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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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kein Magenta mehr. Auf der ganzen Welt nicht. Indem wir den Fall Tibor Nagy letztes Jahr zum Abschluss gebracht haben, ist die Droge ausgestorben, existiert nicht mehr. Ich habe noch drei Kapseln an einem sicheren Ort gebunkert, schließlich kann man nie wissen, was die Zukunft einmal bringen wird. Doch davon weiß niemand, absolut niemand, und es wird auch niemand erfahren.
    »Es ist wegen Natalie.«
    Da hätte ich auch von selbst drauf kommen können. Wann immer mein Bruder so aussieht, wie er jetzt aussieht, hat es mit Natalie zu tun. »Natalie will Magenta von dir?«
    »Nein.« Rufus sieht ausgesprochen unglücklich aus. »
Ich
will Magenta für
Natalie
 – also für
mich
 …«
    »Du willst es für dich selbst?«
    »Wie gesagt: Wenn man es richtig dosiert, lässt sich das Risiko beherrschen.«
    »Darf ich erfahren, woher du das weißt?«
    Rufus nuschelt etwas in seine Barthaare.
    »Wie bitte?«
    Nuschel, nuschel.
    »Wie bitte?«
    Er seufzt: »Selbstversuch.«
    Das gibt’s doch nicht! Rufus muss herausgefunden haben, wo ich …
    »Ich hatte noch ein paar Tabletten gesichert – ohne es dir zu sagen. Entschuldige …«
    »Gesichert?«
    »Beiseitegeschafft – also versteckt.«
    »Und mir nichts davon gesagt?« Rufus schüttelt den Kopf.
    »Ach, und weil du mich belogen hast, schließt du daraus, dass ich dich ebenfalls belogen und noch irgendwo Magenta gebunkert haben könnte.«
    Er blickt sich um: »Könntest du bitte nicht so laut sein?«
    »Wie viel brauchst du denn?«, frage ich.
    »Heißt das, du hast noch?«
    Träum weiter, Brüderchen. »Nein, Mann, war eine Verarsche. Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll.«
    Inzwischen ist Rufus auf halbe Größe zusammengeschrumpft: »Ich will sie nicht verlieren, Ray.«
    Du hast sie nie besessen, denke ich. Ein Weibchen, das so viel Bestätigung braucht wie Natalie, wird sich nie mit nur einem Erdmann zufriedengeben.
    »Hör zu«, sage ich, »was immer du dir mit Natalie erhofft hast – es wird nicht eintreten. Da hilft auch kein Magenta. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann weißt du das auch.«
    Er nickt resigniert.
    Ich muss an Elsa denken und frage mich, ob wir gerade über Rufus und Natalie sprechen oder über mich und Elsa.
    »Solange du mit ihr zusammen bist«, doziere ich weiter, »wird sie dich unglücklich machen. Es gibt solche Weibchen. Die sind nicht dazu geschaffen, ein Männchen glücklich zu machen. Die können den anderen immer nur unglücklich machen. Wenn man da unversehrt herauskommen will, muss man den anderen irgendwann ziehen lassen.«
    »Ich weiß«, schnieft mein Bruder, »aber die Hoffnung ist nun mal die zweite Seele der Unglücklichen.«
    »Lothar Matthäus?«, frage ich.
    Rufus schüttelt den Kopf: »Goethe.«
    Ich kratze mir den Bauch, erst längs, dann quer, dann diagonal. Was macht man mit einem wie Rufus? Geteiltes Leid ist halbes Leid, heißt es. Aber mal ganz ehrlich: Am Ende kann es einem doch keiner abnehmen. Rufus und ich sitzen im selben Boot, aber jeder muss seine Suppe selbst auslöffeln.
    »Ich hab was für dich«, sage ich, »das wird dich auf andere Gedanken bringen.«
    »Und was?«, fragt er müde.
    Ich lege ihm ein Vorderbein um die Schulter und steuere ihn in den Bau hinein. Im Headquarter angekommen, nehme ich die Tupperdose, die ich vorhin auf dem Konferenztisch abgestellt habe, halte sie neben sein Ohr und schüttele sie wie eine Rassel.
    »Kasai und Sankuru haben wirklich etwas gefunden?«, fragt er.
    Statt zu antworten, öffne ich die Dose und halte sie ihm hin. »Reicht dir das?«
    Er inspiziert den Inhalt. »Denke schon.«
    Ich finde ja, etwas mehr Euphorie wäre angebracht, aber na ja …
    »Was ist mit den Lampen?«, fragt er.
    Sonst hast du keine Sorgen, denke ich. Aber so ist er halt: Muss alles immer seine Ordnung haben. »Eine habe ich zurück in die Asservatenkammer gelegt, die andere steckt im Rachen eines Schäferhundes.«
    »Verstehe«, sagt er gleichmütig. »Ich mache mir einen geistigen Vermerk, damit ich später nicht vergesse, sie aus dem Bestand auszubuchen.«
    Der Typ kann einem wirklich auf die Nerven gehen –.
    »Rufus?«
    »Hm?«
    Ich deute auf die Dose: »Wie lange wirst du brauchen, um herauszufinden, was das ist?«
    »Ich bin kein Hellseher, Ray.«
    »Okay«, sage ich. »Phil wollte sich im Bahnhof etwas zu essen holen, noch mal zwei Stunden seinen Kopf auf das Lenkrad legen, sich anschließend ein neues Paar Schuhe kaufen und wieder herkommen.«
    Rufus hat bereits eine

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