel können nicht größer sein als … eine Laus zum Beispiel.«
    Ich drehe noch eine Runde, dann bleibe ich stehen, fahre eine Kralle aus und fixiere Rufus, so wie Henger es vorhin bei Phil gemacht hat: »Na und? Haben wir hier im Zoo etwa nicht genug Spezialisten, die sich aufs Lausen verstehen?«
    »Du willst die Rennbahn lausen lassen?«
    »Wie groß wäre denn die betreffende Fläche?«
    Rufus überlegt: »So groß wie unser Gehege – max.«
    »Das machen Kasai und Sankuru doch in null Komma nix!«
    »Du willst zwei autistische Sexmaniacs auf die Rennbahn loslassen?«
    »Hast du eine bessere Idee?«

Kapitel 11
    »O nein!«
    Ich habe Phil mit meiner Kralle ein Ohrloch stechen müssen, jetzt allerdings ist er wach. Auf seiner Stirn prangt ein roter Bogen – der Abdruck des Lenkrads, auf dem sein Kopf die vergangenen Stunden

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