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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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dann hier sein?«
    »Ich fordere dich auf, augenblicklich unser Headquarter zu verlassen!«
    Inzwischen steht Marcia neben mir und tätschelt mir ganz ungeniert den Bauch. Bereits im Winterquartier hat sie mir unmissverständlich Paarungsbereitschaft signalisiert. Ob das nicht ein bisschen früh sei, habe ich sie gefragt, immerhin ist sie aus dem fünften Wurf. Ich solle mich nicht so haben, meinte sie nur, sie sei eben früher dran als die anderen und längst geschlechtsreif. Und: »Ich werde nicht ewig warten, Ray. Irgendwann ist auch für dich der Zug abgefahren.« Jetzt rückt sie sich ihre Glitzerhaarspange zurecht und legt dabei beide Vorderbeine so weit hinter den Kopf, dass Rufus und ich unmöglich an ihren rasierten Achseln vorbeisehen können.
    »Also dein Bruder«, flötet sie mir zu, »ist immer so … unlocker. Woher hat er das bloß?« Dabei kneift sie mir heimlich in die Hüfte.
    »Frühkindliches Trauma«, erwidere ich und ziehe unauffällig ihre Hand aus meinem Fell. »Er kann nichts dafür. Und jetzt sei so gut, lass uns alleine und geh mit deinen Geschwistern aus dem fünften Wurf spielen. Wir haben wirklich wichtige Dinge zu bereden.«
    Marcia schürzt die Lippen und schiebt sich voll lolitamäßig eine Kralle ins Maul. »Na schön …« Sie macht auf dem Absatz kehrt und wackelt hinaus. Im Durchgang bleibt sie noch einmal stehen und dreht mir den Kopf zu. Die Kralle hat sie noch immer im Maul. »Und was soll ich deinem Partner sagen?«

Kapitel 13
    Phil hat einen Anruf von Kliff Henger bekommen. Der Koffer des vermissten Mannes ist aufgetaucht. Der Wirt hat gefragt, was er damit machen soll.
    »Wo hat der Wirt den Koffer denn gefunden?«, frage ich irritiert und betrachte dabei die gemächlich vorbeiziehende Landschaft. Wieder sind wir auf dem Weg nach Nowehr. In den Sitzpolstern hängt noch ein Hauch Tollkirschenschnapsaroma.
    »Im Zimmer des Vermissten.«
    Erstaunt drehe ich den Kopf zu Phil. »Soll das etwa heißen, Henger hat den Wirt nicht gefragt, ob der Mann Gepäck bei sich hatte?«
    »Guter Einwand. So ähnlich habe ich auch reagiert.«
    »Und?«
    »Davon stand wohl nichts im großen Handbuch der Verbrechensaufklärung.«
    »Tja. Sei froh, dass wenigstens dein Partner ein professionelles Team an seiner Seite hat.«
    »Wen meinst du? Die zwei sexsüchtigen Bonobos, die du angeschleppt hast?«
    »Die auch. Die haben auf der Rennbahn einen guten Job gemacht«, erwidere ich.
    »Und meinen Rücksitz in einen Affenpuff verwandelt«, ergänzt Phil.
    »Egal. Immerhin hat die Sache funktioniert.« Ich mache eine Kunstpause. »Wir haben nämlich jetzt das Projektil. Und, was noch wichtiger ist …« Hier lege ich Kunstpause Nummer zwei ein. »… wir haben auch die Mordwaffe.«
    Jetzt dreht Phil mir erstaunt den Kopf zu. Über seiner Sonnenbrille tauchen zwei hochgezogene Augenbrauen auf. »Und wie, zur Hölle, habt ihr das herausgefunden?«
    Ich puste mir auf die rechte Vorderkralle und poliere sie an meinem Brustfell. »Rufus hat aus den Bröseln, die wir auf dem Geläuf gefunden haben, ein Geschoss rekonstruiert. Zu sechsundneunzig Prozent, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.«
    »Und?«
    »Ist irgendein Schweizer Spezialding. Streng geheim. Rufus wollte dir ’ne SMS mit den Einzelheiten schicken.«
    Phil zieht sein Handy hervor, tippt darauf herum, findet, was er sucht, liest eine Weile schweigend, wobei er abwechselnd auf das Display und die Straße blickt, und steckt das Gerät schließlich wieder ein. Dann starrt er unbeweglich nach vorn, als müsse er den Wagen durch dichten Nebel navigieren.
    Ich weiß, er denkt nach. Also halte ich meinen Mund und genieße die Aussicht.
    Nach einer Weile wird mir langweilig. Ich beschließe, meinem Partner auf die Sprünge zu helfen. Vielleicht hat der letzte Tollkirschenschnaps ihn ein paar Gehirnzellen zu viel gekostet. »Soweit ich das überblicken kann, gibt es nur zwei Personen, die für diesen Mord in Frage kommen …«, beginne ich.
    »Der alte Uckermark oder Luis Schacher«, unterbricht Phil prompt. »Oder eben … beide.«
    Ich stutze. Phil ist offenbar geistig auf der Höhe wie eh und je. Keine Spur von bleibenden Tollkirschenschnapsschäden. Im Gegenteil. Er hat mir sogar den Gedanken voraus, dass es gleich zwei Täter geben könnte.
    Ich rufe mir das Bild ins Gedächtnis zurück, als Schacher ins Haus ging und Uckermark ihm mit hängenden Schultern folgte. »Die beiden können sich nicht ausstehen«, antworte ich. »Das ist eine

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